Diskussion:Bahnhof Grenzstraße

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Ich beschäftige mich sehr intensiv mit dem städtischen Nahverkehr Dresdens (Straßenbahn + Kraftomnibus). In diesem Zusammenhang habe ich den Arbeiterberufsverkehr in Dresden-Klotzsche in den Jahren 1955 bis 1969 näher untersucht und kann neue, durch Quellen gesicherte, Daten zum Bahnhof Dresden Grenzstraße liefern. Ziel meines Hinweises ist, die Angaben im Stadtwiki zum Bahnhof Grenzstraße zu aktualisieren/ korrigieren. Der Bahnhof Dresden Grenzstraße wurde im Rahmen des Aufbaues der DDR Flugzeugindustrie (1955 – 1958) gleichzeitig mit den Hallen 219 (heute Terminal) und 222 (heute Elbe Flugzeugwerke GmbH) und deren Bahnanschluss errichtet. Der Anschluss an das Eisenbahnnetz erfolgte über die seit ca. 1935 bestehende Anschlussbahn vom Bf. Dresden-Klotzsche zur vormaligen Luftkriegsschule. Das Gleis zweigte kurz hinter der Eisenbahnüberführung über die Königsbrücker Landstraße ab und führte fast parallel zur Grenzstraße bis in die Nähe der beiden Hallen. Es war in diesem Bereich von Anfang an neben dem Güterverkehr auch ein Personenbahnhof (Arbeitstitel Werkbahnhof Hellerau) geplant. Im Bauwerksbuch der heute noch genutzten ursprünglichen Personenunterführung ist als Baujahr 1958 genannt. Die Übergabe der Strecke mit dem Bahnsteig des Bahnhofes Grenzstraße war am 04.07.1958 abgeschlossen. Ab 01.10.1958 verkehrten zwischen Bahnhof Dresden-Klotzsche (Gleis 1a) und Werkbahnhof an der Grenzstraße Personenzüge der Werkbahn. Das heißt, dass in Dresden-Klotzsche umgestiegen werden musste. Öffentliche Personenzüge verkehrten ab 28.05.1967 von Schöna nach Dresden-Klotzsche. Diese fuhren weiter nach Dresden Grenzstraße und durften aber ab Dresden Klotzsche nur von Werksangehörigen auf Betriebsausweis benutzt werden. Ab 01.01.1969 wurde die Infrastruktur der Anschlussbahn bis zum Bahnhof Grenzstraßen von der Deutschen Reichsbahn übernommen. Ab diesem Zeitpunkt ist der Bahnhof Dresden Grenzstraße auch Tarifpunkt und es konnten Fahrkarten nach hier ausgegeben werden. Das war bisher nicht der möglich! Im Kursbuch des Winterfahrplanes 1969/ 70 (gültig ab 28.09.1969) erscheint der Bahnhof erstmalig in der Tabelle 303 Pirna – Dresden Hbf – Arnsdorf (b. Dresden). Zum Zeitpunkt der Eröffnung verfügte der Bahnhof über eins der modernsten Gleisbildstellwerke in der DDR.

Quellen:

1. Bauwerksbuch für die Personenunterführung (DB Station&Service AG) weist als Baujahr 1958 aus. Der Tunnel wurde 04.07.1958 gemäß Übergabeprotokoll (Archiv der Elbe-Flugzeugwerke GmbH, Akte 662/ 1862) zur Nutzung übergeben. Die Übergabe des Bahnsteiges erfolgte zwischen 24.05.1957 und 03.07.1957, das Gleisbildstellwerk wurde am 03.07.1957 übergeben. Quelle: Archiv Elbe Flugzeugwerke GmbH Dresden.

2. Am 01.10.1958 beginnt der Personenverkehrs auf der Werkbahn zwischen Bf. Dresden-Klotzsche und Werkbahnhof Grenzstraße laut Betriebszeitung „Der Flugzeugbauer“ (Organ der Betriebsparteiorganisation der VEB Industriewerk und MAB) Nr.: 23+24 vom 17.10.1958

3. „Betriebliche Mitteilungen der Rbd Dresden Nr.: 32 + 33/ 4 vom 15.04.1967“ wird die Neuaufnahme der Strecke 89 Dresden-Klotzsche – Dresden Grenzstraße in die „Dienstvorschrift für die Aufstellung des Anhangs zu den Fahrdienstvorschriften (DV 411 a + b)“ bekanntgegeben. Gültig ab sofort.

4. Sächsische Zeitung vom 23.05.1967 „Für besseren Berufsverkehr – Direktzug ins Industriegelände“. Ab 28.05.1967 verkehrt täglich ein Zug von Schöna nach Dresden Grenzstraße (an 06:26 Uhr) und montags bis freitags (ab 16:05 Uhr) und sonnabends (11:49 Uhr) zurück nach Schöna. Für Beschäftigte der Klotzscher Betriebe wird „Fahren auf Betriebsausweis“ eingeführt. Der Bahnhof Dresden Grenzstraße ist noch kein Tarifpunkt.

5. Schreiben der Reichsbahndirektion Dresden an die Abteilung Werkanalagen des VEB Flugzeugwerft Dresden vom 17.06.1968) enthält die Genehmigung des Ministers für Verkehrswesen (erteilt am 24.05.1968) zum Rechtsträgerwechsel der Anschlussbahn. Die Übernahme der Rechtsträgerschaft durch die Deutsche Reichsbahn soll zum 01.01.1969 erfolgen.

6. „Betriebliche Mitteilungen der Rbd Dresden Nr.: 37/ 5 vom 20.05.1969“ Neuaufnahme der Strecke Nr.: 89 Dresden-Klotzsche – Grenzstraße veröffentlicht. Gültig ab 01.06.1969 als Berichtigung 3 in die „Vorläufige Übersicht über die zulässigen Achs- und Meterlasten für die Strecken des Rbd-Bezirkes Dresden“.

7. „Tarif- und Verkehrs-Anzeiger (Organ des Ministeriums für Verkehrswesen und des Zentralen Transportausschusses der Deutschen Demokratischen Republik) 454/57 vom 24.12.1968 Änderung zum Tfv 603 Entfernungszeiger für den Personen- und Gepäckverkehr, Teil 1 – Bahnhofsentfernungstafel“: Nachtrag Dresden Grenzstraße einfügen. Gültig ab 01.01.1969.

8. Der Bf Dresden Grenzstraße erscheint erstmals im Kursbuch der Deutschen Reichsbahn, gültig ab 28.09.1969, in der Streckentabelle 303 Pirna – Dresden Hbf – Arnsdorf (b. Dresden).

9. SLUB Dresden „Betriebliche Mitteilungen der Rbd Dresden Nr.: 21/ 6 vom 02.10.1972 laut Weisung des Ministers für Verkehrswesen vom 14.08.1972 darf der Wendezugbetrieb auf den Abschnitt Dresden-Neustadt – Dresden Grenzstraße ausgedehnt werden.

10. Bauunterlagen/ Übergabevermerke/ Werkzeitungen Archiv der Flugzeugwerke GmbH (Akte 662-1862).

Ich selbst fuhr als Student in der Zeit von 1974 bis 1978 als Zugbegleiter auch ab und an nach Dresden Grenzstraße. Dort bestand damals keine Umfahrungsmöglichkeit mehr, so musste der Zug nach Dresden-Klotzsche zurückgedrückt werden, um dort die Lok umzusetzen. Nach meiner Kenntnis, ist vor Aufnahme des elektrischen Betriebes nach Dresden Flughafen kein Wendezug (= geschobener Zug) nach Grenzstraße nachweisbar. Es gibt jedoch ein Foto, dass kurz vor dem Bahnhof Dresden-Klotzsche eine Wendezuggarnitur mit vorgespannter Diesellok zeigt. Bahnbetrieblich gesehen ist das aber kein Wendezug. Die E-Lok wurde am Schluss der Zuggarnitur „abgebügelt“ nach Grenzstraße mitgeführt, denn die Strecke war nicht elektrifiziert. Für Rückfragen stehe ich jederzeit gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen Reinhard Elbertzhagen

Hallo Reinhard: Vielen Dank für die vielen (zumindest für mich) neuen Details zum Bahnhof. Ich habe mich schon während meines Studiums an der HfV mit den Dresdner Bahnhöfen beschäftigt, allerdings mit dem Bahnhof Grenzstraße nur sehr wenig. Lag sicher auch daran, dass ich mit meiner Tätigkeit auf dem heute nicht mehr existenten Befehlsstellwerk 6 (gleiches Schicksal wie die 5) im Bahnhof Dresden-Neustadt ein anderes Steckenpferd hatte. Allerdings kann ich mich an Ende der 1970er/ Anfang der 1980er Jahre erinnern, als ich ebenfalls bis zu diesem Bahnhof - zu diesem Zeitpunkt mit Wendezügen - gefahren bin, als wir PA (früher UTP) im Werk am Flughafen hatten. Du kannst gerne die Fakten und Details mit Deinen ebenfalls sehr guten Quellenangaben selbst in den Artikel einfügen. Kennst Du evtl noch jemanden, der ein altes Foto von dem Bahnhof hat? VG --Renhau 22:50, 26. Jun. 2019 (CEST)

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