Betriebliche Feuerwehr IFW

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Ärmelaufnäher IFW
aktuelle IFW Feuerwehr (2009)
alte IFW Feuerwehr (1980)

Die Betriebliche Feuerwehr IFW, gegründet 1955, ist eine Betriebliche Freiwillige Feuerwehr im Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden e. V. (IFW) auf der Helmholtzstraße 20. Das Leibnizinstitut ist ein Nachfolgeinstitut des Zentralinstituts für Werkstofforschung (Akademie der Wissenschaften der DDR). Welches u.a. Objekte auf der Helmholtzstraße 20 und auf der Winterbergstraße 28 hatte. Diese beiden Objekte hatten jeweils eine Betriebsfeuerwehr, welche mit der Bildung des IFW 1992 vereint wurden.

Im März 1955 führte das Kommando Feuerwehr (damals zugehörig zum Volkspolizeiamt Dresden) im Institut für metallische Spezialwerkstoffe Dresden eine Brandschutztechnische Grundkontrolle durch, deren Ergebnis unter anderem die Verpflichtung zur Umsetzung einer Verordnung vom 28.08.1949, „Bildung von Betriebsfeuerwehren“ beinhaltete. Am 15.11.1955 schlug der Brandschutz-Verantwortliche Paul Reichelt aufgrund der brandschutztechnischen Grundkontrolle und des Abs. 41 des Betriebskollektivvertrages der Institutsdirektion 19 Kollegen für die Bildung eines Löschtrupps, also für die Betriebsfeuerwehr vor. Der stellvertretende Brandschutzverantwortliche Herbert Männel übernahm in der Folgezeit als Leiter die Wehr.

Trotz kontinuierlicher Verbesserung der technischen und räumlichen Ausstattungen war es erst im Juni 1982 möglich, die betriebliche freiwillige Feuerwehr im ZFW, Objekt Helmholtzstraße, mit einem Tragkraftspritzenanhänger TSA/TS8 auszurüsten. Der erste Einsatz war dann ein Wiesenbrand auf einem benachbarten Grundstück an der Helmholtzstraße /Ecke Nöthnitzer Straße. Weitere Einsätze hatte die Wehr bei der Bekämpfung kleinerer Büro- oder Laborbrände. Auch die Neutralisation von geborstenen Säure-Glasballons (09.01.1963 50 Liter Salzsäure; 12.10.1970 45 Liter Salpetersäure) mussten ohne Atemschutztechnik bewältigt werden. Weitere Aufgaben der Wehr waren die Absicherung von Belegschafts- und Kinderweihnachtsfeiern. In den 80iger Jahren wurden die Kameraden bei den Wohnstättenkontrollen im Stadtbezirk Dresden-Süd auch in der Öffentlichkeit wirksam. Bereits Mitte der 70iger Jahre wurde die personelle Aufrechterhaltung der Wehr immer schwieriger. Mit der Bildung von 2 Zivilschutzzügen (Sanitäts- und Rettungszug) im Zentralinstitut sowie der Verpflichtungen zur Kampfgruppe wurde die Anzahl der für den Feuerwehrdienst geeigneten Kollegen immer geringer. Ganz prekär wurde es dann in den Nachwendejahren. Waren es 1988 noch 23 Kameraden, die der Wehr auf der Helmholtzstraße angehörten, so konnten 1992 zur Gründung des IFW nur noch 6 Angehörige zur Wehr gezählt werden. Zum einen wurde der Personalbestand mit der Neugründung des Instituts sehr deutlich reduziert. Aber auch mehrere Kameraden sahen ihren damaligen Dienst als DDR-Pflichtveranstaltung oder Ausweichort vor der Zivilverteidigung an und verließen nach der Wende sofort die Wehr. Kamerad Ekkehardt Müller übernahm die Wehr nach dem Ausscheiden von Herbert Männel. Das damalige Institut für angewandte Physik der Reinststoffe auf der Winterbergstraße 28 wurde erst in der Jahren 1956 bis 1959 mit den 3 Gebäuden und mehreren Nebengebäuden (Baracken) erbaut. Am 28.07.1959 verpflichtete der Brandschutzverantwortliche Hans Pietzsch die erste Löschgruppe des Instituts. Helmuth Schöne wurde als Löschgruppenführer für die 10köpfige Gruppe eingesetzt. Die Ausrüstung bestand aus einem TSA/TS8. Als Atemschutz war die Maske mit Filter vorgesehen. Sie wurde allerdings nicht eingesetzt und dann auch abgeschafft, da die Vielartigkeit der Chemikalien in den Labors zu einem falschen Sicherheitsgefühl hätte führen können. Fast jährlich musste sich die Mannschaft dann mit den Kohlenbränden beschäftigen. Besonders die feuchte Rohbraunkohle neigte zur Selbstentzündung (oder wurde bereits glimmend angeliefert), was sich dann als erschwerend erwies, wenn sich die Kohle bereits im unterirdischen Bunker befand. Ohne Atemschutz musste dann die Kohle umgeschaufelt und gelöscht werden. Kritischer wurde das Einsatzrisiko mit den Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Darstellung von Reinstsilizium. Die Tri- bzw. Tetrachlorsilan-Rückstände reagierten unberechenbar und führten nicht selten zu Verpuffungen, so dass man sich gezwungen sah, die Labors aus dem Hauptgebäude auszugliedern und in das dafür errichtete Sonderlabor („Hexenhaus“) zu verlegen. Es wurde behauptet, die in dem Labor tätigen Mitarbeiter hätten das Labor öfter durch das Fenster als durch die Tür verlassen. Die Rollreifenfässer mit den Ausgangsstoffen und den Rückständen lagerten unter Wasserkühlung auf dem Hof. Im Juli 1962 hatte sich die Verschraubung eines Fasses derart zugesetzt, dass es nicht mehr gelang, dieses gewaltfrei zu öffnen. Die Reibung beim Öffnen hätte zur Explosion führen können. Ebenso war ein Transport über öffentliche Straßen auszuschließen. Das Fass wurde am 19.07.1962 um 1:00 Uhr auf dem Freigelände zwischen Institut und Bahndamm (später VEB Hochvakuum) von der Volkspolizei mittels Jagdmunition aufgeschossen. Der Zugverkehr musste in der Zeit unterbrochen werden. Glücklicherweise war die Aktion gut ausgegangen. Die Trichlorsilan-Rückstände waren “nur“ in der Erde versickert. Eine weitere Aufgabe bestand für die Wehr die monatliche Entsorgung von brennbaren Lösungsmittel-Rückständen sowie den Tri- bzw. Tetrachlorsilan-Rückständen im offenen Feuer auf dem Freigelände im Objekt, was nicht selten eine unübersehbare Umweltverschmutzung darstellte. Diese „Vernichtung“ war kein Ruhmesblatt, entsprach aber den damaligen Möglichkeiten des Landes. In den 80iger Jahren wurden die Rückstände dann durch andere Einrichtungen entsorgt. Im Jahr 1970 begann Kamerad Hans-Günther Lindenkreuz das 2jährige organisierte Selbststudium für Offiziere und Unterführer der Freiwilligen Feuerwehren im Ausbildungsbereich der Berufsfeuerwehr auf der Katharinen/Louisenstraße. Auf Grund der Erkrankung des Wehrleiters Helmuth Schöne übernahm Kamerad Lindenkreuz gleichzeitig die Wehr kommissarisch.

Von 1969 bis 1991 war das Institut ein Institutsteil des Zentralinstitut für Festkörperphysik und Werkstoffforschung. Bei der Neugründung als Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW Dresden) war die bFFW auf der Winterbergstraße trotz starker Mitarbeiterverringerung noch 16 Kameraden stark. In den Folgejahren wurde das Personal des IFW, Obj. Winterbergstraße mit der baulichen Institutsvergrößerung auf der Helmholtzstraße nach dort verlagert, so dass am 07.09.1994 eine Vereinigung der beiden Wehren erfolgen konnte. Als Wehrleiter wurde Hans-Günther Lindenkreuz gewählt. Wie bereits in den Vorjahren gehörte die Ausbildung am offenen Gewässer zum jährlichen Ausbildungs-Programm, was sich dann auch beim Hochwasser 2002 bewährt hatte. Nachdem sie ziemlich lange im Bereitschaftsraum auf einen Einsatz gewartet hatte, konnte sie dann mit ihrem TSA/TS8 (der Anhänger war inzwischen auf einem neuen Fahrgestell mit PKW-Kupplung und Auflaufbremse umgebaut worden) am Kleinbus zum Hotel Bellevue ausrücken, wo sie 6 Tage und Nächte ununterbrochen im Einsatz waren (anfangs ohne Personalwechsel), bevor sie dann noch 3 Tage auf der Wächterstraße in Dresden-Kaditz gepumpt hatten. So konnten zum Schluss 863 Gesamteinsatzstunden verbucht werden. Die Kameraden wurden mit dem Fluthelferorden 2002 ausgezeichnet.

Im Jahr 2011 wurde Kamerad Hans-Günther Lindenkreuz nach 39 Jahren Tätigkeit als Wehrleiter in den Ruhestand versetzt. Der bisherige Stellvertreter, Kamerad Ekkehardt Müller, übernahm das Amt bis zum Jahr 2012. Seit dieser Zeit ist Kamerad Marco Rosenkranz Leiter der Wehr des IFW Dresden e.V.

Wehrleiter: Marco Rosenkranz
Standortadresse: Helmholtzstraße 20, 01169 Dresden

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