Balduin Teichmann

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Karl Franz Balduin Teichmann, anfangs auch Carl Franz Balduin Teichmann (* 2. Mai 1851 in Dresden; † 3. März 1927 ebenda)[1] war ein königlich-sächsischer Offizier, zuletzt im Rang eines Oberstleutnants. Er war Gründer der Ernst-Keil-Stiftung.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Karl Franz Balduin Teichmann entstammte der sächsischen Beamten- und Offiziersfamilie Teichmann aus Oschatz und Zwickau. Die Familie Teichmann war über Marie Natalie geb. Teichmann (18111857), Tochter von Carl Heinrich Teichmann (17761846), der zweiten Ehefrau des Schneeberger Kaufmanns und Stadtrats Heinrich Schnorr (18051879), mit der Familie Schnorr von Carolsfeld verwandt.[2][3] der sächsische Oberst Bernhard Teichmann (18451895) aus der Reichenauer Linie gehörte ebenfalls zur Familie.

Bernhard Teichmanns Großvater war der bereits erwähnte Carl Heinrich Teichmann (17761846) aus Grimma. Balduin Teichmann war der Sohn des königlich-sächsischen Steuerinspektors zu Annaberg, Karl Anton Teichmann (18091877) und dessen Ehefrau Henriette Therese geb. Reiche-Eisenstuck (18211864). Teichmanns Vater war der Schwager des Kaufmanns Heinrich Schnorr (18051879).  Teichmanns älterer Bruder war der Kaufmann Richard Teichmann (18481907).

Balduin Teichmann heiratete Elisabeth geb. Keil (* 1858 in Grimma; † 1907 in Dresden), Tochter des Buchhändlers, Verlegers, Gründers und Herausgebers der Zeitschrift „Die Gartenlaube“, Ernst Keil (18161878) und dessen 1844 geheirateter Ehefrau Dorothea Karoline geb. Aston (18211894).[4] Teichmanns Ehefrau stiftete u.a. 5000 Reichsmark an das Heidelberger Institut für experimentelle Krebsforschung[5] und vermachte im Februar 1902 auch eine umfangreiche Sammlung an Briefen an die Universitätsbibliothek Leipzig.[6][7]

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Balduin Teichmann wurde am 22. Mai 1851 in Dresden getauft. Er schlug eine militärische Karriere ein und trat am 1. April 1865 in das sächsische Kadettenkorps ein. Er erhielt im alten Kadettenhaus in der Dresdner Neustadt seine höhere Schulbildung. 1869 noch in der 2. Division (Sekunda) des Kadettenkorps, wurde er am 1. April 1870 in die 1. Division (Prima) versetzt. Aufgrund des Ausbruchs des Deutsch-Französischen Krieges ernannte man die Kadetten der obersten Klasse noch Ende 1870 zu charakterisierten Portepee-Fähnrichen und damit zu Offiziersanwärtern.

Am 7. Januar 1871, noch während des Krieges, erhielt Teichmann sein Offizierspatent im ersten Leutnantsdienstgrad als Secondé-Lieutenant im 7. Infanterie-Regiment Nr. 106, normal in Chemnitz und Marienberg stationiert, das allerdings zu dieser Zeit mobil und bei der Okkupationsarmee in Frankreich eingesetzt war. Teichmann wurde im Infanterieregiment der 11. Kompanie zugeteilt. Nach dem Ende des Krieges kehrte Teichmann mit der 11. Kompanie als Bestandteil ds 3. Bataillons nach Marienberg und damit nach Sachsen zurück. Ende 1872 wurde er in die 8. Kompanie nach Chemnitz versetzt, wo man ihn 1873 zum Adjutanten des 3. Bataillons ernannte, das mittlerweile ebenfalls nach Chemnitz verlegt wurde. In dieser Dienststellung blieb er bis Anfang 1875. In Chemnitz zog er in eine Dienststube in der Kaserne in der Zschopauer Straße 20 (Kaserne Nr. 34).[8]

Am 30. Mai 1876 wurde Teichmann zum Premier-Lieutenant befördert. Im gleichen Jahr wurde er als Inspektionsoffizier zur königlich-preußischen Kriegsschule nach Erfurt kommandiert, wo er bis 1878 blieb. Anschließend kehrte er in sein Stammregiment zurück, das mittlerweile nach Leipzig verlegt war und wurde dort stellvertretender Kompaniechef der 9. Kompanie des Infanterieregiments Nr. 106. In der Messestadt wohnte Teichmann anfangs in der Infanteriekaserne im Stadtteil Möckern,[9] ab 1880 dann in der Pfaffendorfer Straße 23[10] und zog 1884 in die Zöllner Straße 4,[11] wo er bis 1886 blieb.

Am 26. Juli 1883 erhielt Teichmann den Charakter eines Hauptmannes (2. Klasse) und übernahm noch im gleichen Jahr die 9. Kompanie des Infanterieregiments Nr. 106 als etatmäßiger Kompaniechef. Am 1. April 1887 wurde Teichmann zum neu gegründeten 11. königlich-sächsischen Infanterie-Regiment Nr. 139 nach Döbeln versetzt, das im Zuge der deutschen Heereserweiterung gebildet wurde. Dort übernahm er als Kompaniechef die 8. Kompanie des 2. Bataillons. Das 3. Bataillon des Regiments befand sich in Leisnig. 1888 wurde Teichmann á la suite des Döbelner Infanterieregiments gestellt. Im gleichen Jahr noch zum Hauptmann 1. Klasse erhoben, blieb er á la suite bis 1890, als er als Hauptmann und Kompaniechef der 1. Kompanie wieder aktiv einrangiert wurde, allerdings in das 6. Infanterie-Regiment Nr. 105 „König Wilhelm II. von Württemberg“. Diese sächsische Infanterieeinheit gehörte zur 66. Infanterie-Brigade des XV. Deutschen Armee-Korps, das sich in den seit 1870/71 zum Deutschen Kaiserreich zugehörigen ehemals französischen Gebieten Elsass und Lothringen befand, mit dem Stabssitz in Strasbourg. Dort blieb er bis 1893, in jenem Jahr bereits viertältester aktiver Hauptmann der sächsischen Armee.

Nachdem Teichmann am 24. März 1893 seine Beförderung zum Major erhielt, wurde er vier Monate später, am 24. Juli 1893, nach 28 Dienstjahren in der sächsischen Armee bei Zahlung eines gesetzlichen Ruhegeldes und der Erlaubnis des Tragens der Armeeuniform in der Öffentlichkeit als Major a.D. (außer Dienst) pensioniert. 1895 kehrte Teichmann nach Dresden zurück, wo er anfangs eine Wohnung in der Wiener Straße 26 hatte.[12] 1899 zog er in die Comeniusstraße 16.[13] 1917 erhielt Teichmann noch den Charakter eines Oberstleutnants a.D. zuerkannt.[14] Ein Jahr später, 1918 zog er in die Ammonstraße 2,[15] 1924 in die Bayreuther Straße 6.[16] Teichmann war seit Anfang 1888 Mitglied des Vereins für historische Waffenkunde.[17] Im Besitz des GRASSI Museums für Völkerkunde zu Leipzig befindet sich ein Kaffeetopf von Teichmann, den er aus einer Reise nach Ägypten mitbrachte.

[Bearbeiten] Ernst-Keil-Stiftung

Balduin Teichmann führte den Wunsch und das Vermächtnis seiner zeitig verstorbenen Ehefrau, eine Stiftung für deren Vater zu gründen, fort und gründete 1918, zum 60. Geburtstag seiner Ehefrau die Ernst-Keil-Stiftung. Die Stiftung ehrte junge Schriftsteller und Schriftstellerinnen regelmäßig mit einem Preis (bis zu 10.000 Mark)[18] sowie mit weiteren Unterstützungen. Dem ersten Stiftungsrat gehörten neben Teichmann als Gründer auch der 3. Leipziger Bürgermeister Dr. jur. Johannes Karl Weber (18591923)[19] an. Später war der Leipziger Stadtrat Stiftungsvorstand. Verliehen wurden die Preise immer zum 23. März, dem Todestag Ernst Keils. Die Preise durften nicht öfter als dreimal an ein und dieselbe Person vergeben werden. Die Namen der Preisträger sollten veröffentlicht werden, nicht aber die Namen der Unterstützer und Spender.

Letztmalig kam es 1950 zu Ausschüttungen der Erträge. Anschließend ging die Stiftung in der Zusammenlegung von Stiftungen in der Sammelstiftung der Stadt Leipzig auf.[20]

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Datensätze auf Ancestry
  2. Schnorr von Carolsfeld: Arbeitskatalog zum genealogischen Nachlaß der Familie Schnorr von Carolsfeld, Digitalisat der SLUB, S. 566ff.
  3. Genealogische Unterlagen und Briefe zur sächsischen Beamten- und Offiziersfamilie Teichmann aus Oschatz / Zwickau , Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek (Dresden) ; Nachlass der Familie Schnorr von Carolsfeld, Datensatz im Kalliope-Verbund
  4. Ursula Forberger †, Ernst Keil, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Online-Ausgabe
  5. Vinzenz Czerny: Das Heidelberger Institut für experimentelle Krebsforschung, Geschichte, Baubeschreibung, wirtschaftliche Verhältnisse, Leistungen des Instituts, Aktensammlung, Band 1 1912, Digitalisat auf Google Books, S. 56
  6. Aus dem Antiquariat, Ausgaben 1-12, 1999, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 300
  7. Thomas Fuchs: Handschriften und Urkunden der Stadtbibliothek Leipzig in der Universitätsbibliothek Leipzig Neuzugänge nach 1838, 2009, Lesevorschau auf Google Books, S. 167
  8. Adressbuch Chemnitz 1873, S. 265, SLUB
  9. Adressbuch Leipzig 1879, S. 366, SLUB
  10. Adressbuch Leipzig 1881, S. 382, SLUB
  11. Adressbuch Leipzig 1885, S. 454, SLUB
  12. Adressbuch Dresden 1896, S. 849, SLUB
  13. Adressbuch Dresden 1900, S. 740, SLUB
  14. Adressbuch Dresden 1918, S. 856, SLUB
  15. Adressbuch Dresden 1919, S. 844, SLUB
  16. Adressbuch Dresden 1924/25, S. 967, SLUB
  17. Wendelin Boeheim: Zeitschrift für historische Waffenkunde, 1. Band, Dresden 1897-1899, Digitalisat der Universität Heidelberg, S. 152
  18. Eva Dambacher: Literatur- und Kulturpreise 1859-1949, eine Dokumentation, 1996, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 154
  19. Datensatz auf schaper.org
  20. Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Historische Kommission: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Band 55, 1956, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 79ff.

[Bearbeiten] Weblinks

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