Arthur Hermann Zschille

Stadtwiki Dresden - Freiraum für Ideen und Wissen über Dresden
Wechseln zu: Navigation, Suche

Arthur Hermann Zschille, auch Artur Herrmann Zschille (* 25. Oktober 1856 in Großenhain; † 11. Januar 1927 in Dresden)[1] war ein königlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt im Rang eines Generalleutnants.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Arthur Hermann Zschille entstammte der sächsischen Familie Zschille, die ursprünglich aus Geithain stammte. Urahn ist der Schmöllner Bürger und Fleischhauer Gregor Zschille (16571727). Zschilles Urgroßvater Johann Gottlieb Zschille (17461803) zog nach Großenhain und gründete dort eine Tuchfabrik, die von seinem Großvater Johann Gottlieb Heinrich Zschille (17841835) ab 1812 erweitert wurde. Zschilles Onkel, Ernst Moritz Louis Zschille (18151867), Ritter des sächsischen Albrechtsordens, führte die Tuchfabrik weiter, zusammen mit seinem Vater. Die Familie gehörte dem Kaufmanns- und Fabrikantenstande an und zählte zu den Großindustriellen des Königsreiches Sachsen. Zschilles Cousin Louis Richard Zschille (18471903), der auch Stadtrat war, übernahm in 5. Generation die Fabrik und heiratete Ida Hartmann (18501933), Tochter des Geheimen Kommerzienrates und Inhabers der Mschinenfabrik Hartmann, Richard Hartmann (18091878).

Arthur Zschille war das achte von zwölf Kindern des Großenhainer Unternehmers und Fabrikbesitzers Carl Heinrich Hermann Zschille (* 21. Mai 1814 in Großenhain; † 18. März 1867 ebenda) und dessen 1846 in Eisenach geheirateter Ehefrau Louise geb. Wallenstein (* 11. März 1815 in Eisenach; † 6. September 1901 in Großenhain). Zschilles Vater übernahm von seinem Großvater die Tuchfabrik, erweiterte diese 1842 zum Dampfbetrieb und führte zusammen mit Zschilles Onkel Louis die Firma unter dem Namen „Gebrüder Zschille“. Zschille hatte noch elf Geschwister, darunter sechs Schwestern und fünf Brüder, u.a.:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Arthur Zschille entschied sich wie sein älterer Bruder Ernst nach seinem höheren Schulbesuch für eine militärische Karriere in der sächsischen Armee und trat 1876 als Kadett in die sächsische Armee ein. 1877 wurde Zschille zum Unteroffizier ernannt, am 20. Juli 1879 erhielt er sein Offizierspatent im ersten Leutnantsdienstgrad als Secondé-Lieutenant. Anfangs aufgrund seines Jurastudiums noch in der Landwehr-Reserve im 1. Bataillon des 8. Landwehr-Regiment Nr. 107, 1880 dann im 1. Bataillon des 4. Landwehr-Regiments Nr. 103, wechselte er 1881 in den aktiven Dienst im 4. Infanterie-Regiment Nr. 103 in Bautzen unter dem damaligen Kommandeur Oberst Bernhard von Süßmilch genannt Hörnig. Zschille wurde in seiner Einheit anfangs der 4. Kompanie zugeteilt und kam 1883 in die 3. Kompanie. In jenem Jahr wohnte er in einer Offiziersstube in der Neuen Infanteriekaserne in Bautzen,[2] wo er auch noch 1885 verzeichnet ist.[3]

Im gleichen Jahr wurde Zschille zum 6. Infanterie-Regiment Nr. 105 in das heute wieder französische Strasbourg versetzt, das nach dem Deutsch-Französischen Krieg ins deutsche Kaiserreich eingegliedert wurde. In Straßburg wurde Zschille zum Adjutanten des 2. Bataillons berufen. Am 1. April 1887 erhielt Zschille in der deutschen Garnison in Straßburg seine Beförderung zum Premier-Lieutenant unter gleichzeitiger Berufung zum Regimentsadjutanten von Oberst Carl Johann von Sichart. 1891 wurde Zschille als Oberleutnant zur 1. Kompanie versetzt, wo er stellvertretender Kompaniechef wurde. In gleicher Dienststellung kam er 1892 zur 3. Kompanie seines Regiments. Am 27. März 1892 wurde Zschille - unter gleichzeitiger Beförderung zum Hauptmann (2. Klasse) - neuer Kompaniechef der 5. Kompanie des 6. Infanterie-Regiment Nr. 105. Zu dieser Zeit wurde das Regiment im Elsass von Oberst Curt Heinrich Schmalz geführt.

1898, nach 13 Jahren Dienstzeit im französischen Elsass, wurde Zschille zurück nach Sachsen versetzt, wo er zum 14. Infanterie-Regiment Nr. 179 kam, das zu jener Zeit an zwei Standorten disloziert war: das erste Bataillon in Leipzig, das 2. Bataillon in Leisnig. Zschille übernahm als Kompaniechef im Rang eines Hauptmannes 1. Klasse die 2. Kompanie in Leipzig. Dort zog er in eine Wohnung in der Leipziger Thomasiusstraße 16.[4] 1900 erfolgte die Verlegung des Stabes und des 1. Bataillons dieses Regiments nach Wurzen. Hier wurde Zschille am 23. März 1901 zum Major befördert. Er wurde damit aggregierter (überzähliger) Stabsoffizier im 14. Infanterie-Regiment Nr. 179, mit gleichzeitiger Kommandierung als außeretatsmäßiges Mitglied des Reichsmilitärgerichts zum Militär-Bevollmächtigten an den Generalstab nach Berlin. Dort blieb er zirka zwei Jahre. 1903 wurde Zschille zum Kommandeur des 1. Bataillons im 4. Infanterie-Regiment Nr. 103 in Bautzen ernannt.

Am 22. September 1906 wurde Zschille unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberstleutnant etatmäßiger Stabsoffizier im Stab des 5. Infanterieregiments Nr. 104 in Chemnitz, damals unter dem Kommandeur Oberst Georg Eduard William von Gersdorff. In Chemnitz zog Zschille in die Waisenstraße 13,[5] wo er bis 1910 wohnte.[6] Am 23. März 1910 erfolgte Zschilles Beförderung zum Oberst, verbunden mit der Übernahme des Kommandos des 13. Infanterie-Regiments Nr. 178 mit dem Stabssitz in Kamenz. Zschille führte den Verband als Regimentskommandeur aber nur bis 1911. Danach wurde er als Oberst z.D. (zur Disposition) vom aktiven Wehrdienst verabschiedet, übernahm allerdings mit der etatmäßigen Stelle als Kommandeur (im Rang eines Regimentskommandeurs) den Landwehr-Bezirk I (Bezirkskommando I) in Dresden. In Dresden zog er in eine Erdgeschosswohnung in der Holzhofgasse 3,[7] wo er bis zu seinem Tod wohnte.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Zschille als Offizier und Kommandeur reaktiviert und als Kommandeur der 165. Infanteriebrigade, einem Ersatz-Großverband der sächsischen Armee vom sächsischen König Friedrich August III. noch 1914 zum Generalmajor ernannt.[8] 1915 wurde Zschille an die Ostfront versetzt, wo er die „Brigade Doussin“ im Gouvenement Posen übernahm. Er baute den stark dezimierten Großverband mit Reserven wieder auf und steigerte die Moral seiner Soldaten, wofür er mit dem höchsten militärischen Orden des Königreiches Sachsen, dem Militär-Sankt-Heinrichs-Orden ausgezeichnet wurde. In der Verleihungsbegründung heißt es:

Gen.-Major Zschille übernahm auf Befehl des Gouvernements Posen unter den denkbar ungünstigsten Umständen die „Brigade Doussin“ zu einer Zeit, in der sie durch andeuernde Kämpfe und Märsche in ihrer Gefechtskraft stark gelitten hatte. Durch seine unermüdliche Sorge um das Wohl der Truppe und um ihre gründliche Ausbildung schweißte er die Brigade wieder zu dem alten, vollwertigen Kriegsinstrument zusammen. Bei den schweren Kämpfen in Polen nördlich der Pilica am 8.,9. und 10.3.1915 im Waldgefecht nördlich Stolniki südöstlich Rawa zeichnete sich Gen.-Major Zschille ganz besonders dadurch aus, dass er persönlich die Reserven vorführte und sie an entscheidender Stelle einsetzte.[9]

1918 wurde Zschille zum Generalleutnant z.D. befördert, wofür er den Ehrentitel „Exzellenz“ führen durfte. Gleichzeitig erhielt er mit dem Komturkreuz 1. Klasse eine der höchsten Ordensstufen des Albrechtsordens.[10] Nach dem Ende des Krieges und der Auflösung der sächsischen Armee wurde Zschille 1921 als Generalleutnant a.D. (außer Dienst) in den endültigen Ruhestand versetzt. Er ist letztmalig im Dresdner Adressbuch von 1926/27 verzeichnet.[11] Zschille starb im 71. Lebensjahr und wurde am 13. Januar 1927 beerdigt.

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Sterbedatum aus Ancestry
  2. Adressbuch Bautzen 1883, S. 91, SLUB
  3. Adressbuch der Stadt Bautzen 1885, S. 92, Sachsendigital
  4. Adressbuch Leipzig 1898, S. 1114, SLUB
  5. Adressbuch Chemnitz 1907, S. 902, SLUB
  6. Adressbuch Chemnitz 1910, S. 1017, SLUB
  7. Adressbuch Dresden 1912, S. 1215, SLUB
  8. Günter Wegner: Stellenbesetzung der Deutschen Heere 1815-1939: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939, 1990, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 385
  9. Oberst a.D. Georg Richter: Der Königlich Sächsische Militär-St.-Heinrichs-Orden, 1736-1918, Ein Ehrenblatt der Sächsischen Armee, Göppingen 1937, S. 730.
  10. Adressbuch Dresden 1919, S. 957, SLUB
  11. Adressbuch Dresden 1926/27, S. 977, SLUB

[Bearbeiten] Weblinks

Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge