Wasserflugplatz Dresden-Johannstadt

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Im Jahr 1925 gab es in Dresden eine europäische Premiere: die Errichtung einer Wasserfluglinie entlang der Elbe zwischen Dresden-Johannstadt und Altona bei Hamburg mit Zwischenlandung in Magdeburg.

Die Idee, einen regelmäßigen Linienflugverkehr entlang schiffbarer Flüsse mit Wasserflugzeugen durchzuführen, war nicht neu. Bereits im Jahre 1920 hatte die im Dezember 1919 gegründete kolumbianische Fluggesellschaft SCADTA („Sociedad Colombo Alemana de Transportes Aereos“) bei den Junkers Flugzeugwerken in Dessau drei Flugzeuge vom Typ Junkers F 13 mit Schwimmern bestellt, die in Kisten zerlegt das Land erreichten. Sie sollten die karibischen Hafenstädte Barranquilla und Cartagena entlang des Magdalenenstromes mit der kolumbianischen Hauptstadt Bogota verbinden. Flussdampfer benötigten für die Flussfahrt bis zur Hafenstadt Girardot mindestens eine Woche; in der Trockenheit bis zu vier Wochen. Die F 13 schaffte die über 1.000 km lange Strecke in nur zwei Tagen.

Die Stadtväter in Dresden und Magdeburg waren von der Idee der Errichtung einer Wasserfluglinie entlang der Elbe sehr angetan und hofften, dass sich auch Altona dieser Aktion anschließen würde. Schließlich wurde ein Einvernehmen erzielt und mit der Junkers Luftverkehr AG verhandelt. Diese wurde verpflichtet, im Jahre 1925 – zunächst für die Dauer von drei Monaten – einen regelmäßigen Luftverkehr auf der Elbe durchzuführen.

Die Stadt Dresden sollte die Flugzeuge beschaffen und die Städte Altona und Magdeburg die Selbstkosten des Betriebes in Höhe von 67.500 RM garantieren. Die Reichspost wurde für jeden Flug finanziell zur Kasse gebeten.

Bei den Junkers Flugzeugwerken baute man zwei Flugzeuge vom Typ F 13, die in der Königsberger Werft mit Schwimmern versehen wurden. Die Flugzeuge hatten die Kennzeichen D 272 und D 583 – eine weitere Maschine mit dem Kennzeichen D 433 kam später hinzu. Die ursprünglich sechssitzigen Maschinen boten nach der Umrüstung aus Gründen des Gewichtes nur noch vier Passagieren Platz.

Nach nur sechs Stunden Flugzeit – immer entlang von Flussläufen – traf am Sonntag, dem 9. August 1925, gegen 5 Uhr nachmittags eines der beiden Flugzeuge von Königsberg in Dresden ein. Gleichzeitig erhielt Altona eine Maschine, so dass je ein Flugzeug vom Typ F 13 für den Erstflug am Vormittag des nächsten Tages zu Verfügung standen.

Unter reger Anteilnahme der Bevölkerung erfolgte am 10. August 1925 der erste Start eines Flugzeuges vom Johannstädter Ufer in Höhe der damaligen Gneisenaustraße (heute Bundschuhstraße). Die F 13 mit dem Kennzeichen D 272 startete mit drei Passagieren an Bord 11.45 Uhr vormittags. Die fast 450 km lange Strecke von Dresden über Riesa, Torgau und Wittenberg führte nach Magdeburg, wo eine 20-minütige Zwischenladung vorgesehen war. Beim Eröffnungsflug kam es jedoch zu einer Havarie mit einem Bootshaken und damit zu einer Zeitverzögerung. Der Weiterflug über Tangermünde, Wittenberge und Lauenburg erfolgte ohne weitere Zwischenfälle, so dass die Maschine gegen 6 Uhr nachmittags verspätet in Altona landete.

Das Gegenflugzeug mit dem Kennzeichen D 583 war mittags 12.45 Uhr unter Führung des Piloten Neumann in Altona aufgestiegen und nach einem Flug in durchschnittlich 800 m Höhe bei einem Stundenmittel von 145 km 120 Minuten später an der Roten Hornspitze in Magdeburg gelandet. Eine jubelnde Menschenmenge begrüßte 4.45 Uhr nachmittags das Wasserflugzeug am Bootssteg in Dresden-Johannstadt. Täglich außer sonntags verkehrten fortan zwei Flugzeuge auf der Wasserfluglinie zwischen Dresden und Altona.

Die Flugpreise zwischen Dresden und Magdeburg betrugen 40 RM und zwischen Magdeburg und Altona 50 RM. Jeder Passagier konnte Freigepäck bis 10 kg unentgeltlich befördern; für Übergepäck und Frachtsendungen galten Festpreise.

Mit den Wasserflugzeugen wurden – wie bei anderen Flugzeugrouten üblich – Briefe jeder Art, Pakete (die in keiner Abmessung 60 cm überschreiten durften) und Zeitungen ab dem 15. August 1925 befördert. Die Luftpostbeförderung wurde am 11. November 1925 eingestellt.

Ursprünglich war an eine Verlängerung der Flugstrecke zur Insel Helgoland gedacht worden. Aber während des Winterflugplanes 1925/1926 verkehrten die Wasserflugzeuge unregelmäßig. Mehrfach gab es Eisgang auf der Elbe, der Starts und Landungen unmöglich machte, und oftmals fanden sich nicht genügend Fluggäste.

Aus der Fusion der beiden größten deutschen Fluggesellschaften – Junkers Luftverkehr und Aero Lloyd – entstand am 6. Januar 1926 die Deutsche Luft Hansa A. G., die auch die Wasserfluglinie übernahm. Im gleichen Jahr erfolgte die Eröffnung einer regelmäßigen Landfluglinie vom Dresdner Heller über Leipzig und Halle, mit zeitweiliger Zwischenlandung in Magdeburg, nach Hamburg.

Da die Wasserfluglinie technisch überholt und unrentabel war, wurde sie nach Ablauf des Sommerflugplanes im Herbst 1926 eingestellt. Die Wasserflugzeuge vom Typ Junkers F 13 wurden nach Dresden überführt und in einer Halle des alten Flugplatzes Dresden-Kaditz umgerüstet.

Aus Anlass der Eröffnung der ersten europäischen Wasserfluglinie fand am 12. August 1995 eine Festveranstaltung am Johannstädter Elbufer statt. Höhepunkt war das Eintreffen eines Wasserflugzeuges vom Typ Maule M 6 mit dem Piloten Herrn Steber von der Himmelsschreiber GmbH Wasserflug Hamburg, der mit seiner Maschine von Hamburg-Altona, immer dem Lauf der Elbe folgend, mit Sonderluftpost in Dresden eintraf. Hier wurden Rundflüge durchgeführt und für den Rückflug war ebenfalls eine Postaufgabe möglich. Für beide Flugrichtungen gab es Postsonder- sowie Gesellschaftsstempel.

Zwei Jahre später, am 23. August 1997, kam nochmals ein Wasserflugzeug von Hamburg-Altona in die sächsische Landeshauptstadt. Diesmal war es eine Beaver DHC 2 mit dem Piloten Steber aus Anlass „10 Jahre Städtepartnerschaft Hamburg–Dresden“. Es wurden Rundflüge über der Stadt durchgeführt und ein Postsonder- und Hinweisstempel verwendet.

Hinweis: Der APCD e. V. legte 1995 eine Broschüre anlässlich „Eröffnung der ersten europäischen Wasserfluglinie vor 70 Jahren“ auf.

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