Sowjetische Stadtkommandantur

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Die Sowjetische Stadtkommandantur, auch Stadtkommandantur der sowjetischen Streitkräfte, wurde am 8. Mai 1945 in der Pestalozzischule am Riesaer Platz eingerichtet.[1]

Erster Stadtkommandant der sowjetischen Streitkräfte wurde bis zum 20. Mai Oberst Sergej Gorochow.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] 5. Gardearmee unter Generaloberst Alexei Semjonowitsch Schadow

Da Hitler Dresden noch am 13. April 1945 zur "Festung" hatte erklären lassen, gab es auch am 9. Mai 1945 Kampfhandlungen zwischen der deutschen Wehrmacht und der sowjetischen Roten Armee. Der deutsche Stadtkommandant hatte die von sowjetischer Seite vorgeschlagene kampflose Übergabe der Stadt abgelehnt. Erst nach dem 9. Mai 1945 stand Dresden auch offiziell unter der Besatzung der von Generaloberst Alexei Semjonowitsch Schadow[2] befehligten 5. Gardearmee der 1. Ukrainischen Front[3].

Die 1. Ukrainische Front unter dem Befehl des Marschalls der Sowjetunion Iwan Stepanowitsch Konew hatte in einer Offensive während der Prager Operation (vom 6. bis zum 11. Mai 1945) die Stadt Dresden am 7. Mai 1945 zunächst rechts umgangen und damit eingekreist, aber erst am 8. Mai durch die in zweiter Staffel nachgezogene 5. Gardearmee besetzt.

[Bearbeiten] 23. April 1945: Befehl Nr. 5 an die Truppen der 1. Belorussischen Front

Das sowjetische Militärkommando sah sich mit der Frage konfrontiert, wie sowohl Kontrolle als auch Verwaltung im besetzten Dresden und Sachsen einzurichten seien.

Eine erste Weisung zur Schaffung einer deutschen Administration in den von der "Sowjetskaja Armija" (CA) neu besetzten Territorien erteilte Stalin als Oberster Befehlshaber der Roten Armee am 20. April 1945, mit der gleichzeitig die zukünftige Ostgrenze Deutschlands entlang der Oder-Neiße-Linie festlegte wurde.[4] Hierauf wurde am 23. April 1945 der Befehl Nr. 5 an die Truppen der 1. Belorussischen Front herausgegeben wurde. Dieser ging als Plakat in Druck und wurde in Russisch und Deutsch in vielen Ortschaften in Ostdeutschland aufgehängt.[5] Auf diesen Plakaten war zu lesen:

Den besiegten Deutschen blieb in dieser Situation keine andere Wahl, als sich den sowjetischen Weisungen zu fügen.

[Bearbeiten] 2. Mai 1945: Anordnung des Staatlichen Verteidigungskomitees der UdSSR (GKO) Nr. 8377ss

Am 2. Mai 1945 wurde mit der Anordnung des Staatlichen Verteidigungskomitees der UdSSR (GKO) Nr. 8377ss ("„Über die Ernennung und Pflichten der Kommissare der NKWD-Stellvertreter") die Position des Stellvertreters des Frontoberbefehlshabers für Zivilverwaltung bei den Oberbefehlshabern der 1. Weissrussischen[6] und 2. Weißrussischen sowie der 1. Ukrainischen Front eingeführt und die NKWD-Führer der Frontabschnitte Kommissar für Staatssicherheit 2. Ranges Iwan Alexandrowitsch Serow[7], Kommissar für Staatssicherheit 3. Ranges Lawrenti Fomitsch Zanawa[8] und Generalleutnant Pawel Jakowlewitsch Meschik[9] gleichzeitig zu Stellvertretern der Frontoberbefehlshaber für Zivilverwaltung ernannt. Sie wurden zu stellvertretenden Kommandeuren der jeweiligen Fronten für die Führung ziviler Angelegenheiten in Ostdeutschland. Ein solcher Beschluss hatte sofortige Gesetzeskraft. Das Staatlichen Verteidigungskomitees der UdSSR (GKO) unterhielt eine Gruppe ständiger Kommissare der GKO mit vollziehender Gewalt und ständige Kommissionen der GKO an den Fronten. Damit wurde der NKWD tatsächlich für die Zivilverwaltung in Deutschland zuständig. Kommissare des NKWD überwachten die Ernennung deutscher Bürgermeister von Städten und Regionen, Dorfältesten, Polizeichefs, Staatsanwälten und Richtern. Alle Arbeiten zur Auswahl und Ausbildung des deutschen Personals wurden von der "Direktion für antifaschistische Arbeit" (7. Direktion) der "Politischen Hauptdirektion der Roten Arbeiter- und Bauernarmee"[10] und den entsprechenden 7. Abteilungen der Politischen Direktionen der Fronten durchgeführt.

[Bearbeiten] Generalleutnant Pawel Jakowlewitsch Meschik stellvertretender Kommandeur für zivile Angelegenheiten an der 1. Ukrainischen Front

Bei der 1. Ukrainischen Front bekleidete Generalleutnant Pawel Jakowlewitsch Meschik die Position des "Stellvertreters des Frontoberbefehlshabers für Zivilverwaltung". Als Sofortmaßnahme ernannte er für jede Militärkommandantur einen NKWD-Mitarbeiter (NKWD = Volkskommissariat für Inneres der UdSSR), der als Bevollmächtigter des Stellvertreters des Frontoberbefehlshabers für Zivilangelegenheiten fungierte. Hierfür hatte Pawel Jakowlewitsch Meschik von der Spionageabwehr SMERSCH (Hauptverwaltung Abwehr des Generalstabes der Roten Armee) der 1. Ukrainischen Front 100 Personen angefordert.[11]

Der Bevollmächtigtenapparat des NKWD war zuerst damit beschäftigt, Bürgermeisterämter und andere Positionen der lokalen Verwaltung zu besetzen. Er hatte im Gegensatz zu den westlichen Besatzungszonen den Auftrag, den deutschen Verwaltungsapparat vollständig auszuwechseln, indem zunächst leitende Mitarbeiter aller Ebenen verhaftet und erst dann neue vertrauenswürdige deutsche Mitarbeiter auf die vakanten Stellen gesetzt wurden.

Die drei Stellvertreter der Frontoberbefehlshaber für Zivilverwaltung berichteten dem Volkskommissar für Innere Angelegenheiten der UdSSR (Innenminister) Lawrenti Beria in Moskau regelmäßig über den Gang der Arbeiten zum Aufbau der deutschen Selbstverwaltung. Lawrenti Beria leitete ihre Berichte dann an Stalin weiter.

[Bearbeiten] 10. Mai 1945: Neuer Oberbürgermeister und Stadtrat

In Dresden wurde am 10. Mai 1945 vom Stadtkommandanten Oberst Sergej Gorochow ein neuer Stadtrat gebildet und der Sozialdemokrat Rudolf Friedrichs zum Oberbürgermeister ernannt. Da Dresden erst in der Prager Operation (der letzten Operation des Deutsch-Sowjetischen Krieges) besetzt worden war, erfolgte diese Oberbürgermeisterernennung verhältnismäßig spät erst nach der offiziellen Kapitulation Deutschlands.

[Bearbeiten] Mitte Mai 1945: Dresden Sitz der 1. Ukrainischen Front

Dresden wurde Mitte Mai 1945 auch gleichzeitig Sitz der 1. Ukrainischen Front, die bis zur Bildung der Sowjetischen Militäradministration das Militärkommando über Dresden ausübte.

[Bearbeiten] 6. Juni 1945: Bildung der Sowjetischen Militäradministration (SMAD)

Nach Bildung der SMAD am 6. Juni 1945 hatte der Kommissar für Staatssicherheit 2. Ranges Iwan Alexandrowitsch Serow von der 1. Belorussische Front in Berlin gleichzeitig die Ämter des Stellvertreters des Obersten Chefs der SMAD für Zivilverwaltung und des NKWD-Bevollmächtigten in Ostdeutschland inne. Pawel Jakowlewitsch Meschik hingegen wurde als NKWD-Bevollmächtigter aus Dresden in die Zentralgruppe der sowjetischen Streitkräfte versetzt[12] Die Zentralgruppe bildeten damals die sowjetischen Besatzungstruppen in Österreich. 1953 fiel Pawel Jakowlewitsch Meschik ganz in Ungnade, wurde sogar verhaftet und hingerichtet.

[Bearbeiten] Anfang Juli 1945: Sowjetische Militärverwaltung des föderalen Landes Sachsen (SMAS) in Dresden

Ab Anfang Juli 1945 residierte in Dresden die Sowjetische Militärverwaltung des föderalen Landes Sachsen (SMAS).

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Abkürzungen

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. "ALS DIE RUSSEN EINMARSCHIERTEN: CONRAD RICHTER (84) ERINNERT SICH AN DAS KRIEGSENDE IN DRESDEN". In: Tag 24 vom 8. Mai 2020.
  2. * 30. März 1901; † 10. November 1977; übernahm am 14. Oktober 1942 die Führung der 66. Armee an der Donfront (ab Frühjahr 1943 5. Gardearmee).
  3. Ende Juni 1942 als "Woronescher Front" gebildet, als die deutschen Truppen im Rahmen Unternehmens Blau Woronesch erreichten, das wichtigste Zentrum im südlichen Zentralrussland. Im Oktober 1943 wurde sie in 1. Ukrainische Front umbenannt
  4. Rossijski gossudarstwenny wojenny archiw, d. i. Russisches Staatliches Militärarchiv, Moskau RGWA 32925/1/100, Bl. 296.
  5. Rossijski gossudarstwenny wojenny archiw, d. i. Russisches Staatliches Militärarchiv, Moskau RGWA 32925/1/104, Bl. 1646.
  6. Bis 20. Oktober 1943 Zentralfront; bis 17. Februar 1944 Belorussische Front.
  7. * 25. August 1905 greg.; † 1. Juli 1990; stellvertretender Volkskommissar für Inneres (1939–1941), im August 1941 an der Deportation der Wolgadeutschen beteiligt; am 15. Juli 1944 für die Entwaffnung und Deportation der Einheiten der Polnischen Heimatarmee (poln. Armia Krajowa) zuständig, erster Vorsitzender des KGB zwischen 1954 und 1958 und Chef des GRU von 1958 bis 1962.
  8. * 9. (22.) August 1900; gest. 12. Oktober 1955 im Butyrka-Gefängnis, 1945 Volkskommissar für Staatssicherheit der Weißrussischen Sozialistischen Sowjetrepublik; 9. Juli 1945 Generalleutnant, 15. März 1946 - 29. Oktober 1951: 1. Minister für Staatssicherheit der Weißrussischen Sozialistischen Sowjetrepublik; 6. November 1951 - 15. Februar 1952: Leiter der 2. Hauptdirektion des Ministeriums für Staatssicherheit der UdSSR (Stellvertretender Minister für Staatssicherheit der UdSSR), am 4. April 1953 auf Befehl von Lawrenti Beria inhaftiert.
  9. 1910–1953. 1943 Generalleutnant; leitender Mitarbeiter des NKWD, 1953 zum Tode verurteilt und hingerichtet.
  10. Die "Politische Hauptdirektion der sowjetischen Armee (und Marine)" war das zentrale militärpolitische Kontrollorgan, das die parteipolitische Arbeit in den Streitkräften der UdSSR durchführte. 1941 bis 1946 war ihr Name "Politische Hauptdirektion der Roten Arbeiter- und Bauernarmee" (GUPP RKKA) bzw. "Politische Hauptdirektion der Marine der UdSSR" (GUPP Marine der UdSSR). Vom 12. Juni 1942 bis zum 10. Mai 1945 wurde sie von Generaloberst Alexander Sergejewitsch Schtscherbakow (* 10. Oktober 1901; † 10. Mai 1945) geführt, der nur zwei Tage nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht an einem Herzinfarkt in Moskau verstarb.
  11. Gossudarstwenny archiw Rossijskoi Federazii, d. i. Staatsarchiv der Russischen Föderation, Moskau GARF R-9401/2/126, Bl. 131.
  12. "Spezialnyje lagerja NKWD/MWD SSSR w Germanii" 2001, S. 27–28.
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