Hans Kästner

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Johannes (Hans) Georg Kästner (* 1904 in Dresden; † 1985 ebenda) war ein Dresdner Kaufmann, Drogist, Händler und Unternehmer. Er war Inhaber eines der bekanntesten Versandgeschäfts in der Louisenstraße in Dresden, das zu DDR-Zeiten ür den Versand der Kondommarke „Mondos“ eine Monopolstellung hatte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Hans Kästner entstammte der Dresdner Familie Kästner. Er war der Sohn des Dresdner Kaufmanns und Drogisten Hugo Kästner (* 5. April 1872 in Dresden; † 22. April 1932 ebenda)[1][2] und dessen 1906 geheirateter Ehefrau Selma Meta geb. Rösiger (* 27. Dezember 1880 in Dresden; † 1934 ebenda),[3][4][5] Tochter des Dresdner Schuhmachers, Gustav Wilhelm Rösiger (18521930)[6][7] und dessen Ehefrau Friederike Auguste geb. Strauss (18541928). Kästners Großeltern waren der Herrenschneider und Stoffhändler August Friedrich Kästner (* 1833; † 21. Januar 1912 in Dresden)[8] und dessen 1863 geheiratete Ehefrau Pauline Christiane geb. Schuster (* 1840; 15. Juni 1893 in Dresden).[9]

[Bearbeiten] Unternehmen bis 1945

Ab 1934 ist Hans Kästner als Hersteller für chemische Erzeugnisse im Dresdner Adressbuch verzeichnet. Im gleichen Jahr übernahm er nach dem Tod seiner Mutter auch das Drogeriegeschäft seines Vaters, das sich zuletzt in der Görlitzer Straße 30 befand.[10][11] Kästner betrieb beide Firmen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.[12]

[Bearbeiten] Geschäftstätigkeit 1945 – 1985

Preisliste Nr. 18 aus 1974
Anzeige aus 1970
Bestellbroschüre aus 1984

Nach 1945 setzte Kästner das Drogeriegeschäft fort und sattelte Mitte der 1950er Jahre ausschließlich auf das Versandgeschäft um. Der postalische Vertrieb von Kondomen der Marke „Mondos“, die ausschließlich im VEB Plastina Gummiwerke „Werner Lamberz“ in Erfurt hergestellt wurden, war in der DDR ein Monopol der Firma Kästner. In besten Zeiten verließen täglich 150 bis 200 Sendungen das Haus. 30.000 Kunden verzeichnete die Kartei. Kästners Versandfirma befand sich in der Louisenstraße 13 und war in den 1970 er Jahren unter der Telefonnummer 53200 zu erreichen,[13] in den 1980 er Jahren dann unter 578213.

Für den diskreten Versand sowie für die schriftliche Korrespondenz war die Firma zu DDR-Zeiten unter einer Postfachadresse zu erreichen. Das Schließfach befand sich im nahegelegenen Hauptpostamt 6 in der damaligen Otto-Buchwitz-Straße: HK-Versand, H. Kästner, 8060 Dresden, PSF 266.

Zu Kästners Produkten im Versandhandel zählten neben Kondomen für Männer unter anderem:

Mit Anzeigen in vielen DDR-Zeitungen warb Kästner für seinen diskreten und spesenfreien Versand. Jährlich versendete er von seiner Firma etwa zwei Millionen Kondome.[14] Dabei galt Kästners Firma als Unternehmen für den „Versand von Hygiene- und Schönheitsartikeln im Dienste der Volksgesundheit und der sozialistischen Familienplanung“. Staatliche Auszeichnungen für „hervorragende Leistungen bei der Lösung von Versorgungsaufgaben“ sowie der Titel als „Vorbildlicher Betrieb der DDR“ zeugen von der Einbindung des privaten Unternehmens mit sieben Mitarbeiterinnen in die sozialistische Planwirtschaft.

1969 feierte Hans Kästner sein 70. Firmenjubiläum und warb mit einer Million verschickter Sendungen seit 1899,[15] 1984 zum 85-jährigen Firmenjubiläum dann mit zwei Millionen Sendungen.[16] Kästners Kundendatei wies 30.000 Einträge auf.[17] Er archivierte fast 6.000 Dankesbriefe seiner Kunden zu DDR-Zeiten und leitete bis zu seinem Tod das private Unternehmen.

[Bearbeiten] Entwicklung ab 1985

Hannelore Perner, zu jener Zeit bereits Leiterin des Versandhandels bei HK-Versand von Hans Kästner, hatte das Geschäft nach dem Tod von Hans Kästner übernommen und knüpfte Anfang 1990 Kontakte zu westlichen Herstellern zu Verhütungsmitteln, um ab diesem Zeitpunkt auch Kondome mit Geschmacksrichtungen in das Programm des Versandhandels aufzunehmen. Bereits zu diesem Zeitpunkt war der Absatz schlagartig um die Hälfte zurückgegangen. Mit der Währungsunion im Juli 1990 ging der Umsatz auf einen historischen Tiefststand.

Perner eröffnete neben dem Versandhandel das Erotikgeschäft „Hannelores Sex-Shop“ in der Louisenstraße. Aufgrund der starken Konkurrenz, gerade von großen Versand- und Erotikunternehmen, musste Perner das Versandgeschäft kurz vor dem 100-jährigen Firmenjubiläum, 1998 schließen. Allen noch zu diesem Zeitpunkt bestehenden Kunden bedankte sie sich schriftlich für die erwiesene Treue. Heute befindet sich an der Stelle der ehemaligen Firma weiterhin das Erotikgeschäft, das Perner an einen Nachfolger abgegeben hatte.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Datensatz auf Ancestry, Anmeldung notwendig
  2. Letztmalig im Dresdner Adressbuch 1932, SLUB, S. 423
  3. Datensatz auf Ancestry
  4. Letztmalig im Dresdner Adressbuch 1934, SLUB, S. 423
  5. Datensatz auf Ancestry
  6. Datensatz auf Ancestry
  7. Letztmalig im Adressbuch Dresden 1930, SLUB, S. 819
  8. Datensatz auf Ancestry
  9. Datensatz auf Ancestry
  10. Adressbuch Dresden 1909, SLUB, S. 515
  11. Erstmalig als Drogeriebesitzer im Dresdner Adressbuch 1935, Häuserbuch, SLUB, S. 1593
  12. Adressbuch Dresden 1943/44, SLUB, S. 489
  13. Fernsprechbuch Bezirk Dresden 1974
  14. Mondos - die DDR Kondome auf 40-Jahre-DDR.de – Das Ost Blog
  15. Liebem Sexualität, Erotik, Aufklärung in der DDR im Wirtschaftswundermuseum
  16. HK-Versand H. Kästner auf der Homepage des Deutschen Hygienemuseums Dresden, Preisliste Nr. 22
  17. Neustadt Originale – Spielwaren P18 auf www.neustadt-ticker.de

[Bearbeiten] Weblinks

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