Wolfgang Stöckel

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Stöckel druckte das erste bekannte Bildnis von Martin Luther (Leipzig, 1519).
Von Herzog Georg dem Bärtigen beauftragter Druck einer katholischen Version des Neuen Testaments als Gegenentwurf gegen Martin Luther (Dresden, 1527).[1]

Wolfgang Stöckel (* um 1473 in Obermünchen/Niederbayern; † um 1541), eigentlich Wolfgang Müller, war zur Zeit der Reformation der erste professionelle Buchdrucker in Dresden.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Stöckel stammte aus bemittelten Kreisen, so konnte er als "Wolfgangus Molitoris de Monaco" (Wolfgang Müller aus München) zum Sommersemester 1489 die ganze Aufnahmegebühr für die Universität Erfurt bezahlen. Stöckel schloss sein Studium mit dem Titel eines Baccalaureus ab. Danach betrieb er kurzzeitig eine eigene Druckerei in Erfurt. 1494 ging er als Geselle zu dem Leipziger Drucker Arnold Neumarkt.

In seiner eigenen Druckerei in Leipzig ab 1495 produzierte Stöckel vorwiegend Schriften für einen größeren Leserkreis, darunter zur sächsischen Geschichte. Um 1504 führte er sein Gewerbe zusätzlich zeitweise auch in Wittenberg. Ab 1518 druckte Stöckel Bücher des Reformators Martin Luther. Schwunghafter Buchdruck und -handel, auch illegale Nachdrucke, hatten einen wesentlichen Einfluss auf die schnelle Verbreitung der Ideen des Reformators. »Ein Sermon von Ablaß und Gnade« wurde in den Jahren 1518 bis 1520 zweiundzwanzig Mal aufgelegt und nachgedruckt, davon drei Mal von Stöckel.[2] Von ihm stammt auch das erste bekannte Porträt Luthers, ein Holzschnitt von Lucas Cranach aus dem Jahr 1519.[3] Im selben Jahr druckte er ebenfalls ein Porträt von Luthers wichtigstem Gegner, Kardinal Albrecht, der in Halle residierte.[4]

Obwohl als Drucker sehr anerkannt, geriet Stöckel in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Konkurrenz durch illegale Nachdrucke, vor allem aber staatliche Willkür in Sachsen gegen die Reformationsliteratur verdarben das Geschäft. Wie andere Drucker auch betrieb Stöckel sein Gewerbe zeitweise auswärts und eröffnete Filialen in Halle, Eilenburg und Grimma.

1526 siedelte Stöckel nach Dresden über. Dies war von Herzog Georg dem Bärtigen veranlasst worden, der in seiner Residenz eine Druckerei benötigte[5], um seine Schriften gegen die Reformation drucken zu lassen.[6] Diese Aufgabe hatte zuvor Hieronymus Emser mithilfe des Leipzigers Valentin Schumann in einer kleinen Privatdruckerei besorgt. Schumann war wegen finanzieller Schwierigkeiten nach Dresden gekommen, 1526 jedoch wieder nach Leipzig zurückgekehrt. Bis 1527 konnte Stöckel dessen hochwertiges Typenmaterial weiter nutzen.

Auch der Stadtrat ließ bei Stöckel seine Verlautbarungen vervielfältigen. 1527 besorgte jener den Druck der Übersetzung des Neuen Testaments nach Hieronymus Emser, zu der Herzog Georg selbst eine Vorrede geschrieben hatte. In einer Zeit, als das Urheberrecht weitgehend unbekannt war, erhielt Stöckel ein offizielles Privileg für den Nachdruck.[7] Stöckel druckte auch die Schriften von Emsers Nachfolger in Dresden, Johannes Cochläus.[8]

Als nach Herzog Georgs Tod 1539 die Reformation in Dresden eingeführt wurde, ließ der Stadtrat die antireformatorischen Schriften ("Schmähbüchlein") aufkaufen und verbrennen. Stöckel druckte jetzt im Auftrag von Herzog Heinrich dem Frommen die neue Ausgabe vom Unterricht der Visitatoren sowie die neue Kirchenordnung.

[Bearbeiten] Familie

Stöckel war ab 1497, möglicherweise schon in zweiter Ehe, mit der Witwe des Leipziger Druckers Arnold Neumarkt verheiratet. Sie hatten einen Sohn Jacob. Er leitete eine Filiale der väterlichen Druckerei in Eilenburg. Stöckels Frau starb um 1524. 1525 heiratete er in dritter Ehe Margarethe geb. Benzing, die die Druckerei ihres Mannes ein Jahr nach dessen Tod weiterführte. Ihr gemeinsamer Sohn Mathias Stöckel (1526-1587) übernahm 1543 die Offizin des Vaters.[9]

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Hieronymus Emser: Das naw testament
  2. Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels bis in das siebzehnte Jahrhundert. Band 1, Leipzig: Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, 1886., S. 405-448.
  3. Julia Grubitzch: Das Porträt als konfessionelle Propaganda - Martin Luther massenhaft: Cranach porträtiert den Reformator, BoD – Books on Demand, 2009
  4. Porträt von Kardinal Albrecht
  5. Bei Rudolf Schmidt, s. Quellen, wird eine Berufung als Hofbuchdrucker zitiert.
  6. Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 666-670.
  7. Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels bis in das siebzehnte Jahrhundert. Band 1, Leipzig: Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, 1886., S. 736-757.
  8. Schriften von Johannes Cochläus bei Stöckel
  9. Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat), Bd. 1, S. 272

[Bearbeiten] Weblinks

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