Karl Viktor von Wilsdorf

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Karl Viktor von Wilsdorf, geboren als Carl Viktor Wilsdorf (* 18. Januar 1857 in Großhartmannsdorf/ Erzgebirge; † 25. März 1920 in Dresden) war ein sächsischer Offizier und General, zuletzt als sächsischer Staats- und Kriegsminister während des Ersten Weltkrieges im Rang eines Generals der Infanterie.

[Bearbeiten] Familie

Karl Viktor von Wilsdorf entstammte der sächsischen Familie Wilsdorf/ Wilsdorff, das im bürgerlichen Geschlechterbuch als altes in Kursachsen, ursprünglich im Meißner Land ansässiges Geschlecht beschrieben wird und mehrere Schullehrer sowie Landwirte hervorbrachte. Ein Familienzweig mit dessen Stammherrn, dem Schulmeister Johann Friedrich Wilsdorf (1812–nach 1875)[1] war im sächsischen Cunnersdorf ansässig. Dazu gehörten dessen Söhne:

Ein weiteres Familienmitglied, Ernst Wilsdorf (* 1816 in Großhartmannsdorf) wirkte seit 1840 als Schullehrer in Cunnersdorf.[3]

Der später geadelte Zweig der Familie Wilsdorf besaß bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts das Rittergut Venusberg.[4] Wilsdorf war der Sohn des Gutsbesitzers auf Großhartmannsdorf,[5] Julius Allwill Wilsdorf (* 31. Januar 1821 in Venusberg bei Scharfenstein; † 8. Februar 1896 in Großhartmannsdorf) und dessen Ehefrau Christiane Henriette geb. Körner (* 6. Juni 1820 in Zschorkau bei Zeitz; † 13. Juni 1895 in Großhartmannsdorf). Ein weiteres Familienmitglied war:

Viktor von Wilsdorf heiratete am 25. September 1899 in Dresden Marion Dudley geb. Cotton (* 9. Oktober 1864 in Barbados, West Indies (Jungferninseln); † nach 1943/44), neuntes Kind und zweitjüngste Tochter von Dudley Page Cotton (18141880) und dessen 1846 geheirateter Ehefrau Rebecca J. geb. Roach (18281907).[10] Das Paar hatte einen Sohn:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Viktor Wilsdorf besuchte das König-Albert-Gymnasium in Freiberg, wo er 1875 das Abitur ablegte. Danach trat er als Einjährig-Freiwilliger in das königlich-sächsische Schützen-(Füsilier-)Regiment Nr. 108 in der Dresdner Schützenkaserne, wo er kurze Zeit später als Fahnenjunker in die Offizierslaufbahn übernommen wurde.

1877 in den ersten Leutnantsdienstgrad ernannt, diente Wilsdorf als Offizier weiter im Schützenregiment Nr. 108, anfangs in der 4. Konmpanie des Regiments. Er ist erstmals im Dresdner Adressbuch von 1878 verzeichnet, zu dieser Zeit in der Kaserne am Alaunplatz wohnend.[14] 1880 wurde er zuerst Bataillonsadjutant,[15] ab 1883 dann auch Regimentsadjutant.[16] In dieser Dienststellung wurde er Ende 1883 zum Oberleutnant befördert. 1884 zog er in die Kasernenstraße 20.[17] 1889 wurde Wilsdorf zum Hauptmann befördert und übernahm schließlich 1897 als Kompaniechef eine Einheit im 2. Jägerbataillon Nr. 13 in der Dresdner Jägerkaserne am Terrassenufer 31.[18]

1899 erfolgte die Beförderung von Wilsdorf zum Major und die Ernennung zum Bataillonskommandeur im 7. Infanterieregiment Nr. 106 in Leipzig. Dort zog er in die Louisenstraße 4b im Stadtteil Gohlis.[19] 1901 wurde Wilsdorf für eineinhalb Jahre als Adjutant in das Generalkommando des XIX. (2. königlich-sächsischen) Armeekorps versetzt,[20] das sich ebenfalls in Leipzig befand, bevor er 1903 nach Zwickau wechselte und dort 1904 als Kommandeur im Rang eines Oberstleutnants das 1. Jägerbataillon Nr. 12 in der Jägerkaserne der Zwickauer Innenstadt übernahm. Er wohnte in Zwickau in der Gartenstraße 7.[21]

1905 kehrte Wilsdorf mit seiner Familie nach Dresden zurück, wo ihm von der sächsischen Armeeführung die Leitung des Dresdner Kadettenkorps übertragen wurde. Das Kommando über das Kadettenkorps übernahm er daraufhin von seinem Vorgänger Otto von Tettenborn. Wilsdorf zog in das Kommandanturgebäude der Albertstadt an der Kadettenschule.[22]

1906 wechselte Wilsdorf in das sächsische Kriegsministerium und wurde Chef der Abteilung für persönliche Angelegenheiten. Im gleichen Jahr wurde er zum Oberst befördert und zog in die Nordstraße 9,[23] in die Villa des königlich-sächsischen Majors Gustav Hetzer.[24]ürkischer Orden goldene Medaille 1911 wurde er zum Generalmajor ernannt. Im gleichen Jahr, am 23. Mai 1911, zu dieser Zeit weiterhin als Abteilungschef im sächsischen Kriegsministerium, erhielt Wilsdorf vom letzten sächsischen König Friedrich August III. für seine Verdienste in der sächsischen Armee seine Erhebung in den erblichen sächsischen Adelsstand.[25] Ende September 1913 schied von Wilsdorf auf eigenem Wunsch aus dem aktiven Dienst in der sächsischen Armee aus, wurde aber noch zum Generalleutnant z.D. (zur Disposition) befördert und in den vorläufigen Ruhestand geschickt. Mit diesem Dienstgrad durften er und seine Ehefrau den Ehrentitel "Exzellenz" tragen.[26]

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde von Wilsdorf als Generalleutnant reaktiviert. Anfangs war er für etwa fünf Wochen als Chef des Stabs des stellvertretenden Generalkommandos des XIX. Armeekorps in Leipzig tätig. Er war damit Nachfolger für General Georg von Schweinitz, der als Kommandeur das XIX. Armeekorps übernahm. Als der bisherige sächsische Kriegsminister, Adolph von Carlowitz als Kommandeur eines Armeekorps an die Front versetzt wurde, übernahm von Wilsdorf zuerst geschäftsführend das vakante Amt des Staatsministers in Dresden. Als sich abzeichnete, dass der Krieg länger andauern würde und mit einer baldigen Rückkehr von Carlowitz nicht zu rechnen war, ernannte der sächsische König Friedrich August III. von Wilsdorf im Oktober 1915 zum neuen Kriegsminister von Sachsen.[27] In dieser Funktion wurde er noch zum 3-Sterne-General (General der Infanterie) befördert.

Von Wilsdorf blieb in diesem Amt bis zur Novemberrevolution in Deutschland, als er vom neuen Minister Fleißner abgelöst und nochmals in den vorläufigen Ruhestand (" zur Disposition") versetzt wurde. Im Dresdner Adressbuch im Einwohnerverzeichnis noch als Staatsminister aufgeführt,[28] ist dies im Behördenverzeichnis, das einen späteren Redaktionsschluss hatte, berichtigt.[29] Seinen kurzen Lebensabend verbrachte er in Dresden in der Nordstraße,[30] wo er im Alter von 63 Jahren starb. Von Wilsdorf wurde auf dem Urnenhain Tolkewitz beigesetzt.

[Bearbeiten] Militärische Dienstgrade

Dienstgrad Datum
Sekonde-Lieutenant 23. Februar 1877
Premier-Lieutenant 18. Dezember 1883
Hauptmann 13. Dezember 1889
Major 26. März 1899
Oberstleutnant 21. März 1904
Oberst 23. November 1906
Generalmajor 11. September 1910
Generalleutnant 10. September 1914
General der Infanterie 11. Februar 1918

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

  • Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Albrechtsordens
  • Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-bayrischen Militär-Verdienstordens
  • Offizierskreuz des königlich-belgischen Leopold-Ordens
  • Ehrenkreuz des großherzoglich-mecklenburgischen Greifenordens
  • Königlich-persischer Löwen- und Sonnenorden 3. Klasse
  • Königlich-Preußischer Roter-Adler-Orden 4. Klasse
  • Komturkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
  • Kaiserlich-österreichische Eiserne Krone 1. Klasse
  • Eisernes Kreuz 1. Klasse
  • Kaiserlich-türkischer Eiserner Halbmond
  • Kaiserlich-türkische goldene Verdienstmedaille vom Roten Halbmond

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Letztmalig in: Emil Kießling: Handbuch der Kirchen-Statistik für das Königreich Sachsen, Dresden 1875, Digitalisat auf Google Books, S. 55
  2. Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, Band 32, Digitalisat der Bibliothek Masowia Warschau, S. 678ff.
  3. Wilhelm Haan, Carl Ramming: Kirchlich-statistisches Handbuch für das Königreich Sachsen..., Dresden 1845, Digitalisat auf Google Books, S. 174
  4. Friedrich und Henriette Wilsdorf mit 3 Geschwistern in: Familiennachrichten, Leipziger Zeitung 1828, Digitalisat auf Google Books, S. 8
  5. Sächsische Dorfzeitung : Anzeiger für Stadt und Land ; Amtsblatt ..., Band 33, Dresden 1871, Digitalisat, S. 8
  6. Datensatz von Generalmajor Otto Camillo von Wilsdorf in: Ottomar Krug: Deutsche General 1867-1945 auf www.archivportal-d.de
  7. Hans Friedrich von Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch des Adels, Ostsee 1963, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 73
  8. Datensatz auf RootsWeb
  9. Erstmals als solcher im: Adressbuch Dresden 1894, S. 846, SLUB
  10. Datensatz auf RootsWeb, Primärquelle: History and Genealogy of the Dudley Family, Author: Dean Dudley, Online-pdf
  11. Adressbuch Dresden 1924/25, S. 1059, SLUB
  12. Adressbuch Dresden 1943/44, S. 1068, SLUB
  13. Datensatz im Landesarchiv Baden-Württemberg, Badisches Landes- und Staatstheater
  14. Adressbuch Dresden 1878, S. 465, SLUB
  15. Adressbuch Dresden 1881, S. 512, SLUB
  16. Adressbuch Dresden 1884, S. 484, SLUB
  17. Adressbuch Dresden 1885, S. 525, SLUB
  18. Adressbuch Dresden 1892, S. 775, SLUB
  19. Adressbuch Leipzig 1900, S. 1166, SLUB
  20. Adressbuch Leipzig 1902, S. 1256, SLUB
  21. Adressbuch Zwickau 1905, S. 211, SLUB
  22. Adressbuch Dresden 1906, S. 1100, SLUB
  23. Adressbuch Dresden 1907, S. 1103, SLUB
  24. Häuserbuch Dresden 1920, S. 1556, SLUB
  25. Adressbuch Dresden 1912, S. 1175, SLUB
  26. Adressbuch Dresden 1914, S. 1187, SLUB
  27. Adressbuch Dresden 1917, S. 931, SLUB
  28. Adressbuch Dresden 1919, S. 923, SLUB
  29. Adressbuch Dresden 1919, S. 966, SLUB
  30. Adressbuch Dresden 1920, S. 941, SLUB

[Bearbeiten] Weblinks

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