Trachauer Windmühle

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Karte des Dorfes Trachau 1868, rechts die Trachauer Windmühle
Trentzschweg, Blick Richtung Steinheilstraße
Windmühle Boxdorf (Moritzburg)

Obwohl die Windverhältnisse im Lande Sachsen nicht so günstig sind wie im Norden Deutschlands, waren sie dereinst dennoch ausreichend, um Windmühlen zu betreiben. Die vorherrschende Mühlenform war anfangs die Bockwindmühle, später wurde sie durch den steinernen „Holländer“ abgelöst. Noch um 1890 drehten sich im Lande Sachsen die Flügel von fast 200 Mühlen. In der Umgebung Dresdens waren das unter anderem die in Rähnitz (bis 1900), in Gohlis und Leutewitz (beide bis 1914), in Moritzburg (bis 1915) und in Possendorf (bis 1920). Die Mühlen in Mickten, Pieschen, Reichenberg, Boxdorf und Trachau hatten ihren Betrieb schon früher eingestellt.

Die Windmühle in Trachau war eine sogenannte Bockwindmühle. Sie stand am nördlichen Dorfausgang an der seit 1839 von Dresden nach Leipzig führenden Ferneisenbahnlinie und in direkter Nähe zum 1873 erbauten ersten Trachauer Schulhaus. Ihr Erbauer war der Windmüller Karl Friedrich Trentzsch (1821-1887).

Beschwerlich und zeitaufwendig mögen die Trachauer Bauern den Weg auf der Triebe (heute Wilder-Mann-Straße), den Berg am Wilden Mann und den Boxdorfer Berg hinauf empfunden haben, wenn sie ihr Getreide zum Mahlen nach Boxdorf „karrten“. So ist vorstellbar, dass sie sich eine Mühle vor der eigenen Tür wünschten. Die Legende berichtet, dass der Trachauer Ortsrichter Findeisen dem Müllerburschen Trentzsch vorgeschlagen habe, eine Mühle in Trachau zu bauen. Wie dem auch sei, urkundlich belegt ist aber, dass am 4. April 1848 der Gemeinderat zu Trachau dem Gesuch des jungen Windmüllers Trentzsch zum Bau einer Windmühle im Dorf zugestimmt und das Sächsische Finanzministerium im gleichen Monat die Konzession dafür erteilt hatte.

Die von Karl Friedrich Trentzsch erbaute und seit 1849 von ihm auch betriebene Windmühle nebst Müllerhaus verkaufte er am 15. Februar 1853 für 2.000 Taler an Karl Traugott Göthel.

In den Morgenstunden des 16. Januar 1878 brannte die Trachauer Windmühle völlig nieder. „Das Feuer wurde zuerst von zwei Blockwärtern bemerkt, die an der nahe vorüberführenden Eisenbahnlinie Nachtdienst hatten. Als sie gegen halb zwei Uhr morgens aus dem Blockhause traten, um die Bahnstrecke zu begehen, sahen sie das Dach bereits in hellen Flammen stehen. Sie weckten sofort den Müller Göthel in seinem unweit der Mühle gelegenen Wohnhause und schlugen Feueralarm im Dorfe. Als der damalige Gemeindevorstand Mildner an der Brandstelle erschien, stand die Mühle schon über und über in Flammen. Weder die Ortsspritze von Trachau, noch die Spritze der Gemeinde Pieschen konnten gegen den Brand etwas ausrichten. Die später an der Brandstelle eingetroffenen Spritzen aus der Neustadt Dresdens und aus Kaditz konnten wegen Wassermangel nicht in Tätigkeit treten. Die Mühle brannte völlig nieder. Es war eine deutsche Bockwindmühle mit vorherrschend hölzernem Mühlenzeug, dessen Selbstentzündung infolge der Reibung des Wellhalses als Brandursache vermutet wurde. Die Mühle war nicht versichert. Die gesetzliche Brandschadenvergütung der Landesbrandversicherungskasse betrug 4.430 Mark. Die Mühle ist nicht wieder aufgebaut worden.“[1]

Das Müllerhaus blieb verschont und war solange bewohnt, bis es in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre abgerissen werden musste, um Platz für den Wohnungsneubau der AWG des VEB TuR Dresden-Übigau zu schaffen.

„Trentzsch errichtete noch zwei Windmühlen (beides Holländer) auf Pieschener Flur; die eine 1853, die aber bereits 1867 den Erweiterungsbauten der Eisenbahn weichen musste. Eine zweite 1867 in unmittelbarer Nähe des heutigen Leisniger Platzes, die bis 1877 in Betrieb war und 1882 abgebrochen wurde.“[2]

1872 verkaufte Karl Friedrich Trentzsch die zuletzt genannte Mühle und erwarb ein kleines Grundstück in Kaditz. Auf ihm baute er sich ein Haus und eröffnete darin eine Gaststätte. Sie stand dort, wo sich heute das Theaterhaus „Rudi“ befindet.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Bernhard Rackwitz (1883 – 1976), niedergeschrieben am 26. Dezember 1955 (Archiv Klaus Brendler)
  2. Bernhard Rackwitz (1883 – 1976), niedergeschrieben am 26. Dezember 1955 (Archiv Klaus Brendler)
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