Erich Schapira

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Toni mit Kindern Hans und Ingeborg (v.r.n.l), Aufnahme von Genja Jonas 1936
Stolpersteine für Toni und Erich Schapira

Die Eheleute Salomon Erich und Toni Schapira waren sephardische Juden und wurden deshalb Anfang der 1940er Jahre ermordet bzw. in den Tod getrieben.

Erich (geb. 2. Juli 1883 in Hannover) und Toni Schapira (geb. 27. August 1886 in Essen als Toni Hoffmann) kamen Februar 1912[1] aus Spanien nach Dresden.[2]

Erich Schapira war Kaufmann und arbeitete zunächst als Geschäftsführer der Dresdner Privat-Telephon-Gesellschaft GmbH, eine Tochterfirma des Fuld-Konzerns[3] mit Sitz in der Trompeterstraße 14[4], ab Mitte der 1920er Jahre als Direktor der Sächsischen Telegraphon-AG in der Wilsdruffer Straße 15[5]. 1937 ist im Adressbuch unter seinem Namen eine Firma „Gesellschaft für elektrische Anlagen usw.“ aufgeführt.[6] Schapira war Freimaurer in der Fraternitas-Loge und zeitweise Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde. Als Mäzen förderte er junge Künstler.

Die Familie wohnte zunächst an der Müller-Berset-Straße 39 in Striesen, 1. OG, und zog später in die Südvorstadt. Dort lebte sie zunächst an der Liebigstraße 24, 2. OG[7] und ab etwa 1925 im Erdgeschoss des Hauses Bernhardstraße 55.[8] Etwa 1928 kauften Erich und Toni das Grundstück an der Bernhardstraße 37/Ecke Bayreuther Straße und bauten dort ein Haus, dessen Erdgeschoss sie bewohnten.[9] Kontakte zur jüdischen Kaufmannsfamilie Steinhart, die in der benachbarten Villa lebte, sind sehr wahrscheinlich.

Ab 1939/40 mussten Erich und Toni Schapira in einem Dresdner Judenhaus leben. Im Jahr 1942 wurde Erich Schapira ins Warschauer Ghetto deportiert und anschließend in Auschwitz ermordet. Seine in Dresden verbliebene Ehefrau nahm sich am 1. Mai 1942 im Alter von 56 Jahren das Leben. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof bestattet, wo genau, ist jedoch unbekannt.

Seit dem 26. November 2012 erinnern zwei Stolpersteine an Erich und Toni Schapira.

[Bearbeiten] Familie und Nachfahren

Erich und Toni Schapira hatten zwei Kinder, Ingeborg und Hans. Die Tochter wurde 1935 in der Dresdner Synagoge verheiratet. Ihr Mann war ein Wiener Jude, Jahrgang 1899. Die Enkel wurden 1936, 1940 und nach dem Krieg geboren. Ingeborg und ihr Mann konnten etwa 1936/37 vor dem Naziterror ins Ausland (Frankreich) fliehen. Während der staatenlose Mann während des Zweiten Weltkrieges in der Fremdenlegion in Nordafrika diente, versteckte Ingeborg die beiden kleinen Kinder im von Deutschland besetzten Nordfrankreich. Sie selbst ging zu Fuß vom besetzten Paris ins noch freie Lyon und überlebte so den Krieg. Auch Mann und Kinder überlebten.

Die Mutter versteckte in ihrem weiteren Leben ihre jüdische Herkunft und ließ sogar ihre Kinder taufen. Sie wurde in St. Germain bei Paris beigesetzt.

Nach der Wende schenkten die Besitzer das Haus Bernhardstraße 37 zurück an die Familie Schapira. Diese verkauften es. Die heutigen Bewohner, ein Professor für Elektrochemie an der TU Dresden, und seine Frau recherchierten zur Vergangenheit ihres Hauses.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Ulbrich, Lilli: Buch der Erinnerung / Juden in Dresden deportiert, ermordet, verschollen; 1933-1945
    Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden; Arbeitskreis Gedenkbuch 2006, S. 324
  2. Adressbuch 1913, 1. Teil, S. 831
  3. "Projekt Frankfurt am Main 1933–1945" der Stadt Frankfurt
  4. Adressbuch 1915, 1. Teil, S. 836. Adressbuch 1920, 4. Teil, S. 188.
  5. Adressbuch 1925/26, 4. Teil, S. 172
  6. Adressbuch 1937, 2. Teil, S. 709
  7. Adressbuch 1922/23, 1. Teil, S. 783
  8. Adressbuch 1924/25, 1. Teil, S. 771. Adressbuch 1925/26, 1. Teil, S. 771.
  9. Adressbuch 1927/28, 1. Teil, S. 674, 3. Teil, S. 69. Adressbuch 1929, 1. Teil, S. 690, 3. Teil, S. 72.
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