Stolpen

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Blick zur Burg Stolpen

Stolpen ist eine Kleinstadt etwa 25 Kilometer östlich von Dresden mit ca. 6.000 Einwohnern und gehört zum Landkreis Sächsische Schweiz. In Stolpen eingemeindet sind u. a. Lauterbach und Rennersdorf. Die Stadt liegt an der Wesenitz zwischen Bischofswerda und Pirna auf einem steilen Basaltberg 274 Meter über dem Meer. Ein beliebtes Ausflugsziel und Wahrzeichen der Stadt ist die Burg Stolpen mit ihrem tiefen Felsenbrunnen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Stolpen war einst slawisch besiedelt und im Mittelalter strategisch an bedeutenden Straßenverbindungen gelegen. Aus Norden von Halle kommend führte die Salzstraße bis nach Böhmen. Von dort wurden wiederum Glaswaren geliefert. Von West nach Ost verlief eine alte Straße von Pirna bis nach Bautzen.[1] Sie ging zurück auf eine alte Wegeverbindung zwischen den Siedlungsgebieten der Nisaner im Elbtal und jenem der Milzener Sorben um Bautzen. Stolpen selbst gehörte als westlichster Vorposten zu Milska. Der Name Stolpen, der sich zunächst auf die Burg allein bezogen hatte, wurde später auch auf die im 14. Jahrhundert am Fuße der Burg gegründete „neue“ Stadt Jochgrim/Jockgrim ausgedehnt.[2]

[Bearbeiten] Zeit der Bischöfe

Wappen unter Bischof Johann VIII., 1549

Ab 1218, unter Bruno II., gehörte Stolpen den Meißner Bischöfen. Bruno ließ eigens einen Bischofsweg, der auch durch Dresden führte, anlegen, um besser zu seiner neuen Residenz gelangen zu können. Von hier aus organisierte er deutsche Ansiedlungen bis nach Bischofswerda.

Mit ihrem Sitz auf der Burg in Stolpen konnten sich die Bischöfe in der Folgezeit besser der versuchten Einflussnahme durch die Markgrafen von Meißen entziehen. 1290 gelang es Friedrich Tuta jedoch, Stolpen von Bischof Withego I. zu erobern. Erst 1310 konnte das Hochstift Meißen seinen Besitz von den Wettinern zurückkaufen.[3] Unter Withego II. entstand 1330 mit dem Amt Stolpen ein einheitlicher Verwaltungsbezirk für die bischöflichen Besitzungen um Stolpen und Bischofswerda.

Stolpen war mehrfach Schauplatz eines schwunghaften Ablasshandels. 1404 sicherte Papst Innocenz VII. den andächtigen Besuchern der Kapelle ausgedehnten Ablass zu. 1406 versprach Bischof Thimo von Colditz allen, die bußfertig die Erasmuskapelle auf dem Stolpen besuchten, 40 Tage Ablass. Caspar von Schönberg bestätigte 1458 eine Bulle von Papst Bonifatius IX. aus dem Jahr 1399, mit der Dresdnern ein 40-tägiger Ablass von ihren auferlegten Bußen gewährt wurde,[4] und erteilte 1465 von Stolpen aus allen, welche den Bau der Dresdner Kreuzkirche unterstützten, Gnade und Ablass auf 40 Tage.[5]

1429, zur Zeit von Bischof Johann IV., belagerten die Hussiten erfolglos die Burg, äscherten aber die Umgebung ein. Johann V. von Weißenbach erneuerte 1487 die Kirche und setzte einen prächtigen Altarschrein. 1512 erbaute Bischof Johann VI. den Barbaraturm an der Kapelle und die Stolpener Stadtkirche.

Noch bis in die Reformationszeit blieb Stolpen im Besitz der Bischöfe von Meißen. Hier entstand 1520 durch Johann VII. die erste Streitschrift gegen Luther. Die Burg Stolpen wurde mehrfach durch Werke berühmter Künstler verschönert. Das Kruzifix von Christoph Walther I. für die Schlosskapelle befindet sich seit 1814 in Bischofswerda.[6]

[Bearbeiten] Kurfürstliche Herrschaft

Ostersäule in Lauterbach bei Stolpen. In der Lausitz bekannte man sich schon 1584 zum Gregorianischen Kalender und Lauterbach – von Kursachsen und der Lausitz beeinflusst – durfte so zweimal Ostern feiern.[7]
Die Gräfin Cosel in Stolpen

Stadt und Amt Stolpen gelangten 1559 nach einem Tauschgeschäft von Bischof Johann von Haugwitz in den Besitz von Kurfürst August, der damit seinen Einfluss weiter in Richtung Oberlausitz ausdehnen konnte.[8] 1566 malte Heinrich Göding in seinem Auftrag Altarflügel für die Schlosskapelle.

Sophie von Brandenburg, eine erklärte Gegnerin des Kalvinismus, ließ die Hofprediger Lic. Johannes Salmuth und Mag. David Steinbach 1592 nach Stolpen verbringen. Steinbach versuchte zu fliehen, wobei er sich verletzte.

Nach einem Kroateneinfall 1632 brannten die Stadt und Teile der Burg ab. Nach dem Ausbau der Burg 1675 durch Wolf Caspar von Klengel diente Stolpen als Festung und Staatsgefängnis. Von 1716 bis 1765 wurde Gräfin Cosel, die einstige Mätresse von August dem Starken, gefangen gehalten. Sie blieb in Stolpen bis zu ihrem Lebensende, obwohl ihr der Thronfolger, August III. (ab 1733), die Freiheit angeboten hatte.

Am 3. September 1756 besetzten preußische Husaren unter Oberst von Warnery das vom Militär verlassene Schloss, was die erste Kriegsszene des Siebenjährigen Krieges darstellte. 1764 wurde die Burg Stolpen aus der Reihe der sächsischen Festungen gestrichen.

[Bearbeiten] Gewerbe

Reiheschankzeichen Stolpen 1840

Traditionelle Gewerke in Stolpen waren die Herstellung von Messern, künstlichen Blumen, Metallknöpfen und landwirtschaftlichen Maschinen sowie das Buchdruckereigewerbe und die königliche Stammschäferei.[9],[10]

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

Viele Bischöfe nach Bruno II. hielten sich lange in Stolpen auf. So sind beispielsweise Johann IV., Johann VI. und Johann VII. hier gestorben. In Stolpen und seinen Stadtteilen Lauterbach und Rennersdorf wirkten zudem, bzw. waren hier geboren:

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Roland Paeßler: Der Salzhandel und das Salzfuhrwesen im ehemals Stolpener Gebiet, in: Mathias Hüsni (Hrsg.): Schiebocker Landstreicher, Nr. 4, Burkau 2009, S. 52–55
  2. Eintrag zu „Stolpen” beim Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  3. Eduard Sommer: Das Vaterland der Sachsen; Mittheilungen aus Sachsens Vorzeit und Gegenwart, Band 3, Blochmann 1840
  4. Stadtarchiv Dresden entdeckt Urkunde des Papstes Bonifatius IX., DNN-Online vom 12.04.2012
  5. Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat)
  6. Geschichte der Kreuzkirche Bischofswerda
  7. Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1, Dresden 1874, S. 195
  8. Roland Paeßler: Die Erbrichter in der Umgebung von Bischofswerda, in: Mathias Hüsni (Hrsg.): Schiebocker Landstreicher (ISSN 1866-7872), Nr. 3, Burkau 2008, S. 8–16, aus mehreren unveröffentlichten Texten des Autors zusammengestellt und bearbeitet von Dr. Uwe Fiedler
  9. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 60
  10. Eberhard Schulze: Die berühmte sächsische Schafzucht.

[Bearbeiten] Weblinks

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