Stepan Sergejewitsch Tschurakow

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Stepan Sergejewitsch Tschurakow, russ. Степан Сергеевич Чураков (* 9. Mai 1909; † 7. Oktober 1985) war ein sowjetischer Maler, Künstler und Restaurator. Er wurde am 10. Mai 1963 zum Ehrenbürger der Stadt Dresden ernannt.

[Bearbeiten] Familie

Stepan Sergejewitsch Tschurakow wurde am 9. Mai 1909 als einer der älteren Söhne des russisch-sowjetischen Volkskünstlers, Malers, Holzschnitzers und Bildhauers Sergej Michailowitsch Tschurakow (18851949) geboren. Sein Vater gilt als der Begründer einer Dynastie von Malern, Künstlern und Restaurateuren der Familie Tschurakow.[1] Stepan Sergejewitsch hatte noch acht Geschwister, u. a.:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Stepan Sergejewitsch Tschurakow wählte wie sein Vater und viele seiner Geschwister den Beruf des Künstlers und wurde einer der Meister der lyrischen Landschaftsmalerei in der Sowjetunion. Außerdem beschäftigte er sich von Beginn an mit der Restaurierung alter Kunstwerke.

Am 26. Mai 1945 begutachtete eine sowjetische Kommission des Rates der Volkskommissare unter Leitung von A. S. Rototaew die beschlagnahmten Kunstwerke der Dresdner Gemäldegalerie in Pillnitz, die dorthin unter der Leitung der Kunstwissenschaftlerin Natalia Iwanowna Sokolowa nach deren Auffinden aus verschiedenen Verstecken, u. a. im Eisenbahntunnel im Lohmgrund in Pirna-Großcotta (Werke von Rembrandt wie z. B. „Selbstbildnis mit Saskia“ und Raffaels „Sixtinische Madonna“), in dem Kalksteinbergwerk in Pockau-Lengenfeld, auf der Festung Königstein und auf Schloss Weesenstein, gebracht und katalogisiert wurden. Unter den Mitgliedern der Gruppe waren neben Sergej S. Tschurakow noch S. P. Grigorow, Denkmalschützer sowie zwei junge Künstler, N. A. Ponomarew und M. F. Wolodin. Danach wurde beschlossen, die Bilder der Dresdner Gemäldegalerie in die Sowjetunion zu verbringen.

In der Sowjetunion wurden in jahrelanger Kleinarbeit die Bilder einer gründlichen Restaurierung unter Leitung von Stepan Tschurakow im Puschkinmuseum unterzogen. Nach zeitgenössischen Überlieferungen sah es in der Werkstatt Tschurakows fast wie in einem Feldlazarett aus, da fast alle Bilder mit Beschädigungen und Bandagen zu ihm kamen. Vor allem Tschurakow und seinem Team war es zu verdanken, dass viele beschädigte Bilder aus der Gemäldegalerie, u. a. von Tizian, Rubens, Rembrandt und Brueghel, vor dem Verfall gerettet wurden.[4][5]

Erst im März 1955 beschloss der Ministerrat der UdSSR, die Gemälde der Deutschen Demokratischen Republik zurück zu geben, was am 30. April auf einer Pressekonferenz mit dem stellvertretenden Kulturminister der UdSSR W. S. Kemenow bekannt gegeben wurde, an der auch Stepan Tschurakow teilnahm. Zuvor wurden die Gemälde noch in einer Ausstellung im Puschkinmuseum in Moskau vom 2. Mai bis 20. August 1955 gezeigt, wo allein in diesen Wochen etwa 1,2 Millionen Besucher aus allen Teilen der Sowjetunion die Dresdner Bilder sahen.[6]

Für die Rettung und Restaurierung der Dresdner Gemäldegalerie erhielt Stepan Sergejewitsch Tschurakow am 10. Mai 1963 den Titel eines Ehrenbürgers der Stadt Dresden, verliehen im Gobelinsaal in der Gemäldegalerie "Alte Meister". Auf Beschluss der Regierung der DDR erhielt Tschurakow außerdem den Vaterländischen Verdienstorden der DDR in Silber.

Tschurakow veröffentlichte auf der Internationalen Restauratoren-Konferenz im November 1963 seinen Beitrag „Aus der Praxis der sowjetischen Restauratoren“ und prägte neben der Kunstwissenschaftlerin Natalia Iwanowna Sokolowa und dem Moskauer Chefkurator Andrej Alexandrowitsch Guber jahrelang die Darstellungsweise der Verbringung der Dresdner Gemälde in die Sowjetunion und deren Rückführung, die als Rettung der Dresdner Kunstschätze und als große Freundschaftstat des Sowjetvolkes gefeiert wurde.

[Bearbeiten] Werke

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. http://www.tretyakovgallery.ru/ru/calendar/exhibitions/exhibitions2748/
  2. Jekaterina Tschurakowa auf www.mpda.ru
  3. http://painters.artunion.ru/2-24.htm
  4. Bei dem Transport der Gemäldegalerie handelt es sich um einen sensiblen politischen Vorgang, der in der Presse in der Sowjetunion und im Westen total unterschiedlich bewertet wurde, zumal heute nach wie vor etliche Kunstschätze aus den ehemals deutschen Gebieten in russischen Museen zu finden sind. Schwere oder irreparable Schäden entstanden an den Kunstwerken teilweise erst nach dem Krieg, als die Stromversorgung und damit verbunden die Lüftungsanlagen in den von den Nazis ausgewählten Depots ausfielen, was der sowjetischen Seite zwar sofort gemeldet, jedoch nicht stets sofort darauf reagiert wurde. S. a. Kathrin Iselt: Sonderbeauftragter des Führers - Der Kunsthistoriker und Museumsmann Hermann Voss (1884–1969). Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln, Weimar, Wien 2010, ISBN 978-3-412-20572-0 Leseprobe Online pdf auf Google Books
  5. 1240 Bilder wurden in einem ausgezeichnet restaurierten Zustand wieder zurück nach Dresden gebracht, wo sie ab 1956 in der wieder eröffneten Gemäldegalerie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. 206 Bilder konnten nach Angaben der sowjetischen Kommission aufgrund des beschädigten Zustands nicht gerettet werden, 463 Gemälde – meist von geringer Größe – gingen auf dem Transportweg in die Sowjetunion „verloren“. Einige von diesen Bildern tauchten später bei internationalen Kunstauktionen im Westen bzw. in Privatkreisen wieder auf, wie z. B. das Bild von Jan Brueghel d. Ä. „Ebene mit Windmühlen“ von 1611, das 60 Jahre nach Kriegsende nach rechtlichen Auseinandersetzungen zwischen der Ukraine, Deutschland, Niederlande, Belgien und den USA wieder nach Dresden zurückkehrte. Quelle: http://adamsnotes.net/?p=2699
  6. http://www.lostart.ru/ru/studys/?ELEMENT_ID=1101

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Weblinks

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