Rudolf Doehn

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Rudolf Doehn

Dr. phil. Carl Johann Georg Rudolf Doehn, auch Rudolph Döhn (* 2. Februar 1821 in Hinrichshagen bei Woldegk/ Mecklenburg-Strelitz; † 9. April 1895 in Dresden) war ein deutsch-amerikanischer Schriftsteller und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Wirken

[Bearbeiten] Ausbildung

Doehn besuchte zuerst die Schule im mecklenburgischen Friedland und nahm danach ein Studium in Halle auf, das er in Berlin und Greifswald fortsetzte, wo er auch 1845 mit der Arbeit Diss. de speculativo logices Platonicae principio über Platon zum Dr. phil. promovierte.[1] Im Juli 1849 wurde er noch im Studienfach Jurisprudenz (Rechtswissenschaft) für das Sommersemester an der Universität Rostock immatrikuliert.[2]

[Bearbeiten] Emigration in den USA

Nach dem Scheitern der Revolution von 1848/1849 emigrierte Doehn wie viele andere Revolutionäre aus Deutschland und lebte ab 1855 (der ausgestellte Reisepass datierte auf den 17. Juli)[3] für 11 Jahre in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA). In St. Louis/Missouri arbeitete er als Lehrer für die Freie Gemeinde.[4] Eingebürgert wurde Doehn am 21. Juli 1859.[5]

Die deutschen revolutionären Einwanderer waren 1854 maßgeblich an der Gründung der Republikanischen Partei beteiligt, die sich seinerzeit in ihrem Ziel der Abschaffung der Sklaverei von den Demokraten unterschied.[6] Ab 1860 vertrat Doehn die Republikanische Partei im Abgeordnetenhaus von Missouri. Zur Unterstützung von Abraham Lincoln trat er bei Ausbruch des Bürgerkrieges einem Freiwilligen-Regiment von deutschen Einwanderern bei. Sie wandten sich gegen den Gouverneur von Missouri, der sich auf die Seite der Konföderierten geschlagen hatte.[7],[8],[9] Die deutschen Emigranten hatten auch ein wirtschaftliches Interesse an der Abschaffung der Sklaverei, von der sie nur unterdurchschnittlich profitierten. Doehn gehörte der Missouri General Emancipation Society an. Diese drängte auf eine vollständige Abschaffung der Sklaverei, während Abraham Lincoln in seiner Emanzipations-Proklamation von 1862 noch die Grenzstaaten wie Missouri ausgenommen hatte.[10]

[Bearbeiten] Doehn in Dresden

Nach seiner Rückkehr im Sommer 1866 nach Deutschland (er verließ New York auf der Teutonia nach Hamburg am 11.6.)[11] ließ sich Doehn in Dresden nieder und wohnte zunächst in der Radeberger Vorstadt, Nordstraße 3.[12]

Doehn zählte zu den aktivsten Vertretern der Dresdner Literaturszene und war Mitglied in der Litterarischen Gesellschaft, dem Literarischen Verein und der Gesellschaft für Literatur und Kunst. Schon 1867 gehörte er wie Karl Wilhelm Hendel zu den Mitbegründern des Vereins der freisinnig-deutschen Partei. 1878 arbeitete er als Redakteur der Dresdner Presse, die kurzzeitig als sozialdemokratisches "Ersatzblatt" nach Ausrufung der Sozialistengesetze erschien, und gehörte zu den Mitbegründern des Allgemeinen Deutschen Schriftstellerverbandes (ADSV) in Leipzig. Am 26. September 1887 vereinigte sich dieser Verband in Dresden mit dem Deutschen Schriftstellerverein zum Deutschen Schriftstellerverband.

Doehn schrieb mehrere Bücher, hielt Vorträge und publizierte in Zeitschriften über seine Erfahrungen in den USA. So veröffentlichte er wiederholt in der Zeitschrift "Die Gartenlaube".[13] Standen zunächst politische Aspekte wie eine mögliche Vorbildfunktion für eine bundesstaatliche parlamentarische Demokratie in Deutschland im Mittelpunkt, so widmete sich Doehn später vorwiegend Literatur und Geschichte. Im Verein für Erdkunde beriet er Ausreisewillige. Auch vor dem Dresdner Gewerbe-Verein hielt er wiederholt Vorträge.[14]

1892 wohnte Doehn Königstraße 11.[15] Seine letzte Anschrift war Zirkusstraße 35. Rudolf Doehn wurde nach seinem Tod auf dem Trinitatisfriedhof begraben.

[Bearbeiten] Familie

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Rudolf Doehn wurde am 2. Februar 1821 als Sohn eines Pächters im mecklenburgischen Hinrichshagen bei Woldegk geboren.[16] Seine Eltern wohnten später in Naulin im Kreis Pyritz in Pommern [17], wobei sein Vater bereits 1849 verstarb.

1858 heiratete Doehn in St. Louis Francisca Martins.[18] Diese war später in Dresden ebenfalls schriftstellerisch tätig. Doehns in Dresden geborener Sohn Bruno (18661924) gehörte zu den bekanntesten Juristen der Weimarer Republik. Schilling & Graebner bauten für ihn 1903 in der Emser Allee eine Villa (links), nachdem sie einige Jahre zuvor schon in der Wachwitzer Straße eine Villa für Doehns Tochter Else (18591932) gebaut hatten (rechts). Else war mit Paul Schumann bzw. Ferdinand Avenarius verheiratet. Wolfgang Schumann war Doehns Enkel. Mit der Familie Avenarius stand Doehn schon vor der Heirat seiner Tochter in Verbindung. So publizierte er wiederholt im Literarischen Centralblatt, das im Verlag von Eduard Avenarius erschien.[19] Zudem traf man sich im Literarischen Verein und in der Litterarischen Gesellschaft. Ein weiterer Sohn Doehns, der wie seine Schwester schon in St. Louis geborene Erich, wurde Redakteur und Schriftsteller, arbeitete aber zeitweise auch als Buchhalter.[20] Um 1921 lebte er im Dürerbundhaus.[21]

[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Leipziger Repertorium der Deutschen und Ausländischen Literatur, Band 14 Verlag T. O. Weigel, 1846, S. 317
  2. Immatrikulation von Carl Johann Rudolph Doehn an der Universität Rostock
  3. ancestry.de
  4. Adolf Eduard Zucker: The forty-eighters: political refugees of the German Revolution of 1848. Columbia University Press, 1950
  5. Einbürgerungsverzeichnis von Missouri 1816 - 1955
  6. Forty-Eighter Socialists Found Republican Party
  7. Axel W.-O. Schmidt: Der rothe Doktor von Chicago: ein deutsch-amerikanisches Auswandererschicksal: Biographie des Dr. Ernst Schmidt, 1830-1900, Arzt und Sozialrevolutionär, 2003
  8. Angehörige der US-amerikanischen Streitkräfte
  9. Letters Received by Commission Branch, 1863-1870
  10. James Peckham: Gen. Nathaniel Lyon, and Missouri in 1861: a monograph of the great rebellion. American News Company, 1866
  11. The New York Times, Passagierlisten vom 11.6.1866
  12. Adreß- und Geschäftshandbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden für das Jahr 1868, Seite 45 auf adressbuecher.genealogy.net
  13. Autoren der Gartenlaube auf Wikisource
  14. Karl Wilhelm Clauß, Chronik des Gewerbe-Vereins zu Dresden: als Festschrift zur 50jährigen Stiftungsfeier, Hoffmann, 1884
  15. Adressbuch der Stadt Dresden, 1892
  16. Nachlass von Wolfgang Schumann (Enkel) (PDF; 9,4 MB)
  17. Daten von Carl Johann Rudolph Doehn an der Universität Rostock
  18. Datenbank der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage
  19. Doehn beim Literarischen Centralblatt von Eduard Avenarius
  20. Königliches Gymnasium zu Dresden-Neustadt: Verzeichniss der Schüler des Gymnasiums wahrend des Winterhalbjahres 1874—75
  21. Adressbuch der Stadt Dresden, 1921

[Bearbeiten] Weblinks

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