Paul Robert Reinhard

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Paul Robert Reinhard (* 15. Mai 1858 in Wilsdruff; † 21. Juli 1931 in Dresden) war ein sächsischer Jurist, zuletzt als Senatspräsident am Oberlandesgericht in Dresden. Er war Mitglied im sächsischen Kompetenzgerichtshof sowie Ehrendoktor der Universität Leipzig.

[Bearbeiten] Familie

Paul Robert Reinhard entstammte der sächsischen Familie Reinhard(t). Seine Großeltern väterlicherseits waren der Jurist Heinrich Reinhard (17841833) und Johanna Caroline geb. Hauptmann (17901847), Tochter des königlich-sächsischen Oberlandbaumeisters und Professors an der Dresdner Kunstakademie, Johann Gottlob Hauptmann (17551813) und dessen Ehefrau Louise Salomé geb. Sachs (17611832). Sein Onkel war Hermann Reinhard (18161892), Arzt, Insektenkundler (Entomologe) und ehemaliger Präsident des Landesmedizinalkollegiums des Königreiches Sachsen, zuletzt im Rang und mit Titel eines Geheimen Medizinalrats.

Reinhard war das fünfte Kind und der jüngste Sohn des königlich-sächsischen Appellationsrates Oswald Reinhard (* 13. April 1818 in Dresden; † 19. September 1876 in Freiberg/ Sachsen) und dessen 1848 in Nossen geheirateter Ehefrau Anna Henriette geb. Canzler (* 25. Juli 1825 in Pirna; † 1. Mai 1907 in Freiberg/ Sachsen), Tochter des Gerichtsdirektors in Nossen Nathanael Otto Paul Canzler (17911857) und dessen Ehefrau Dorothea Auguste geb. Martini (17961838) aus der Beamtenfamilie Canzler, der auch der sächsische Oberlandbaumeister Carl Adolph Canzler angehörte. Reinhard hatte noch fünf Geschwister, u. a.:

Paul Reinhard heiratete am 16. Januar 1886 in Freiberg/ Sachsen Louise geb. Lauterbach (* 31. Juli 1862; † 8. Juli 1928 in Dresden). Die Ehe blieb kinderlos.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Paul Reinhard besuchte von 1865 bis 1870 die Bürgerschule in Dresden, anschließend bis 1872 das Gymnasium in Bautzen und danach, nach der Rückkehr seines Vaters nach Dresden, bis 1875 die Kreuzschule in Dresden. Von 1875 bis 1878 erhielt er seine höhere Bildung am Freiberger Gymnasium, wo er die Reifeprüfung ablegte. Direkt im Anschluss, ab 1878 begann Reinhard wie seine älteren Brüder ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität in Leipzig.

1881 begann Reinhard seine berufliche juristische Laufbahn als Referendar. 1885 wurde er als Assessor nach Waldheim/ Sachsen versetzt. Anschließend arbeitete er bis 1893 als Rechtsanwalt in Stollberg/ Erzgebirge. Als solcher ist er erstmals im Adressbuch von Stollberg in der dortigen Hauptstraße im Haus Nummer 398 verzeichnet.[1] Im gleichen Jahr wurde er Handelsrichter in Freiberg, ab 1894 dann Landrichter. Am 1. April 1895 zog er in die Beuststraße in das Haus 223F in Freiberg,[2] der späteren Hausnummer 3 in dieser Straße.[3]

1899 wurde Reinhard im Rang eines königlich-sächsischen Landgerichtsrates an das Dresdner Landesgericht berufen. Anfangs zog er in Dresden in die Zöllnerstraße 5.[4] Im Folgejahr wechselte er als Oberlandesgerichtsrat an das Dresdner Oberlandesgericht. Gleichzeitig zog er in die Hähnelstraße 18,[5] 1907 dann in die Dinglingerstraße 6,[6] wo er bis 1909 wohnte. Außerdem wurde Reinhard in Dresden Mitglied des Landesversicherungsamtes.

1909 wurde Reinhard als Landgerichtspräsident nach Zwickau berufen, wo er in den Schulgrabenweg 13 zog.[7] Zwei Jahre später, 1911 wurde Reinhard in gleicher Funktion Landgerichtspräsident in Leipzig. Dort zog er in die Haydnstraße 12.[8]

Das Zwangsversteigerungsgesetz, Kommentierung in der Ausgabe von 1931

1914 kehrte Reinhard in die sächsische Residenzstadt zurück, wo er als Senatspräsident an das Dresdner Oberlandesgericht berufen wurde. Erst zog er in die Striesener Straße 2,[9] ab 1915 in die Hähnelstraße 10,[10] wo er mit dem Justizrat Emil Arthur Heim sowie dem Dresdner Landgerichtspräsidenten, Geheimrat Otto Heinrich Wilhelm Gallenkamp und der Schriftstellerin Frida Hornig in einem Haus wohnte.[11]

Zugleich wurde Reinhard Mitglied am sächsischen Kompetenzgerichtshof in Dresden. In dieser Funktion war Reinhard am 10. Juni 1916 Berichterstatter der Vollversammlung des Oberlandesgerichts in der Disziplinarbestrafung des Prinzen Max, Herzog zu Sachsen, der sich als Feldgeistlicher der 1. königlich-sächsischen Infanteriedivision Nr. 23 in einem Brief an den in der Schweiz lebenden Hausprälaten von Matthies abfällig über das Verhalten der deutschen Truppen in Belgien geäußert hatte. Der Prinz wurde daraufhin zu einer Haft auf Schloss Hubertusburg in Wermsdorf verurteilt.

Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt Reinhard 1922 die Ehrendoktorwürde der juristischen Fakultät der Universität Leipzig (Dr. jur. h. c.). Im gleichen Jahr Versetzung in den Ruhestand. Ab 1924 ist Reinhard als Senatspräsident i. R. im Dresdner Adressbuch verzeichnet.[12]

Paul Reinhard galt zu seiner Zeit als einer der fähigsten Juristen Sachsens. „Dies fand seinen Niederschlag in einer großen Anzahl hervorragender Werke, vor allem der Kommentierung des so schwer zugänglichen Zwangsversteigerungsgesetzes. Seine im Jahre 1930 in der 7. Auflage erschienene Handausgabe des Gesetzes, wie sein 1931 in 4. Auflage erschienener Kommentar zum Zwangsversteigerungsgesetz sind Meisterleistungen hohen Ranges. Kleinere Schriften zum Zwangsversteigerungsgesetz, auch zum Landesgesetzentwurf und zahlreiche andere Aufsätze zu dieser Materie zeigen den Meister des Faches“.[13] Reinhards handschriftlichen Erinnerungen befinden sich heute im Familienarchiv Reinhard.

[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)

Zwangsversteigerungsgesetz..., Einleitung, Erläuterungen und Register von Paul Reinhard
Ladengesetzentwurf, ausführlich und allgemeinverständlich dargestellt von Paul Reinhard

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Stolz's Adress-Buch der Chemnitzer Umgebung, S. 772, SLUB
  2. Adreßbuch der Stadt Freiberg 1895, S. 123, SLUB
  3. Adreßbuch der Stadt Freiberg 1897, S. 153, SLUB
  4. Adressbuch Dresden 1900, S. 602, SLUB
  5. Adressbuch Dresden 1901, S. 634, SLUB
  6. Adressbuch Dresden 1908, S. 827, SLUB
  7. Adressbuch Zwickau 1910/11, S. 421, SLUB
  8. Leipziger Adreßbuch 1912, S. 730, SLUB
  9. Adressbuch Dresden 1915, S. 857, SLUB
  10. Adressbuch Dresden 1916, S. 683, SLUB
  11. Häuserbuch Dresden 1921, S. 1379, SLUB
  12. Adressbuch Dresden 1924/25, S. 770, SLUB
  13. s. Juristische Wochenschrift 60, S. 2265, 1931, und Kürschners Deutscher Gelehrtenkalender 1931, 4. Ausgabe, S. 2346, de Gruyter & Co, Berlin u. Leipzig

[Bearbeiten] Weblinks

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