Landständische Bank

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Blick vom Friedrichs-Ring auf die Landständische Bank und in die Schulgasse

Die Landständische Bank der Oberlausitz (offiziell auch Landständische Bank des ehemaligen Sächsischen Markgraftums Oberlausitz, kurz Landständische Bank) war ein 1844/1845 gegründetes Bankunternehmen in Ostsachsen und der Oberlausitz. Ihren Hauptsitz hatte sie in Bautzen – heute Gebäude des Landratsamts. Filialen unterhielt sie in Zittau und Dresden. Die Bank wurde im August 1945 aufgelöst.

Trümmerbahn in der Pfarrgasse 1946

Zu Ostern 1876[1] übernahm die Landständische Bank das Güntz'sche Haus (Schulgasse Nr. 3) wie auch das ehemalige Schulwitwenhaus (Schulgasse Nr. 2) aus der Erbmasse von Justus Friedrich Güntz, vermietete die architektonisch wertvolle Villa von 1830 und errichtete im alten Schulwitwenhaus ihr Dresdner Comptoir (später: Filiale Dresden). Das Güntz'sche Haus lag auf dem Gelände des heutigen Rathauses an dessen Südwestecke, das Schulwitwenhaus ebenfalls dort, nur etwas nördlicher, noch nördlich der gedachten Verlängerung der heutigen Straße An der Mauer.

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Güntz-Stiftung im Oktober 1881 wurde aus diesen beiden Häusern sowie dem Wohnhaus in Ecklage Pfarrgasse Nr. 5 und dem Wagenplatz an der Mauer der erste Güntzplatz gebildet. Nach der Entfestigung lag hier auf dem Gebiet des Gräflich Schall-Riaucour'schen Gartengrundstücks und der alten Stadtmauern in den Jahren 1833 bis 1838 die Ausflugsgaststätte Schütze's Garten.

1882 firmierte die Bank unter der Anschrift Güntzplatz Nr. 2 (zuvor Schulgasse 2, das alte Schulwitwenhaus). Im Gebäude wohnten seit 1877 ein Kassierer, ein Kassendiener und ein Hausmann (Hausmeister) sowie seit 1879 der Bankdirektor Carl F. A. Bergmann.[2] Im darauffolgenden Jahr 1883 erwarb die Bank mit dem Nachbarhaus Schulgasse Nr. 1 dann die gesamte Ostseite der bereits in das Entfestigungsgebiet verlängerten Schulgasse und legte damit den Grundstein für die zukünftige territoriale Expansion.[3] Die Verlängerung der Schulgasse in das Entfestigungsgebiet wurde bis zur Umstellung der Hausnummern im Jahre 1839 als Kirchweg bezeichnet, aber auch die Schulgasse Nr. 1 aus der Altbebauung hatte bis dahin die Haus-Nummer (Kirchweg) 548.[4] Der Besitz der Ostseite dieser Verlängerung stellte für die Bank eine Voraussetzung für die spätere Inbesitznahme von deren Westseite, dem damaligen Wagenplatz an der Mauer, dar.

Ab 1892 firmierte die Bank nach Zusammenlegung von Schulgasse 1 und Güntzplatz 2 dann unter der Geschäftsadresse Schulgasse 1. In dem zusammengelegten Gebäude wohnte nun auch ein zweiter Kassendiener. Die ehemalige Rösler'sche Villa[5] (jetzt Güntz'sches Haus) wurde von der Bank unter der neuen Anschrift Güntzplatz 2 (zuvor Nr. 3) weiterhin an honorige Privatleute vermietet.[6] Die Beletage bewohnte nach dem Landrat Liphart seit 1882 bis zum Abriß der Justizrat Rechtsanwalt Dr. Bernhard Zerener. Im Obergeschoß lebte über viele Jahre S. Exc. Ober-Kammerherr v. Gersdorf, später der Gerichtsamtmann Dreßler. Diese klassizistische Rösler'sche Villa wurde 1899 an die Stadtgemeinde verkauft, nachdem das Grundstück im Süden durch ein zweites Gleis der Deutschen Straßenbahn (Rothe Wagen) in der Friedrichs-Allee (heute Dr.-Külz-Ring) beschnitten worden war.[7] Sie wurde vor Mitte August 1905 abgerissen.[8]

In der Zeit um 1900 brachte sich die Stadtgemeinde planmäßig in den Besitz aller Grundstücke der östlichen Pfarrgasse, der gesamten Schulgasse, der südlichen Kreuzstraße sowie der östlichen Gebäude von An der Kreuzkirche. Auf dieser Grundlage erfolgten umfangreiche Grundstückstransaktionen mit der Landständischen Bank wie auch mit der Evangelischen Kirche, um den Rathausneubau realisieren zu können.

Vor Mitte August 1904 wurde die östliche Pfarrgasse einschließlich der Eckhäuser zum Güntzplatz und zu An der Kreuzkirche abgetragen[9] und damit die gesamte Fläche zwischen Pfarrgasse und Schulgasse ein einheitliches Bauareal. Zusätzlich wurde die städtische Fläche des noch offenen Güntzplatzes überbaut, welche an die Landständische Bank ging. Vom Güntzplatz blieb nichts übrig als die Adresse Güntzplatz 3 der 1892 bis 1894 auf diesem errichteten Reformierten Kirche. Die Landständische Bank erhielt des Weiteren das Grundstück Pfarrgasse 5, um hier einen weiteren Flügel anbauen zu können. Die Evangelische Kirche erhielt den nördlichen Teil dieses städtischen Bauareals zur Errichtung einer neuen Superintendentur (An der Kreuzkirche 6 und 7 [neue Nummernzählung] einschließlich Schulgasse 2 und Pfarrgasse 1[10]). Das hakenförmige Zwischenstück bekam die städtischen Sparkasse für eine neue Filiale.

Von 1904 bis 1906 wurde der Neubau der Landständischen Bank nach Entwürfen von William Lossow und Hermann Viehweger errichtet.

Dieses neue Gebäude eröffnete Ende 1906 (vor Oktober) unter der Geschäftsadresse Schulgasse 6, die neue Sparkasse am 1. März 1907 sowie die neue Superintendentur am 1. April 1907. Das Personal zog aus dem ehemaligen Schulwitwenhaus in das neue Gebäude auf der anderen Straßenseite um. Es bestand aus dem neuen Bankdirektor Paul Leopold (seit 1905), dem Bankbeamten Otto Dorn (seit 1904), zwei Kassenboten und dem Motorenwärter, wie seit 1898 der Hausmann bezeichnet wurde. Das Schulwitwenhaus wurde zwischen August und Oktober 1907 zugunsten des Rathausneubaues abgebrochen.

Das Bauareal Pfarrgasse/Schulgasse verfügte über zwei Innenhöfe. Der südliche war kleiner und quadratisch, sein Südflügel (Schulgasse 6) und Westflügel (Pfarrgasse 5) gehörte zur Landständischen Bank; der Ostflügel (Schulgasse 4) zur Sparkasse. Der nördliche Innenhof war größer und unregelmäßig geformt - der Nordflügel (An der Kreuzkirche 6/7 und Pfarrgasse 1) und der Ostflügel (Schulgasse 2) gehörten zur Evangelischen Kirche, der Westflügel (Pfarrgasse 3) zur Sparkasse; der mittlere Verbindungstrakt gehörte zur ebenfalls Sparkasse. Beide Innenhöfe waren gegliedert in je zwei Bereiche für die verschiedenen Eigentümer: zwei Hälften für die Sparkasse, die über den mittleren Verbindungstrakt verfügte und je eine Hälfte für Landständische Bank und Superintendentur.

Die Landständische Bank präsentierte sich jetzt statt zur Schulgasse mit breiter Front zur Ringstraße (bis 1905 Friedrichs=Allee), welche sich durch die doppelgleisige städtische Straßenbahnlinie der roten Wagen zu einer Magistrale entwickelt hatte. Um diesen Wechsel zu demonstrieren, firmierte die Bank jetzt auch unter der Adresse Pfarrgasse 5.

Bei den Luftangriffen im Februar 1945 wurde das Bankgebäude schwer beschädigt, und die Ruine später abgerissen. Auch die im gleichen Häuserblock sich angrenzende eine Filiale der Sparkasse (Schulgasse 4 und Pfarrgasse 3) wurde zerstört.[11]

Eine Wiederbebauung des Blocks zwischen Schulgasse und Pfarrgasse erfolgt um 1999[12]. An der Stelle der Landständischen Bank befindet sich heute eine große Filiale der Ostsächsischen Sparkasse Dresden (Dr.-Külz-Ring 17).

[Bearbeiten] Quellen

  1. Adressbuch 1876, S. 274, Schulgasse.
  2. Adressbuch 1882, (der neugebildete) Güntzplatz; Adressbuch 1882, Bergmann.
  3. Adressbuch 1882, S. 293, Schulgasse; Adressbuch 1883, S. 759, Schulgasse, Adressbuch 1887, S. 971, Schulgasse.
  4. Adressbuch 1840, S. 316, Schulgasse: hierzu gehört noch der vormalige Kirchweg; Adressbuch 1839, S. 57, Forkert: Carl Friedr. Forkert, Fleischhauer, Hbs. [Hausbesitzer] Kirchweg 548; Adressbuch 1840, S. 57, Forkert: Carl Friedr. Forkert, Fleischhauer, Hbs. [Hausbesitzer] Schulgasse 1.
  5. Nicht zu verwechseln mit dem Rößlerschen Haus in Weimar.
  6. Vgl.Adressbuch 1893, S. 1300, Schulgasse und Adressbuch 1893, S. 1007, Güntzplatz.
  7. Adressbuch 1900, Güntz-Platz.
  8. Stadtplan 1906.
  9. Stadtplan von 1905.
  10. Adressbuch 1907, S. 339, An der Kreuzkirche.
  11. Adressbuch der Gau- und Landeshauptstadt Dresden, 1943/44
  12. Im Luftbild 1999 (Themenstadtplan) ist das Dachgeschoss noch im Bau.
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