Hofkirche

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Die Hofkirche
Altstadt mit Hofkirche

Die Hofkirche ist die Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen und liegt am Altstädter Elbufer der Augustusbrücke zugewandt und unmittelbar an Residenzschloss und Theaterplatz. Sie wurde als dreischiffige Basilika mit einem doppelgeschossigen Prozessionsumgang errichtet und besitzt vier Eckkapellen. Eine schlichte Innenraumgestaltung ohne Deckengemälde und farbige Marmorierung betont die Bogenarchitektur. Dagegen wurden die Eckkapellen prachtvoll ausgestaltet. Die Hofkirche gehört zu den letzten Meisterwerken, bzw. ist sogar das späteste Werk des italienischen Barocks und Dresdens kunstgeschichtlich bedeutendster Kirchenbau. Mit ihren 86 Metern Turmhöhe gehört sie auch heute noch zu den höchsten Bauwerken Dresdens.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Der Bau

Die Hofkirche im Bau von Canaletto gemalt

Die Planung der Hofkirche geht zurück auf August den Starken. Um König von Polen werden zu können, hatte er den katholischen Glauben angenommen. Der Plan, eine katholische Kirche mit unmittelbarem Anschluss an das Residenzschloss zu errichten, wurde jedoch erst unter seinem Sohn verwirklicht. Im Auftrag von August III. baute Gaetano Chiaveri die Kirche ab 1739 bis zunächst 1746 im Stil des Barocks. Die Planungen erfolgten im protestantisch geprägten Dresden konspirativ: Es hieß von einem großen Bau zwischen Schloss und Brücke, der genaue Verwendungszweck blieb geheim. Es war so auch kein Zufall, dass mit Chiaveri und seinem Stab Ausländer geholt wurden. Das Italienische Dörfchen verdankt ihrer Siedlung seinen Namen. Von 1746 wurde der Bau längere Zeit unterbrochen, weil Chiaveris Neider verbreitet hatten, die Wölbung des Schiffes drohe einzustürzen. Scharenweise verließen die Arbeiter den Bau. Erst als der Maler Anton Raphael Mengs mit seinem Vater Ismael das Gewölbe bestiegen und damit den Beweis seiner Festigkeit geliefert hatte, wurde der Bau fortgesetzt. Nachdem der Neid immer mehr zunahm, legte Chiaveri 1749 sein Amt nieder und kehrte nach Italien zurück. Johann Christoph Knöffel leitete bis zu seinem Tode 1752 Innenausbau und Errichtung des Chores. Bis 1756 vollendete Julius Heinrich Schwarze mit dem Turm Chiaveris Bau. Die Kirche wurde am 29. Juni 1751 geweiht.

[Bearbeiten] Kirchenmusik

An der Hofkirche entwickelte sich eine katholische Kirchenmusiktradition, die im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert ihresgleichen suchte. Die Hofkapellmeister Johann Gottlieb Naumann, Domenico Fischietti, Joseph Schuster, Franz Seydelmann, Ferdinando Paër, Francesco Morlacchi, Carl Maria von Weber und Carl Gottlieb Reißiger bereicherten mit ihren Kompositionen das Repertoire. Nach der Schließung der italienischen Oper 1832 und dem Weggang der italienischen Sänger verringerten sich die Kirchendienste der Hofkapelle, die in Spitzenzeiten mehr als 250 pro Jahr betrugen. Aber selbst nach der Abdankung der Wettiner trat die nunmehrige Sächsische Staatskapelle weiter zum Hochamt sonntags in der Hofkirche auf. Diese Tradition wurde erst von den Nazis am 1. Januar 1938 beendet.[1]

An der Hofkirche wirkten berühmte Organisten, beispielsweise August Alexander Klengel und Gustav Adolf Merkel.

[Bearbeiten] Zerstörung und Wiederaufbau

Hofkirche, an der linken Säule neben der Tür (Bildmitte) kyrillische Inschrift vom Mai 1945: "Замок проверен. мин нет. проверял Ханутин." - Schloss überprüft. Keine Minen. Geprüft [von] Chanutin
Hofkirche vom Zwinger gesehen

Die Hofkirche erlitt während der Luftangriffe auf Dresden schwere Zerstörungen. Unter Federführung von Mart Stam wurden sogar Abrisspläne erwogen. Die erste Messe wurde aber bereits wieder im Juni 1945 in der Benno-Kapelle gefeiert, später im linken Seitenschiff. 1962 stand das Hauptschiff zur Verfügung. Der nahezu originalgetreue Wiederaufbau dauerte bis 1965, Einzelrestaurierungen nahmen noch viel mehr Zeit in Anspruch. 1964 wurde die Kirche Konkathedrale, 1980 zur Kathedrale Sanctissimæ Trinitatis erhoben. Der Kirchgemeinde, die vor dem Zweiten Weltkrieg 10.000 Mitglieder zählte, gehörten nach der Zerstörung nur noch 300 Glieder an, heute sind es wieder 1.500.

[Bearbeiten] Alois Andritzki und Papst Benedikt XVI.

Von 1939 bis zu seiner Verhaftung 1941 durch die Nazis wirkte Alois Andritzki in der Hofkirche als Kaplan. Vor seiner Seligsprechung zu Pfingsten 2011 durch Papst Benedikt XVI. wurde seine Urne in einer feierlichen Prozession hierher überführt. Benedikt XVI. war als Kardinal Ratzinger 1987 selbst in Dresden gewesen, um am ersten und einzigen DDR-weiten Katholikentreffen teilzunehmen. Am 10. Juli feierte der in der DDR als Antikommunist verschriene Geistliche in der Kathedrale ein Pontifikalamt. Er sprach vor mehr als 1000 Priestern und kirchlichen Mitarbeitern in zwei Vorträgen über “Gottes Macht - unsere Hoffnung“.[2],[3] An Andritzki erinnern heute der Märtyreraltar sowie ein Stolperstein am Haupteingang.

[Bearbeiten] Station des Dresdner Revolutionswegs

Die Hofkirche gehörte zu den Kirchen, in denen sich 1989 Oppositionelle versammelten und zu Demonstrationen gingen. In Erinnerung daran wurde am 8. August 2012 eine Tafel angebracht.

[Bearbeiten] Geistliche an der Hofkirche

Alois Andritzki | Jakob Buk | Karl Maaz

[Bearbeiten] Die Hofkirche in der kunstgeschichtlichen Rezeption

Die erste Dokumentation geht auf Gaetano Chiaveri zurück. Schon 1740 stellte er seine Sammlung mit sieben gezeichneten Ansichten “Plans, Profiles et Facade de la nouvelle Eglise Catholique à Dresde“ zusammen.[4] Besonders intensiv setzte sich später der Kunsthistoriker Eberhard Hempel mit der Hofkirche und Chiaveri auseinander.

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

Unter den vielen Kostbarkeiten ragen im Inneren das Altargemälde von Anton Raphael Mengs, die geschnitzte Kanzel von Balthasar Permoser und die Orgel von Gottfried Silbermann hervor. Das Kirchenäußere wird von 74 dreieinhalb Meter großen Heiligenstatuen und vier allegorischen Figuren Glaube, Hoffnung, Liebe und Gerechtigkeit des Bildhauers Lorenzo Mattielli geprägt.

[Bearbeiten] Malereien

Das Altargemälde von Anton Raphael Mengs

Von Anton Raphael Mengs stammen neben dem Altarbild auch die beiden Gemälde über den Seitenaltären die Jungfrau mit dem Kinde auf der Mondsichel und Josephs Traum.[5] Die Altarbilder in den Kapellen wurden von Louis Silvestre (Abendmahl), Pietro Rotari (Tod des heiligen Franz von Xaver), Stefano Torelli (Predigt des heiligen Benno), Franz Karl Palko (Tod des heiligen Nepomuk) und von Charles Hutin (die Kreuzigung) geschaffen. Die Decken der vier Kapellen wurden in der zeitüblichen Weise in Untersichtmalerei gemalt: in der Sakramentskapelle die Anbetung des Kelches von Stefano Torelli (1755), in der Benno-Kapelle das Wirken und die Himmelfahrt des heiligen Benno von Anton Maulbertsch (1770), in der ehemaligen Nepomuk-Kapelle (jetzt Gedächtniskapelle) die Verherrlichung des heiligen Johannes von Nepomuk von Franz Karl Palko (1754), in der Heiligen Kreuz-Kapelle das Opfer Abrahams und Moses mit der ehernen Schlange von Johann Friedrich Alexander Thiele. Für den Barockstil besonders bezeichnend ist, dass in Palkos Gemälde ein Engel teils gemalt ist und teils plastisch aus der Decke herausragt.

[Bearbeiten] Gedächtniskapelle

Erinnerung an Alois Andritzki beim Märtyreraltar
Die Kanzel von Balthasar Permoser

Die Kapelle war ursprünglich dem böhmischen Heiligen Johann Nepomuk gewidmet. Seit 1976 erinnert sie an alle Opfer von Krieg und Gewalt, insbesondere der Zerstörung Dresdens im Jahre 1945. An den Wänden wurden 52 von den Nationalsozialisten verfolgte Geistliche des Bistums verewigt. Der Märtyreraltar erinnert an drei Priester, die im Konzentrationslager Dachau starben: Alois Andritzki, Dr. Bernhard Wensch und Aloys Scholze. Friedrich Press schuf Altar und Pieta aus Meißner Porzellan. Die Figurengruppe "Befreiung" stammt von Andreas Kuhnlein und erinnert an 6 junge polnische Männer, die 1942 und 1943 in Dresden ermordet wurden.[6]

[Bearbeiten] Wettiner-Gruft

Die Stifter der Katholischen Hofkirche in Dresden, August III. und seine Gemahlin Maria Josepha, haben eine Grablege unter der Kirche. In vier Räumen der Gruft befinden sich 47 Sarkophage der Wettiner sowie eine Kapsel mit dem Herz August des Starken. Die Marmorstatuen des gegeißelten Christus stammen von Balthasar Permoser. Könige, die in der Gruft beigesetzt wurden, waren: August III. (von Polen), Friedrich August der Gerechte, Anton der Gütige, Friedrich August II., König Johann, König Albert, König Georg und Friedrich August III. Die Bischöfe des Bistums finden in der Bischofsgruft ihre letzte Ruhe. Während des Hochwassers 2002 standen die Grufträume unter Wasser und mussten aufwendig saniert werden. Die Grufträume sind nur im Rahmen von Kirchenführungen zugänglich.

[Bearbeiten] Die Kathedrale heute

Taufbecken mit Plastik von Balthasar Permoser

Die Dresdner Kapellknaben singen zu den Gottesdiensten an Sonn- und Feiertagen, 10:30 Uhr. An hohen Feiertagen gestalten sie den Gottesdienst zusammen mit dem Kathedralchor und Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle. Musik auf der Silbermannorgel wird Mittwoch und Samstag von 11:30 bis 12:00 Uhr gegeben, außerdem an besonderen Feiertagen und im Dresdner Orgelzyklus abwechselnd mit Frauenkirche und Kreuzkirche.

[Bearbeiten] Öffnungszeiten außerhalb der Gottesdienste

Wegen Bauarbeiten im Hochschiff kann die Hofkirche bis Februar 2021 nicht besucht werden.

[Bearbeiten] Bildergalerie

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Gerhard Poppe: "Musik in der katholischen Hofkirche zu Dresden". SLUB-Kurier 2001/3, S.8-10
  2. Der spätere Papst an der Elbe. Erinnerungen an das Katholikentreffen 1987 in Dresden
  3. Stasi: Spitzel auf Ratzinger angesetzt
  4. Ulrike Schäme: "Diese unsrer in Sachßen von 234 Jahren noch nicht erlebte Glücksseeligkeit. SLUB besitzt Handschrift zur Weihe der Katholischen Hofkirche vor 250 Jahren". SLUB-Kurier 2001/3, S.10-12
  5. Steffi Roettgen: Anton Raphael Mengs in Dresden und Madrid. Zur Geschichte des Hochaltarbildes in der katholischen Hofkirche
  6. Der Märtyreraltar in der Kathedrale St. Trinitatis

[Bearbeiten] Weblinks

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