Karl Samuel Scheinert

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Entwurf des Mittelschreins der St. Aegidienkirche Oschatz durch Julius Hübner, ausgeführt von Karl Samuel Scheinert

Karl Samuel Scheinert (* 12. Januar 1791 in Dresden; † 20. Januar 1868 in Meißen) war ein führender Glas- und Porzellanmaler der Romantik.[1] Gerühmt wurden strenge Farbenharmonie und kräftige Pinselführung.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Scheinert wurde 1809 zusammen mit Reinhard Krüger, Moritz August Stöckhardt und Phillip Veit an der Dresdner Kunstakademie immatrikuliert.[2] 1814 diente er in der sächsischen Armee. Nach Dresden zurückgekehrt, verdiente er seinen Lebensunterhalt durch das Bemalen von Pfeifenköpfen. Zwischenzeitlich bildete er sich in Wien bei Gottlob Samuel Mohn in der Glasmalerei weiter. 1821 kehrte er mit Wilhelm Vörtel nach Dresden zurück. Ab 1819/1825 wirkte Scheinert als Zeichenlehrer und als Landschaftsmaler an der königlichen Porzellanmanufaktur Meißen. Seine künstlerische Laufbahn wurde später vor allem von Julius Hübner gefördert.

Zuletzt lernten an der königlichen Zeichenschule Meißen unter Leitung von Ferdinand Hartmann über 200 Schüler. Alle drei Lehrer, Heinrich Gotthelf Schaufuß, Scheinert und Ludwig Richter, erhielten mit 200 Talern das gleiche Jahresgehalt. Bei der Aufhebung der Zeichenschule 1835 wurde nur Scheinert als Figurenmaler durch die Porzellanmanufaktur übernommen.[3] 1847 trat Scheinert die Nachfolge von Malervorsteher Georg Friedrich Kersting an, 1860 ging er in Pension.

Scheinert war Mitglied im Sächsischen Altertumsverein. Das Kupferstich-Kabinett bewahrt ein Bild seines Meißner Wohnhauses auf.[4]

[Bearbeiten] Scheinert in den Lebenserinnerungen von Ludwig Richter

"Scheinert war ein gemütlicher und höchst gefälliger Kollege und ein ganz vorzüglicher Glasmaler und viele Kirchen Sachsens haben Arbeiten von ihm aufzuweisen, die entweder nach den Kartons neuerer Künstler oder nach A. Dürer und sonstigen Meistern der altdeutschen Schule kopiert wurden. Er wohnte in einem Bauernhause in Niederfähre, arbeitete oft, wenn die Arbeit drängte, ohne Unterbrechung vom frühen Morgen bis lange nach Mitternacht. Ja er ließ seine Frau zu solcher Zeit kein Mittagessen bereiten, damit sie ihm ungehindert vorlesen könnte, und dann begnügte er sich mit Kaffee und Kuchen. Sie war eine heitere und sehr hübsche junge Frau, die sich aber bald die Schwindsucht an den Hals gelesen hatte und starb. Auch seine zweite Frau, eine sanfte, zarte Natur, starb nach Jahresfrist an derselben Krankheit, bis endlich die dritte, eine stattliche Erscheinung, gesund, verständig und dabei liebenswürdig in ihrem Benehmen, das Regiment im Hause führte, dem zerfahrenen Wesen ein Ende machte und eine behagliche, wohlgeordnete Häuslichkeit herstellte. Diese Frau war so begabt, daß sie später ihrem Manne bei seinen Glasmalereien half, zuletzt sogar ganz hübsche Glasbilder nach den Boisseréeschen Bildern malte, da sie doch früher keinen Zeichenunterricht gehabt hatte."

[Bearbeiten] Werke

Glasgemälde in Glashütte, 1837

Scheinert war wiederholt auf Dresdner akademischen Kunstausstellungen vertreten, 1828 mit einer „Porzellanplatte mit einer Zigeunerruhe“. Häufig malte er nach Vorlagen berühmter Künstler, so „Die heilige Nacht“ nach Correggio. Bekannte Glasgemälde Scheinerts waren „Kurfürst Moritz von Sachsen“ (1828), „Kaiser Konstantin, das heilige Kreuz nach Jerusalem tragend“[5] (1833, angekauft vom Sächsischen Kunstverein), die Restauration der Glasfenster in der Kirche zu Glashütte für den Sächsischen Altertumsverein [6] sowie Arbeiten für Kirchen in Oschatz (der Mittelschrein des Altars gilt als die erste Buntglasmalerei nach dem Mittelalter),[7] Görlitz und Rüdigsdorf bei Altenburg. In England und Irland schuf er ebenfalls Glasgemälde in Kirchen, in Frankreich im Privatauftrag.

Später entstanden Glasgemälde für die Kapelle auf dem königlichen Weinberg in Wachwitz nach einem Karton von Hübner (in drei Abteilungen waren die lebensgroßen Figuren des Heilandes, der Maria und des Johannes abgebildet). Als eine der besten Glasmalarbeiten seiner Zeit gilt das Fenster von Scheinert für die Orlikische Kapelle der Dominikanerkirche zu Krakau (ca. 1855), wiederum nach einer Vorlage von Hübner. Es zeigt in kollosalen Figuren die Gottesmutter mit dem Kinde, an den Seiten die des heiligen Hyacinth und der heiligen Agnes, überragt von einer Rosette mit einem fast überlebensgroßen Engel.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Eva Mahn: Deutsche Glasmalerei der Romantik 1790 - 1850: die Glasmaler Heinrich Müller in Berlin, Carl Samuel Scheinert in Meissen, Ernst Gillmeister in Schwerin. Dissertation Leipzig, 1991.
  2. Kunstakademie Dresden - Studentenordnung 1778-2012, Immatrikulationen im Bereich der bildenden Kunst anhand der archivierten Matrikelbücher der heutigen Hochschule für Bildende Künste Dresden
  3. 3er Satz Durchbruchteller Meissen, Dekor nach Karl Samuel Scheinert
  4. Das Wohnhaus des Zeichenlehrers und Porzellanmalers Karl Samuel Scheinert (1791-1868) im rechtselbischen Niederfähre bei Meißen, Blatt 24 aus der Mappe "Meißen" nach Federzeichnungen von Bernhard Mannfeld.
  5. Kaiser Konstantin das heilige Kreuz nach Jerusalem bringend
  6. Jahresbericht des Vereins der Sächsischen Alterthums-Freunde, Verlag Teubner, 1837
  7. Das Innere der St. Aegidienkirche Oschatz
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