Johann Richard Sachse

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Johann Richard Sachse (* 17. Oktober 1847 in Dresden; † 1922/23 in Kötzschenbroda-Niederlößnitz) war ein königlich-sächsischer Offizier und General, u.a. als Kommandeur eines sächsischen Großverbandes und Ministerialrat im sächsischen Kriegsministerium, zuletzt im Rang eines Generalleutnants. Nach seiner Pensionierung engagierte er sich im Gemeinderat von Niederlößnitz sowie als Stifter und Organisator des dortigen Waldparks.

[Bearbeiten] Familie

Johann Richard Sachse entstammte der sächsischen Familie Sachse. Er war der Sohn des Briefsortierers und späteren Postpackmeisters Johann Gottlieb Sachse (* 1815; † 2. Oktober 1903 in Dresden).[1] Sachses Vater war seit 1853 Stadtpostbote,[2] wohnte zuletzt in der Heinrichstraße 3, quittierte 1896 den Dienst und wurde als Postpackmeister a.D. (außer Dienst) pensioniert.[3] Sein Vater war zweimal verheiratet, in zweiter Ehe seit dem 4. November 1855 mit Wilhelmine geb. Helbig,[4] Tochter des Christian Gottfried Helbig (* 1752).[5]

Richard Sachse war mit Auguste Sachse († zwischen 1925 und 1935 in Kötzschenbroda-Niederlößnitz)[6][7] verheiratet. Das Paar hatte eine Tochter:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Richard Sachse wurde am 31. Oktober 1847 in Dresden getauft und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Nach dem Besuch der Kadettenschule ist er erstmals nach Erhalt seines Offizierspatents im ersten Leutnantsdienstgrad, als Seconde-Lieutenant im königlich-sächsischen Ersatzbataillon Nr. 104 noch während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 verzeichnet. Er wohnte anfangs in einer Wohnung in der Bautzner Straße 52a.[10]

1875 kehrte Sachse als Premier-Lieutenant (Oberleutnant) in die Dresdner Garnison zurück, wo er in die Löbauer Straße 4 zog.[11] Ab 1876 wurde er zum Hauptmann befördert, à la suite des 5. Infanterie-Regiments Nr. 104 gestellt,[12] diente aber als Assessor in der Militärintendantur.[13] 1877 wurde ihm der Titel eines Militär-Intendanturrates verliehen.[14] 1879 zog er in die Kurfürstenstraße 24.[15] 1887 wurde Sachse zum Major befördert,[16] ein Jahr später 1888 verließ er die Dresdner Militärintendantur.

1891 abermals nach Dresden zurückgekehrt, wurde Sachse im Rang eines Oberstleutnants Abteilungsvorstand im sächsischen Kriegsministerium und Intendant der sächsischen Armee. Im gleichen Jahr zog er an den Oberen Kreuzweg 3.[17] 1895 wurde er - immer noch im Kriegsministerium tätig - zum Oberst befördert.[18] 1896 übernahm Sachse von seinem Vorgänger Paul von Hingst das 2. königlich-sächsische Grenadier-Regiment „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ Nr. 101 als Kommandeur und zog im gleichen Jahr in die Radeberger Straße 24.[19]. Das Regiment war seit 1877 in der Dresdner Grenadierkaserne in der Albertstadt stationiert. Er kommandierte die Einheit bis 1899 und übergab zu diesem Zeitpunkt den Dienstposten an Oberst Paul Vitzthum von Eckstädt.[20]

Am 26. März 1899 übernahm Sachse von seinem Vorgänger Lothar Freiherr von Hausen die Führung der 3. königlich-sächsischen Infanterie-Brigade Nr. 47 mit Sitz in Leipzig mit gleichzeitiger Ernennung zum Generalmajor. Er zog in Leipzig in die dortige Gustav-Adolph-Straße 21.[21] Sachse führte den Verband der sächsischen Armee als Brigadekommandeur nur ein reichliches Jahr und übergab die Dienststellung am 29. März 1900 an Alexander Luitbert Freiherr von Friesen.[22] Gleichzeitig wurde Sachse als Generalmajor z.D. (zur Disposition) in den vorläufigen Ruhestand versetzt.[23]

Seinen Ruhestand genoss Sachse in Niederlößnitz, wo er sich die Villa in der Oberen Bergstraße 45, der späteren Hohernzollernstraße, kaufte.[24][25] Ab 1904 engagierte sich Sachse im Niederlößnitzer Gemeinderat, dem er über zehn Jahre als Mitglied angehörte.[26] Im Gemeinderat engagierte sich Sachse noch bis 1914 und legte mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges sein Mandat nieder.[27] 1915, während des Krieges wurde Sachse noch zum Generalleutnant zur Disposition befördert. Er und seine Ehefrau durften damit den Ehrentitel "Exzellenz" führen.[28] Er ist letztmalig im Adressbuch von 1922/23 verzeichnet.[29] Sachses Witwe wohnte nach seinem Tod weiter in der Villa in der Hohenzollernstraße,[30]

[Bearbeiten] Waldparkstiftung in Niederlößnitz

Zeitschrift "Die Gartenwelt" 1910
Beitrag in der Zeitschrift "Die Gartenwelt" zur Errichtung des Waldparks

Ab 1907 initiierte Sachse die Errichtung eines öffentlichen Volks- und Erholungsparks im Herzen der westlichen Lößnitz. Ziel von Sachse war es, kaum berührte Waldflächen im südlichen Oberkötzschenbroda auf Dauer für die Allgemeinheit zu erhalten. Er orientierte sich dabei am späteren "Friedrich-August-Park", an dem seit 1904 in Radebeul gearbeitet wurde. Im Juni 1907 wandte sich Sachse, der Privatier und Gemeinderatsmitglied Franz Oßwald, Besitzer der Villa Oßwald und Oberstleutnant Carl Hans von Hartmann, der stellvertretenden Vorsitzender des "Almosenvereins der Lößnitz und Umgebung" war, mit einem Aufruf zur Gründung einer Stiftung an die Öffentlichkeit. Januar 1910 stiftete schließlich Kammerherr Hans von Minckwitz ein drei Hektar großes Grundstück, so dass am 25. August 1910 die "Waldparkstiftung" offiziell gegründet wurde. Bereits am 5. März 1910 erschien folgende Notiz unter der Rubrik "Tagesgeschichte" in der Zeitschrift "Die Gartenwelt" in Berlin:

  • "Durch Vermittlung des Generals Sachse ist die hiesige Gemeinde in den Besitz einiger Stiftungen an größeren Wald- und Wiesenkomplexen und eines Betrages von 8.650 Mark zur Errichtung eines Waldparkes gelangt, auch hat der Gemeinderat in letzter Zeit schon verschiedene Parzellen zu gleichem Zwecke angekauft."

Ebenfalls 1910 wurde Sachse zum Gemeindeältesten [31] sowie 1911 zum Ehrenvorsitzenden des Stiftungskuratoriums gewählt. Bis 1928 wuchs der Waldpark durch aus Spendenmitteln finanzierten Grundstücksankäufen, Pachtverträgen und weiteren Vereinbarungen auf 17,5 Hektar an. Etwa die Hälfte davon befand sich im Stiftungseigentum. Das einzige massive Bauwerk im Park nahe dem Aussichtspunkt an der "Friedrich-August-Höhe" war der Wasserturm des Wasserwerks Niederlößnitz. Für seine Verdienste um den Waldpark in Niederlößnitz wurde Sachse mit der silbernen Carola-Medaille ausgezeichnet.

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

  • Ritterkreuz 1. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
  • Fürstlich-Reußisches Ehrenkreuz 2. Klasse
  • Komturkreuz 2. Klasse des königlich-sächsischen Verdienstordens
  • Kaiserlich-österreichische Eiserne Krone 2. Klasse

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Datensatz auf Ancestry
  2. Adressbuch Dresden 1854, S. 132, SLUB
  3. Erstmals als Postpackmeister a.D. im Adressbuch Dresden 1897, S. 480, SLUB
  4. Datensatz auf Ancestry
  5. Datensatz auf Ancestry
  6. Noch als Witwe im Adressbuch Kötzschenbroda 1925, S. 91, SLUB
  7. Nicht mehr verzeichnet im Adressbuch Dresden 1936, S. 2279, SLUB
  8. Datensatz auf Ancestry
  9. Adressbuch Dresden 1943/44, S. 2394, SLUB
  10. Adressbuch Dresden 1871, S. 279, SLUB
  11. Adressbuch Dresden 1876, S. 338, SLUB
  12. Staatshandbuch des Königreiches Sachsen 1877, Digitalisat auf Google Books, S. 390
  13. Adressbuch Dresden 1877, S. 343, SLUB
  14. Adressbuch Dresden 1878, S. 360, SLUB
  15. Adressbuch Dresden 1880, S. 381, SLUB
  16. Adressbuch Dresden 1888, S. 492, SLUB
  17. Adressbuch Dresden 1892, S. 597, SLUB
  18. Adressbuch Dresden 1896, S. 719, SLUB
  19. Adressbuch Dresden 1897, S. 480, SLUB
  20. Grenadier-Regiment „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ (2. Königlich Sächsisches) Nr. 101 auf Wikiwand
  21. Adressbuch Leipzig 1900, S. 902
  22. 3. (kgl.sächs.) Infanterie-Brigade Nr.47 auf GenWiki
  23. Adressbuch Dresden 1901, S. 2297, SLUB
  24. Adressbuch Dresden 1905, S. 2765, SLUB
  25. Adressbuch Dresden 1901, S. 2301, SLUB
  26. Adressbuch Dresden 1905, S. 2758, SLUB
  27. Letztmalig als Gemeindeältester im Adressbuch Dresden 1914, S. 3038, SLUB
  28. Adressbuch Dresden 1916, S. 2470, SLUB
  29. Adressbuch Dresden 1922/23, S. 2551, SLUB
  30. Erstmalig als Witwe im: Adressbuch Dresden 1924/25, S. 2252, SLUB
  31. Adressbuch Dresden 1911, S. 2871, SLUB
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