Hermann Glöckner

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Plastik Gebrochenes Band im Garten des Hotel Bellevue
Plastik Mast mit zwei Faltungszonen vor der Mensa der TU Dresden
Räumliche Faltung eines Rechteckes (Leonhardi-Museum 1976)

Hermann Glöckner (* 21. Januar 1889 in Cotta; † 10. Mai 1987 in Berlin) war ein bedeutender konstruktivistischer Maler, Grafiker und Bildhauer.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Glöckner ließ sich nach dem Besuch der Gewerbeschule Leipzig ab 1904 in Dresden auf der Feldherrenstraße zum Musterzeichner ausbilden. In dieser Zeit unternahm er häufig Ausflüge in die Dresdner Heide, um zu zeichnen. Gleichzeitig lernte er zusammen mit Friedrich Kurt Fiedler und Edmund Schuchardt im Abendstudium an der Kunstgewerbeschule, zu Beginn bei Max Rade und Oskar Seyffert.[1] Hier wurde er nachhaltig von dem jungen Dozenten Carl Rade geprägt, mit dem Glöckner noch lange persönlich verbunden blieb. Eine erste Bewerbung zum Studium an der Kunstakademie scheiterte an der Ablehnung durch Carl Bantzer.

Ab 1911 arbeitete Hermann Glöckner freischaffend in Boxdorf. Im Ersten Weltkrieg war er als Soldat in Frankreich und Russland. Danach arbeitete Glöckner als Musterzeichner sowie wiederum freischaffend. 1921 heiratete er Frieda Paetz; sie wohnten in Stetzsch, Flensburger Straße. Seinen Lebensunterhalt konnte er teilweise mit dem Kopieren von Werken aus der Gemäldegalerie Alte Meister bestreiten. Außerdem nahm er ein Studium bei Otto Gussmann auf. Im Jahre 1927 präsentierte die Kunstausstellung Kühl erstmals seine Werke.

Glöckner hatte schon während seiner Lehrzeit begonnen, sich für geometrische Formen und Projektionen zu interessieren. Klare, gegenstandsfreie Werke im Sinne des Konstruktivismus wurden ab 1930 charakteristisch für seinen künstlerischen Stil. Er "konstruierte" seine Werke nach geometrischen Gesichtspunkten, experimentierte mit verschiedenen Materialien und entwickelte bis 1937 - als Grundlage für seine Collagen - mit dem Tafelwerk einen herausragenden Beitrag für die Moderne der damaligen Zeit. Glöckner gehörte schon im Gründungsjahr der Dresdner Sezession 1932 an. Er wohnte inzwischen in der Strehlener Straße 21. Weil die Nazis ihm Ausstellungs- und Verkaufsmöglichkeiten für seine als "entartet" eingestuften Gemälde und Grafiken verwehrten, wandte sich Glöckner verstärkt dem Sgraffito-Putzschnitt und dekorativer Gestaltung zu.

1945 verlor Glöckner Wohnung und Atelier und zog nach Loschwitz, wo er im Künstlerhaus arbeitete. In dieser Zeit arbeitete er auch für das Hygienemuseum. Er trat der Künstlergruppe Der Ruf bei. Sein formalistischer Stil wurde in der DDR lange kritisch gesehen. Als Antifaschisten gewährte man ihm jedoch einigen Freiraum. Seinen Lebensunterhalt konnte er zunächst mit Sgrafitto-Arbeiten verdienen, darunter für das Treppenhaus am Physikalischen Institut der TH Dresden. Um 1960 wandte er sich zunehmend der Plastik zu. Auf Glöckner wurde man zuerst in der Bundesrepublik aufmerksam.

Die Rehabilitierung in der DDR begann anlässlich seines 80. Geburtstages 1969 mit der Ausstellung Zeichnungen, Gemälde und Tafeln aus den Jahren 1911 bis 1945 im Kupferstichkabinett. Seine Frau konnte dies nicht mehr miterleben - sie war im Jahr zuvor gestorben. Man erinnerte sich nicht nur Glöckners Unbeugsamkeit im Faschismus, sondern auch daran, dass der Konstruktivismus in der frühen Sowjetunion aufgeblüht war. Die Ausstellung erregte solches Aufsehen, dass der Katalog nicht mehr verteilt werden durfte. 1976 kam es zur ersten umfassenden Werkschau nach 1945. Die Plastik Räumliche Faltung eines Rechteckes wurde am Glockenspielpavillon des Zwingers aufgestellt und später in das Leonhardi-Museum überführt - es war das erste Mal, dass in der DDR eine konstruktivistische Stahlplastik im öffentlichen Raum präsentiert wurde. 1984 konnte Glöckner seine wohl bedeutendste Plastik in Dresden aufstellen, den Mast mit zwei Faltungszonen. Er befindet sich vor der Neuen Mensa am Fritz-Foerster-Platz. Diese Arbeit war ursprünglich 1975 für die Leubener Poliklinik vorgesehen gewesen. 1984 erhielt Glöckner auch den Nationalpreis und der Maler und Regisseur Jürgen Böttcher drehte für die DEFA einen Dokumentarfilm über ihn.[2] Bis 1985 entstand im Garten des Hotel Bellevue die Plastik Gebrochenes Band.

Glöckner starb in Westberlin, wo seine Lebensgefährtin wohnte. Seine Urne wurde auf dem Loschwitzer Friedhof beigesetzt. Postum wurde 1992 vor dem Plenarsaal des ehemaligen Bundestages in Bonn die Stahlplastik Durchbruch aufgestellt. Die Kunstausstellung Kühl hat wiederholt Werke von Glöckner gezeigt.[3] Viele Exponate befinden sich in der Galerie Neue Meister, in der Skulpturensammlung und im Kupferstich-Kabinett.[4] Die Hermann-Glöckner-Straße trägt seinen Namen.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Hermann Glöckner – Ein Patriarch der Moderne. Hrsg.: John Erpenbeck. Der Morgen. Berlin 1983
  2. Informationen zum Film "Kurzer Besuch bei Hermann Glöckner"
  3. Glöckner in der Kunstausstellung Kühl
  4. Werke bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

[Bearbeiten] Weblinks

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