Filmtheater „Goldenes Lamm“

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Gasthof „Zum goldenen Lamm“ um 1910
Restaurant „Goldenes Lamm“ um 1930
Filmtheater-Reklame 1934
Filmtheater-Reklame 1949
das leerstehende „Goldene Lamm“ 1998, in der Mitte der Saal
der Saal des „Lamms“ 1998
Hochwasser 2002 auch in Trachau
„Goldenes Lamm“ kurz vor der Fertigstellung der Sanierung 2007
Gemeindesaal des „Goldenen Lamms“, 2017

Das Filmtheater befand sich von 1925 bis Ende der 1960er Jahre im Gebäude des Restaurants „Goldenes Lamm“ (Leipziger Straße 220). Nach seiner Schließung war dann bis 1998 das Staatliche Puppentheater im Trachauer „Goldenen Lamm“ zu Hause. 2005 erwarb die Freie Evangelische Gemeinde Dresden das seit dem Elbhochwasser 2002 leerstehende Gebäude und baute es zum Gemeindezentrum aus.

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Gasthof

Auf dem Grundstück befand sich zunächst ein Gasthof. Im Jahr 1771 hatte sich der Fleischhauer Johann Gottfried Ockert als erster Handwerker im Dorf Trachau niedergelassen. Zwei Jahre später war ihm auf Antrag gestattet worden, in seinem Haus „Brandewein zu brennen und solchen sowohl als Wein zu verschenken“.[1] Nach dem Elbehochwasser von 1784 ersuchte Ockert dann auch um die Genehmigung, „fremde durchreisende Personen mit Wagen und Pferden, auch zu Fuß, zu speißen und zu beherbergen, auch zu diesem Behuf zu schlachten, zu backen und Bier, wo es gut und trinkbar ist, zu erholen.“ Am 13. Juni 1787 wurde ihm das gestattet. Damit war sein Haus der erste Gasthof in der Geschichte Trachaus.

Am 29. Juni 1839 fand in diesem Gasthof, genannt zum „Lämmchen“, die Wahl zum ersten Gemeinderat des Dorfes Trachau statt.

Zwischen 1851 und 1880 wechselten die Pächter bzw. Eigentümer des Gasthofes in unregelmäßigen Abständen. Ende der 1870er Jahre ließ der Gastwirt Hermann Heinrich Hanke das alte Gasthofgebäude umbauen und eröffnete es am 13. November 1881 als „Goldenes Lamm“. Der Gasthof bot nunmehr einen großen Speisesaal und Nebenstuben, einen erweiterten Tanzsaal sowie im Sommer einen schattigen Garten und Kegelbahn.

In den Jahren 1894 bis 1898 vergrößerte Gastwirt Heinrich August Werner durch „Veränderungen im Vordergebäude“ den Gasthof, ließ den Tanzsaal vollständig abtragen und an dessen Stelle einen neuen bauen. Der ausführende Baumeister war Gustav Richard Martin aus Pieschen/Mickten. Nach Abschluss der Baumaßnahmen war aus dem Gasthof ein großer Gaststättenkomplex mit drei Gast- und Gesellschaftsräumen, einem Ballsaal mit Orchesterbühne, einem Gasthofgarten mit Terrasse, Kegelbahnanlage, den notwendigen Wirtschaftsräumen, einem Schlachthaus sowie Pferdeställen entstanden. Die Räumlichkeiten der oberen Stockwerke waren bis um 1970 als Wohnungen vermietet.

Der Erste Weltkrieg beeinträchtigte den Gaststättenbetrieb kaum. Tanzveranstaltungen im Saal fanden aber nicht statt. Er diente zeitweilig als Unterkunft für die Mannschaften eines sächsischen Pionierbataillons.

1919/20 erwarb der bisherige Besitzer des Gasthofes „Wilder Mann“, Gustav Opitz, das Restaurant „Goldenes Lamm“. Er und seine Erben waren auch die Eigentümer bis in die 1940er Jahre.

[Bearbeiten] Filmtheater und Geschäfte

Am 28. August 1925 eröffneten um sechs Uhr abends mit der ersten Vorstellung die Filmlichtspiele „Goldenes Lamm“. Der ehemalige Ballsaal mit seiner Orchesterbühne war umgebaut worden und fasste nunmehr 800 Plätze. Erste „Lichtspielbesitzer“ waren Alfred Schindler & Paul Tucholski. Nach Schindler & Tucholski (1925–1927) betrieben bzw. besaßen das Kino: Walter und Bruno Müller (1927/28), Kurt Pietzsch (19291931), Hans Opitz (1931-1943/44) und danach Gertrud Opitz.[2]

1929/30 eröffnete im noch heute existierenden flachen Anbau an der Straße Alttrachau zunächst ein Lebensmittelgeschäft des „Görlitzer Waren- und Einkaufsvereins“ und nach 1945 eine Textilverkaufsstelle der Konsumgenossenschaft Dresden. Nach 1990 wurden in diesen Räumen u. a. auch die Kulissen des Puppentheaters untergestellt. Auf der Terrasse entstanden 1930 kleine Werkstätten und Gewerberäume, die 2006 im Zuge des Umbaus zu einem Gemeindezentrum abgerissen wurden.

Während des Zweiten Weltkrieges, zumindest in den letzten Kriegsjahren, fanden keine Filmvorstellungen statt, die Gaststätte hatte den Umständen entsprechend geöffnet.

Nach Kriegsende zeigte das Kino "Goldenes Lamm" höchstwahrscheinlich bereits im August wieder drei Vorstellungen täglich.[3] Am 9. Oktober 1945 wurden laut Ratsbeschluss die Lichtspielhäuser in städtische Verwaltung übernommen. Aufgrund des Volksentscheids 1949 im Lande Sachsen waren alle privaten Kinobesitzer zu enteignen und die Spielstätten als VE Lichtspielbetrieb Dresden weiterzuführen.

In den 1950er Jahren wurde das Restaurant „Goldenes Lamm“ eine Gaststätte der volkseigenen Handelsorganisation (HO).

[Bearbeiten] Puppentheater

1964 zog das Staatliche Puppentheater in das „Goldene Lamm“ und bespielte bis um 1968 alternierend mit dem Filmtheater die Bühne im Saal. Nach dem Einbau eines 240 Plätze fassenden Puppentheatersaales in den großen „Kinosaal“ 1969/70 wurde das Filmtheater geschlossen.

Am 29. April 1998 gab das Puppentheater die letzte Vorstellung im „Goldenen Lamm“, danach erfolgte der Umzug in das Rundkino auf der Prager Straße.

[Bearbeiten] Gaststätte und Gemeindezentrum

Die Gaststätte „Goldenes Lamm“, bis 1990 als HO-Gaststätte geführt, wurde noch bis zum Elbhochwasser 2002 privat betrieben und danach nicht wieder eröffnet.

2005 erwarb die im Jahre 1991 wiedergegründete Freie evangelische Gemeinde Dresden das Grundstück und weihte es nach Umbau und Sanierung am 9. September 2007 als Gemeindezentrum „Goldenes Lamm“ mit einem Festgottesdienst ein. Bei den sogenannten Folkgottesdiensten spielte häufig die Dresdner Band Johnson Grass.


[Bearbeiten] Quellen

  1. Sofern nicht anders angegeben, alle Informationen aus: Klaus Brendler: Das Goldene Lamm - Ein Beitrag zur Trachauer Geschichte. In: Trachauer Bürgerzeitung, Jg. 2001.
  2. Quelle: Brendler. Carola Zeh hingegen zählt folgende Besitzer auf: Felix Schlecht (ab Mai 1926), Walter Müller (ab Dezember 1926), Kurt Pietsch (ab Oktober 1927), Hedwig Frenzel (ab Dezember 1930), Gustav Opitz (ab April 1931). Quelle: Carola Zeh: Lichtspieltheater in Sachsen. Hamburg 2007. S. 195.
  3. Sächsische Volkszeitung, August 1945, Ankündigung für den Film "Nora" vom 17. bis 23. August 1945

[Bearbeiten] Weblinks

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