Giovanni Maria Nosseni

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(1. Mai 1544 Lugano - 1620)

Aus der Umgebung des Comersees kamen das ganze Mittelalter hindurch Bildhauer und Steinmetze (Magistri Comacini). 1573 zog Nosseni "in die Fremde". 1574 schrieb Kurfürst August an Freiherrn Hans Albrecht von Sprintzenstein: man habe Alabaster und Marmor im Land entdeckt und er brauche einen "artlichen Meister", der diese Gesteine kunstfertig zu bearbeiten versteht. Sprintzenstein sandte ihm Nosseni mit einem Empfehlungsschreiben (Linz an der Donau, 16.1. 1575): er sei ein "Meister und Künstler, dessen Profession nicht einer, sondern mancherlei trefflicher Art" ...

  1. . und vornehmlich das Bildhauen und Formen sowohl in ganzem Märbel und anderen arbeitlichen Steinen, als auch von Stuck und Kittwerk, es sei nun große oder kleine Statuen, Bilder, Wappen, Historien, Porten, Caminfriesen, Fenster und dgl.
  2. . ein ziemlicher Maler, nicht allein den Wappen und Figuren besondere und gemischte Farben zu geben, sondern auch z.T. Conterfey auf Tuch, Wachs, Glas u.dgl. Materien mit sonderer neuer Geschicklichkeit zu machen
  3. . ein ziemlicher Erfinder von allerhand lustigen artlichen Inventionen zu Maskeraden, Triumphen und dgl. zu Fastnacht und Turnieren dienlich...

Giovanni (Johann) Maria Nosseni erschien Ende Januar 1575 mit einem Gesellen in Dresden. Der Kurfürst befahl Paul Buchner, Nosseni Probestücke aus thüringischem Alabaster machen zu lassen und bewilligte ihm ein Kostgeld. Ende April ging Nosseni nach Weißensee und berichtete am 21. Mai, es seien große Blöcke marmorierten Alabasters zu gewinnen. Der Kurfürst befahl ihm, Blöcke für einen Kredenztisch nach Torgau zu schicken und nach rein weißem Alabaster für Bildwerke zu suchen. Nosseni wurde im Juli 1575 als Maler und Bildhauer angestellt. In Weißensee hatte er sich durch Predigthören und Bibellesen der lutherischen Religion angenähert und wechselte den Glauben. Im April 1576 unternahm er eine Reise nach Österreich. Am 1. Mai 1577 heiratete er Elisabeth Unruh, die Tochter des früheren Syndicus von Liegnitz. Er holte seinen Vater und seinen Bruder Pietro nach Torgau. Elisabeth starb am 13. Februar 1591, seine zweite Ehe schloss er am 3. Februar 1595 mit Christiane Hanisch, der Tochter des kurfürstlichen Landrentmeisters Mathias Hanisch. Auch sie starb vor ihm am 29. November 1606 und er verehelichte sich ein drittes Mal mit der zwanzigjährigen Anna Maria von Rehnen, der Tochter des kurfürstlichen Münzmeisters Heinrich von Rehnen. Auf seinem Grabmal im Stadtmuseum ist er mit allen drei Frauen dargestellt.

1577 brach in Torgau die Pest aus und Nosseni ging nach Weißensee. 1578 war er wieder in Torgau. 1579 hatte er zwei steinerne Tische, besetzt mit Bechern, Schalen und Schüsseln, zwei Büsten römischer Kaiser und einen Stuhl mit geschliffenen Steinen verfertigt. 1580 - 1613 lieferte er Alabaster- und Serpentinarbeiten für das Schloss Lichtenburg bei Prettin, den Witwensitz der sächsischen Fürstinnen.

Im Oktober 1580 wurde er plötzlich entlassen. Er bat, die fertigen Arbeiten aus seiner Werkstatt abzuholen, die unfertigen aber "da er ein Fremdling im Lande und von aller Welt sonst verlassen" sei, behalten zu dürfen. Bei den anschließenden Verhandlungen kanmen erste Ideen für die Freiberger Begräbniskapelle zur Sprache. 1583 war er wieder im Dienst des Kurfürsten. Am 26. Mai 1585 erwarb er ein Haus in Dresden auf kurfürstliche Rechnung, "das Eckhaus zwischen Hofschmiede und Elbtore der Münze gegenüber", an der Stelle des Ständehauses. Er sollte es "ausbauen zu gemeiner Stadt Zier", eine Werkstatt und Lager einrichten, erhielt jedoch keine Steuerbefreiung.

Am 5. Mai 1585 wurde ihm der von ihm entdeckte Marmorbruch bei Lengefeld im Erzgebirge auf 20 Jahre verschrieben. 1586 und 1587 entdeckte er in laten Kalkbrüchen schwarzen Marmor bei Kalkgrüna, roten bei Wildenfels, weißen bei Crottendorf.

Anfang Oktober 1585 gingen Buchner und Nosseni nach Freiberg, um Begräbnisse im Chor des Doms anzusehen, "wie da eine Fürstengruft möchte eingerichtet werden". Sie bauten mehrere Modelle.

Christian I. beauftragte Nosseni mit der Fertigstellung der Begräbniskapelle. Anfang September 1588 ging Nosseni nach Italien, um "zu dem Monumentenbau zu Freiberg künstliche Bildhauer, Bildgießer und Steinmetze" zu holen. Er besuchte auch seine Eltern in Lugano. Am 23. Oktober traf er in Florenz ein, wo er Giovanni da Bologna, einen Erzgießer und Bildhauer anwarb, sowie Carlo de Cesare, der später die Bronzestatuen in Freiberg goß. Auf dem Rückweg über Modena erwarb er 180 bemalte und vergoldete Schilde (Rondellen) für das Stallgebäude und in Venedig 600 Kristallgläser aus Murano für den Dresdner Hof. Am 31. Dezember traf er in Dresden ein.

1590 erhielt er ein Privileg auf 20 Jahre zum Abbau und zur Verwendung von Marmor, Alabaster, Serpentin, Jaspis, Kristall und Amethyst, das ihm 1609 auf Lebenszeit ausgedehnt wurde.

Ende Mai 1589 besichtigten Buchner, Nosseni und Christoph Kohlreuter den Domchor zu Freiberg. Nach dem Tod Christian I. am 25. September 1591 beschränkte der Administrator Friedrich Wilhelm von Sachsen-Weimar die Arbeiten am Grabmal und entließ Arbeiter.

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