Gasometer Reick

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Gasbehälter II, erbaut von Theodor Friedrich, heutiges Asisi-Panometer
Informationstafel der DREWAG am Erlwein-Gasbehälter
Ruine des Erlwein-Gasbehälters
Prinzipdarstellung eines Gasbehälters

Der Gasometer Reick im Stadtteil Reick, die frühere Gasanstalt Reick, entstand für die Erzeugung und Speicherung von Stadtgas zur Versorgung der damals schnell wachsenden Großstadt Dresden gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Gasanstalt ist nicht mehr in Betrieb. Einzelne Gebäude, etwa der ehemalige Gasbehälter II, das heutige Asisi-Panometer, werden bereits anderweitig genutzt, über andere wie den Erlwein-Gasbehälter (Gasbehälter III) wurden mehrere Studien durchgeführt, u. a. der Umbau zu einem Musicaltheater (für das Musical „Sissi“) sowie die Nutzung als Saisonaler Großwärmespeicher Reick.

[Bearbeiten] Geschichte

Bereits 1872 fasste der Stadtrat von Dresden den Beschluss, vor den Toren Dresdens in der damals noch selbstständigen Gemeinde Reick ein ausreichendes Areal zu beschaffen, um ein städtisches Gaswerk zu errichten. 1879 erfolgte die Grundsteinlegung des ersten Gasbehälters unter Leitung des Dresdner Stadtbaurates Theodor Friedrich, ein Jahr später 1880 begann der Bau des zweiten Behälters. 1887 wurde der erste der beiden von Friedrich erichteten Gasbehälter in Betrieb genommen, 1891 folgte die Indienststellung des zweiten. Bei den beiden Gebäuden wurden über je einem Sockelgeschoss mit Putzquaderung die Außenmauern der Gasbehälter mit gekuppelten Rundbogenfenstern errichtet. Die Rundbogenfenster selbst sind im zweiten Obergeschoss mit hohen Blendbögen überfangen. Beide Gasbehälter wurden als Niederdruckspeicher erbaut und hatten einen Durchmesser von 54 Metern sowie eine Höhe an der Außenmauer von 24 Meter bzw. 27,20 Meter am Kuppelmittelpunkt. Beide Behälter fassten je 30.000 Kubikmeter Gas.[1]

Bekannt – wenn auch anfangs nur in Fachkreisen – wurde die Gasanstalt dann vor allem durch das von 1907 bis 1908 unter Leitung des damaligen Stadtbaurats Hans Erlwein als Gasbehälter errichtete dritte Gebäude. Trotzdem führte der Gasbehälter III ab seiner Inbetriebnahme ebenfalls ein eher unspektakuläres Dasein. Dabei war der weithin sichtbare Gasbehälter fast genauso hoch wie die Dresdner Frauenkirche und prägte fortan mit das Bild von Dresden im Elbtal. 1909 erfolgte die Inbetriebnahme des dritten Gasbehälters.

Nachdem Reick am 1. Januar 1913 nach Dresden eingemeindet wurde, entstanden nach Entwürfen des neuen Dresdner Stadtbaurates Hans Poelzig im Jahr 1916 verschiedene Werksbauten auf dem Gelände der städtischen Gasanstalt Dresden-Reick.

Die Gasbehälter brannten beim anglo-amerikanischen Bombenangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 aus, wurden aber nach dem Zweiten Weltkrieg wieder instandgesetzt und erneut genutzt. Von 1958 bis 1960 wurde ein Scheibengasbehälter mit einer Höhe von 85 Metern und einem Fassungsvermögen von 150.000 Kubikmetern errichtet.[2]

Die endgültige Stilllegung erfolgte schließlich 1973 mit der Einstellung der Gaserzeugung. Im Juni (?) wird der 1892 errichtete Gasbehälter II gesprengt, um Baufreiheit für die unmittelbar benachbarte künftige Betriebsakademie des VEB Energiekombinates Ost zu schaffen. 1974 wurde der von Theodor Friedrich gebaute Gasbehälter I abgetragen. Behälter I sollte als zentrales Lager für Magnesiumchloridlösung für den Straßenwinterdienst dienen. Kühne Pläne für den Erlwein-Gasspeicher, etwa eine Nutzung als Schwimmbad, Zirkus oder Hochgarage, scheiterten an den immensen Umbaukosten und dem Standort im Industriegebiet.[3] Schließlich verfielen die Gebäude bis zum Ende der DDR.

[Bearbeiten] Erlwein-Gasbehälter

Der Erlwein-Gasbehälter ist noch heute ein beeindruckendes Zeugnis der Bau- und Ingenieurkunst Anfang des 20. Jahrhunderts. Das Gebäude gilt als erste selbsttragende Stahlbetonkonstruktion Europas mit dem damals noch relativ unbekannten Baustoff aus eisenarmierten Beton. Es bestand aus dem zylindrischen, über sechs Geschosse reichenden, hüllenartigen Gebäude. Die architektonische Schwierigkeit des Gebäudes lag darin, den Behälter so zu gliedern, dass seine Ansicht von allen Punkten harmonische Maße und Flächen auswies. Durch die Verlagerung der Treppen in fünf kubische Treppentürme, wodurch aus jedem Winkel stets drei Türme sichtbar waren, schuf Erlwein eine symmetrische Ansicht. Unterstützt wurde die Symmetrie durch zahlreiche regelmäßig angeordnete Fenster und Lisenen. Eine ehemals große Flachkuppel mit einer oben aufgesetzten runden niedrigen Lüftungslaterne schlossen den Erlwein-Gasbehälter nach oben ab. Der Behälter steht heute leer und besteht nur noch aus seiner Außenhülle.

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Aufgabe und Funktionsweise

Die zwei Hauptaufgaben des Erlwein-Gasbehälters bestanden im Speichern von überschüssigem Gas bei zu geringem Verbrauch sowie der automatischen Einspeisung in das Versorgungsnetz bei aufkommendem Bedarf.

Der Erlwein-Gasbehälter wurde als sogenannter „nasser“ Gasbehälter konzipiert. Sein Arbeitsprinzip beruht darauf, dass ein nach unten offener und oben geschlossener zylindrischer Behälter, auch Glocke genannt, in einem Wasserbecken ganz eintauchen kann und sich entsprechend der zu- oder abgeführten Gasmenge entweder aus dem Becken erhebt oder sich in das Wasser senkt.

Um das Fassungsvermögen des Gasbehälters zu erhöhen, wurden Niederdruck-Gasbehälter mit Teleskopringen entwickelt, die von der Glocke aus dem Sperrwasserbecken bei der Füllung des Behälters herangezogen werden.

[Bearbeiten] Technische Daten

Technische Daten Angaben 1 Angaben 2
Höhe 68 Meter
Kuppeldurchmesser 65 Meter
Zylinderdurchmesser 60 Meter
Unterbau 5.875 m³ Beton ca. 90.000 kp Eiseneinlagen[4]
Oberbau 5.500 m³ Beton ca. 110.000 kp Eiseneinlagen
Gerüst 15.000 m³ Holz
Dachgewicht 170.000 kp
Dachfläche 4.000 m³
Fassungsvermögen 110.000 m³ Gas

[Bearbeiten] Erhaltene Bauten der ehemaligen Gasanstalt Reick

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Dietrich Exner, VEB Energiekombinat Ost: Gasbehälter ade? In: SZ 21.6.1973
  2. Dietrich Exner, VEB Energiekombinat Ost: Gasbehälter ade? In: SZ 21.6.1973
  3. Dietrich Exner, VEB Energiekombinat Ost: Gasbehälter ade? In: SZ 21.6.1973
  4. Kilopond (kp) = Gewichtskraft der Masse 1 kg im Schwerefeld der Erde

[Bearbeiten] Weblinks

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