Güntzbad

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Haupteingang am Elbberg
Damenschwimmhalle
Zeitungsinserat
Das Güntzbad befand sich am Rathenauplatz direkt an der Brückenauffahrt der Carolabrücke. Im Wesentlichen in zwei Bauabschnitten entstanden, wurde zwischen altem und neuem Bauteil unterschieden. Der alte Teil des Güntzbades wurde in den Jahren 1902 bis 1905 aus Mitteln der Dr. Güntzschen Stiftung unter der Leitung von Stadtbaurat Edmund Bräter errichtet und war das erste Hallenbad in Dresden. Insgesamt stellte die Stiftung 1,65 Millionen Mark zur Verfügung. Der Bau galt als das bedeutendste im städtischen Auftrag errichtete Jugendstilgebäude und wurde in den Jahren 1925 - 1927 erheblich erweitert. Fassade und Innenarchitektur wiesen zahlreiche Jugendstilformen auf, die sich nicht nur Ornamente beschränkten. Das Güntzbad verstand sich damit nicht nur als bloße Reinigungsanstalt, sondern sollte seinen Nutzern auch dem Vergnügen dienen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Der alte Bauteil

Der alte Bauteil bestand im Wesentlichen aus der Hauptfront an der Straße Elbberg mit dem Hauptzugang und der Vorhalle. In den oberen Geschossen befanden sich Wohnungen, im Keller ein Hundebad. Dahinter befand sich die große Vorhalle des Bades, welche durch Oberlichter erhellt wurde, rechts davon das Herrenbad, links das Damenbad. Das Schwimmbecken der Männer hatte eine Größe von 11 mal 25 Metern, und es standen 90 Umkleidezellen und 73 Umkleideschränke zur Verfügung. Die Damen mussten sich mit einem 9 mal 17,7 Meter großen Schwimmbecken sowie 60 Umkleidezellen und 38 Umkleideschränken begnügen. Des Weiteren besaß dieser erste Bauabschnitt einen Erfrischungsraum, Warteräume, 50 Wannenbäder und eine irisch-römische-russische Schwitzbadeabteilung. Zum Bad gehörte auch eine eigene Wäscherei, in der Besucher in den damals modernsten Waschmaschinen ihre Wäsche während der Kur- und Badezeit oder einem Aufenthalt im Erfrischungsraum waschen, trocknen und bügeln lassen konnten.

Im ersten Jahr, mit der Eröffnung am 2. Januar 1906, zählte das Bad 195 000 Besucher; 1914 372 000 und bis 1926 stieg die Besucherzahl auf 755 000 Badende, die einen relativ hohen Eintrittspreis von vierzig Pfennig für Erwachsene und dreißig Pfennig für Kinder zahlen mussten. An den sogenannten "Volkstagen" halbierte sich der Preis für die beiden Schwimmhallen.

[Bearbeiten] Der Erweiterungsbau

Der immer noch steigende Besucherandrang führte unter Zustimmung der städtischen Körperschaften am 26. Februar 1925 zum Beschluss, das Bad erheblich zu erweitern. Verantwortlich war Stadtbaurat Paul Wolf, unter seiner Feder wurde das Bad mit Kunstkeramik - Solnhofer Platten für die Fußböden und Wände, Marmor aus Carrara (Italien) und Plastiken von Professor Georg Wrba, wie die Statue der Aphrodite in der Damenschwimmhalle, ausgestattet. Von Woldemar Winkler stammte ein Wand-Sgraffito. Partiell wurde dabei die ursprüngliche Jugendstilausstattung zerstört, da sie sich nicht mehr mit der Sachlichkeit der zwanziger Jahre und der Betonung des Sports zusammenpasste. Das Vergnügen stand nicht mehr im Vordergrund. Mit Abschluss der Bauarbeiten am 11. April 1927 stand das Bad der Dresdner Bevölkerung mit folgendem Umfang zur Verfügung:

Das Sonnen- und Luftbad befand sich auf dem Dach des Güntzbades und war mit einem Aufzug erreichbar. Neben Liegestühlen und Turngeräten sorgte ein Erfrischungsraum für das leibliche Wohl der Badegäste.

Im Zuge der Erweiterung wurden alle technischen Betriebsanlagen erneuert und modernisiert.

[Bearbeiten] Betrieb

Beide Schwimmhallen hatten einen Nichtschwimmer- und Schwimmerteil. Bis auf den Familienbadebetrieb (Donnerstag nachmittags und Sonntag vormittags) waren Männer und Frauen im Badebetrieb strikt getrennt. Das Bad öffnete in der Woche morgens um neun, am Wochenende bereits um acht, und war bis halb acht abends für die Öffentlichkeit nutzbar. Danach standen die Schwimmhallen noch Vereinen bis Mitternacht zur Verfügung, denen das Güntzbad mit Startbalken, Schiedsrichterturm, Stühlen, Galerien und Absperrungen auch bei Schwimmfesten dienen konnte.

[Bearbeiten] Technische Anlagen

Um das Bad wirtschaftlich betreiben zu können, verfügte es über einen eigenen 17 Meter tiefen Brunnen, um den täglichen Wasserbedarf von 1100 m³ zu decken. Das Wasser der Schwimmbecken wurde zudem ständig umgewälzt, gefiltert, desinfiziert und auf ca. 22°C erwärmt, die chemischen und bakteriologischen Werte wurden von den Städtischen Wasserwerken kontrolliert. Darüber hinaus verfügte das Bad über ein eigenes Kleinkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 160 kW, vorwiegend für den Eigenbedarf, mit dessen Abwärme das Wasser und Räume beheizt wurden. Die Anlage war mit dem Stadtnetz gekoppelt, so dass nach Bedarf Strom aus diesem bezogen oder hinein gespeist werden konnte. Als Pufferspeicher standen im fünften Geschoss des Neubaus ein 70°C Warmwasserspeicher mit 230 m³ und ein Kaltwasserspeicher mit 50 m³ Inhalt aus Eisenbeton zur Verfügung. In der Werbeschrift wurde darauf Wert gelegt, dass, um kalte Luftströmungen zu vermeiden, unter jedem Fenster und allen Oberlichtern Heizkörper angebracht waren. Die Schwimmhallen verfügten zudem über Fußbodenheizungen.

In der eigenen Wäscherei konnten pro Woche 10.000 kg Wäsche gewaschen werden. Neben einer Unterwasserbeleuchtung für die Schwimmbecken verfügte das Bad über eine elektrische, zentral gesteuerte Uhrenanlage mit sechzig Nebenuhren und eine zentrale Rundfunkanlage, mit der über Kopfhörer Radio in den Ruheräumen gehört werden konnte.

[Bearbeiten] Zerstörung und Abriss

Bei den Luftangriffen am 13. und 14. Februar wurde das Güntzbad schwer beschädigt, so dass bei der Trümmerbeseitigung die Hauptfront entfernt werden musste. Übrig blieb der Schwimmhallenbau. In einer Bebauungsvariante von 1958 war zunächst der Aufbau vorgesehen. Am 4. Mai 1961 wurden allerdings die sieben Millionen DM, die für den Aufbau eingeplant waren, wieder gestrichen. Mit dem Ministerratsbeschluss im August 1962 wurde schließlich der Abbruch der Ruine beschlossen, der 1,1 Millionen DM kosten sollte. 1964 verschwand das Güntzbad vollständig vom Stadtplan, an seiner Stelle befinden sich heute die Auffahrten der Carolabrücke. Mit dem Bau der Schwimmhalle Steinstraße 1969 entstand keine hundert Meter entfernt ein Ersatz.

[Bearbeiten] Quelle und Weblinks

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