Friedrich Ernst Petzoldt

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Dr. jur. Friedrich Ernst Petzoldt (15. Dezember 1831 in Hohenstein, heute Hohenstein-Ernstthal; † 2. September 1894 in Dresden) war ein deutscher Jurist und Beamter, zuletzt als Abteilungs- und Ministerialdirektor im Kultusministerium im Rang und mit Titel eines königlich-sächsischen Geheimen Rates. Bei einer 1873 erfolgten Nachwahl zur Reichstagswahl von 1871 unterlag er August Bebel.

[Bearbeiten] Familie

Friedrich Ernst Petzoldt entstammte der sächsischen Familie Petzold(t). Sein Vater war Webermeister und Handelsmann in der Bergstadt Hohenstein im sogenannten Schönburgischen Land.

Ernst Petzoldt war mit Marie Helene Petzoldt († 1927/28 in Dresden)[1] verheiratet.[2] Das Paar hatte drei Kinder:

Petzoldts Witwe ist ab 1895 im Adressbuch aufgeführt.[3] Sie wohnte zuletzt in der Pestalozzistraße 11.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Petzoldt lernte von Ostern 1845 bis Michaelis 1850 an der königlich-sächsischen Landesschule St. Afra in Meißen, wo er am 7. Dezember 1847 bei Professor Flügel Unterricht nahm.[4] Danach studierte er Rechtswissenschaften an der Universität in Leipzig, wo er zum Dr. jur. promovierte.

Nach seinem Studium arbeitete Petzoldt ab 1855 zuerst als Assessor, ab 1857 im Rang eines Kanzleirates als "juristisch befähigter Beisitzer" im Gesamtkonsistorium in Glauchau, das auch nach der Auflösung des Oberkonsistoriums in Leipzig gemäß dem Vertrag des Königreiches Sachsen mit dem Haus Schönburg über die Herrschaften Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein, Hartenstein und Stein weiter als Unterkonsistorium existierte und dem sächsischen Ministerium untergeordnet war.[5] Noch 1863 ist er im Staatshandbuch des Königreiches Sachsen als solcher in dieser Funktion aufgeführt.[6]

Nach der Umstrukturierung der Gerichtsbehörden in den fürstlich- und gräflich-Schönburg'schen Herrschaften und der Bildung des Bezirksgerichtes Glauchau wurde Petzold 1865 zum Bezirksgerichtsdirektor in Glauchau ernannt. Er war zugleich Vorstand des dortigen Handelsgerichtes [7] sowie oberster Richter über 9 sächsische Städte und 85 Landgemeinden mit knapp 120.000 Einwohner.[8] 1870 wurde Petzoldt ertsmals vom sächsischen Justizministerium zusätzlich zum Schwurgerichtspräsidenten für den Glauchauer Bezirk ernannt.[9] Die Wiederwahl erfolgte 1873.

Nachdem der Sozialdemokrat August Bebel sein bei den Reichstagswahlen vom 3. März 1871 gewonnenes Mandat vom Obersten Gerichtshof aberkannt bekam, mussten im 17. sächsischen Wahlbezirk Glauchau-Meerane im Januar 1873 Neuwahlen stattfinden. Petzoldt war aufgrund seines leutseligen Wesens im Wahlkreis eine beliebte Person und galt somit als aussichtsreicher Gegenkandidat. Daher wurde er von den politischen Gegnern von August Bebel als Gegenkandidat aufgestellt. Allerdings wurden am Abend des Wahltags für Bebel 10.740 Stimmen, für Petzoldt dagegen nur 4.240 Stimmen abgegeben.[10] Damit hatte Bebel fast 4.000 Stimmen mehr bekommen als noch zur Reichstagswahl 1871 - eine deutliche Niederlage für Petzoldt. Er zeigte sich jedoch als ausgesprochen fairer Verlierer und veröffentlichte in der Presse seinen Dank an die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, die den Wahlkampf gegen ihn in so anständiger Weise geführt habe.[11]

1875 wurde Petzoldt vom sächsischen König Albert in den Rang eines Geheimen Regierungsrates erhoben und an das sächsische Ministerium nach Dresden versetzt.[12] Petzoldt ist somit erstmals 1876 im Dresdner Adressbuch sowie im Staatshandbuch des Königreiches Sachsen als solcher im Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts des Königreiches Sachsen verzeichnet. Er wohnte anfangs in Dresden in der Schnorrstraße 5.[13][14]

1877 erfolgte die Beförderung Petzoldts in den Rang eines Geheimen Rates sowie die Ernennung zum stellvertretenden Direktor im Kultusministerium ernannt. Im gleichen Jahr zog er an den Bismarckplatz 13,[15] 1880 in die Theresienstraße 21,[16] ein Jahr später, 1881 bereits in die Sidonienstraße 19.[17] 1886 wurde Petzold zum Abteilungsdirektor im sächsischen Kultusministerium befördert.[18]

Petzoldt wohnte zuletzt in der Südvorstadt in der Ostbahnstraße 8, wohin er 1885 gezogen war.[19] Er wirkte fast zwei Jahrzehnte als Referent der Technischen Hochschule Dresden im sächsischen Kultusministerium, zuletzt als Ministerialdirektor. Aufgrund seiner tiefgehenden Einsicht in die Bedürfnisse und Aufgaben der TH hatte er einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung und dem Ausbau der damaligen Hochschule und heutigen Universität.

Petzoldt verstarb nach schwerer Krankheit [20] und wurde auf dem Johannisfriedhof in Tolkewitz beerdigt. Die Beisetzung fand am 5. September 1894 im Beisein des damaligen Rektors der Technischen Hochschule Dr. Martin Krause und dem Professorenkollegium statt.[21]

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Letztmalig im Adressbuch Dresden 1927/28, S. 693, SLUB
  2. Datensätze auf ancestry, Anmeldung erforderlich
  3. Adressbuch Dresden 1895, S. 607, SLUB
  4. Jahresbericht über die Königl. Sächs. Landesschule zu Meissen, Meissen 1847, Digitalisat auf Google Books
  5. Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, 1857, Digitalisat auf Google Books, S. 340
  6. Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, 1863, Digitalisat auf Google Books, S. 469
  7. Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, 1865/66, Digitalisat auf Google Books, S. 186
  8. Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, 1867, Digitalisat auf Hathi Trust, S. 201
  9. Sächsische Dorfzeitung: Anzeiger für Stadt und Land, Amtsblatt für Bürger und Landmann, Band 32, Dresden 1870, Digitalisat auf Google Books, S. 12
  10. Schweinfurter Anzeiger 1873, 28. Januar 1873, Digitalisat auf Google Books, S. 89
  11. August Bebel: Aus meinem Leben, Gesamtausgabe in 3 Bänden, Musaicum Books, 2017, Leseprobe auf Google Books, 1. Teil, ISBN 978-80-272-1468-6
  12. Zeitschrift für Rechtspflege und Verwaltung für das Königreich Sachsen, Leipzig 1875, Digitalisat auf Google Books, Miscellen, S. 547
  13. Adressbuch Dresden 1876, S. 299, SLUB
  14. Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, 1876, Digitalisat auf Google Books, S. 403
  15. Adressbuch Dresden 1878, S. 319, SLUB
  16. Adressbuch Dresden 1881, S. 351, SLUB
  17. Adressbuch Dresden 1882, S. 313, SLUB
  18. Erstmals so im Adressbuch Dresden 1887, S. 413, SLUB
  19. Adressbuch Dresden 1886, S. 391, SLUB
  20. Rektorwechsel an der Universität Leipzig am ... 1894, Druck von Alexander Edelmann, 1898, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 7
  21. Bericht über die Königl. Sächs. Technische Hochschule zu Dresden für das Jahr 1894/95, herausgegeben von Rektor und Senat, Online-pdf auf www.historische-kommission-muenchen-editionen.de

[Bearbeiten] Weblink

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