Felsenkeller

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ehem. Gaststätte "Felsenkeller" und Kulturhaus der Eisenbahner, heute "Triebwerk"
Gaststätte "Felsenkeller" mit Biergarten, historisches Foto
Aufstieg zu den früheren Kegelbahnen
Kulturhaus-Programmhefte aus den 1980er Jahren

[Bearbeiten] Gaststätte "Felsenkeller"

Das Gebäude der ehemaligen "Felsenkeller"-Gaststätte steht im Plauenschen Grund am Coselweg 3, direkt neben dem Eiswurmlager und der Felsenkellerbrauerei, und gehörte zur Brauerei. Die Gastwirtschaft wurde als Nachfolger der 1857 abgerissenen Villa Grassi erbaut. Das exakte Baujahr konnte bisher nicht ermittelt werden. Laut Helas/Kukula existierte ab etwa 1901 eine Restauration mit Saalbetrieb.[1] Der heutige Immobilieneigentümer nennt das Ende des 19. Jahrhunderts als ungefähre Bauzeit.[2] Auf einem Foto von 1865 scheint es jedoch, als ob das Gebäude bereits errichtet ist[3], und auch die Bauweise aus Natursteinen könnte für einen solch frühen Termin sprechen. Im Jahr 1875 befanden sich auf dem Grundstück mit Brauerei und Restauration 112 Einwohner[4]. Die übrigen Brauerei-Gebäude wurden aus Steinen erbaut, die bei der Sprengung der Lagerkeller anfielen.[5]

Eine Broschüre zum 50jährigen Brauerei-Jubiläum empfiehlt die Einkehr in der Gaststätte: "Aber auch in nächster Nähe der Brauerei, in der der Gesellschaft gehörigen Gastwirtschaft zum Felsenkeller kann man die Felsenkellerbiere kosten. Dieses Restaurant mit seinem geräumigen, tiefschattigen Garten, seinen Sälen und gemütlichen Zimmern, bietet einen angenehmen Aufenthalt. Seine ungemein anziehende und anheimelnde Lage zwischen Felsen und bewaldeten Talwänden machen es zu einem der beliebtesten Ausflugspunkte der Umgebung von Dresden."[6]

Die Säle wurde über Luftschächte und einen großen Ventilator im Dachgeschoss mit Frischluft versorgt. Der erwähnte Freisitz befand sich an der Ost- und Nordseite des Gebäudes, mit Blick in den Plauenschen Grund und auf die Weißeritz. Direkt links neben dem Eingangstor stand ein kleiner hölzener Pavillon, dessen Grundriss noch heute anhand des Fundaments erkennbar ist. Im ersten Obergeschoss des unmittelbar benachbarten Eiswurmlagers luden Kegelbahnen zu sportlicher Betätigung.

Im Jahr 1945 wurde der Saal durch eine Bombe teilweise zerstört und später wieder aufgebaut.[7] Vermutlich rühren die 50er-Jahre-Fassade des mittleren Saalteiles und die grün gehaltene Saaldecke von diesem Neubau. Der dreistöckige östliche Gebäudeteil steht heute unter Denkmalschutz.

[Bearbeiten] Filmtheater "Felsenkeller"

In den 1960er Jahren fanden im Saal des "Felsenkellers" Filmvorführungen statt.[8]

[Bearbeiten] Kulturhaus der Eisenbahner

Im Jahr 1972 kaufte die Deutsche Reichsbahn das Gebäude und nutzte es als „Kulturhaus der Eisenbahner“.[9] Kulturangebote für Bahn-Mitarbeiter hatte es bereits seit 1945 gegeben. Dafür wurde eine "Kulturbaracke" in der Fröbelstraße 30 genutzt. Dort referierte u.a. Erich Skladanowsky, Sohn von Filmpionier Max Skladanowsky, zum Thema Vom bunten Nebelbild zum weltumspannenden Zelluloidband[10].

Das neu erworbene Gebäude im Plauenschen Grund sollte das spärliche kulturelle Angebot im Stadtbezirk West verbessern. Es lud zu Konzerten, Diskotheken, Kabarett, Urania-Vorträgen, Anrechts-Reihen aus den Bereichen „Chanson und Kabarett“ und „Heitere Muse“ sowie Weihnachts- und Silvesterveranstaltungen. Beliebte Künstler wie Nina Hagen, Ute Freudenberg und Gerd E. Schäfer traten auf. Die Kulturhausmitarbeiter kauften die Programme als Paket bei der Dresdner Konzert- und Gastspieldirektion ein, die diese Tourneen organisierte. Das Kulturhaus kooperierte auch mit den Veranstaltern der Musikfestspiele und anderer kultureller Höhepunkte in der Stadt, indem es das Programm ankündigte und die zur Verfügung gestellten Karten an interessierte Bahn-Mitarbeiter verteilte. 1989 wurde sogar ein „Klub für Alleinstehende“ ins Leben gerufen.

Zudem trafen sich im Kulturhaus regelmäßig verschiedene „Volkskunstkollektive“: Im Fotoclub DR 74, im Theaterensemble Dresden-West und im Varietéstudio Dresden der Deutschen Reichsbahn (gegründet im Februar 1967) erprobten sich Bahn-MitarbeiterInnen künstlerisch in ihrer Freizeit. Das Theaterensemble probierte und spielte ab 1987 im theater 50. Zu den „Volkskunstkollektiven“ zählte auch der Bergsteigerchor „Kurt Schlosser“, der bis 1987 viele Jahre lang sein Büro im Kulturhaus der Eisenbahner hatte. Die Reichsbahndirektion unterstützte das „Ensemble der Reichsbahndirektion Dresden“, eine Mitarbeiterin war ausschließlich für den Chor zuständig.

Für Kinder und Jugendliche bot das Kulturhaus beispielsweise Tanz- und Theatergruppen, einen Pionier- und Jugendchor, Kinderfeste, Varietéprogramme, einen Jugendklub mit Disko, Kegelwettstreit und Kurzreisen sowie natürlich Faschings- und Weihnachtsfeiern.

Laut Sächsischer Zeitung besuchten im Jahr 1984 27.815 Gäste die 244 Veranstaltungen.[11]

Das Kulturhaus beschäftigte etwa zehn Mitarbeiter. Die Leiter waren Hans-Günther Gebert (1972-?), Siegmund Eißrich (bis etwa 1985) und Renate Schulze (1986-1991).

Das Kulturhaus verfügte in den 80er Jahren über folgende Räumlichkeiten, die auch andere Betriebe für eigene Veranstaltungen mieten konnten:

Über der Eingangstür an der Stirnseite des Hauses verkündete das auf der Spitze stehende quadratische Schild „Eingang Kulturhaus der Eisenbahner“. Die breiten Türen an der Längsseite des Gebäudes bildeten den Notausgang aus dem Saal. Unter der Bühne waren Garderoben für die Künstler eingerichtet. Im ersten Obergeschoss befanden sich die mit Klavieren ausgestatteten Klubräume für Proben und Treffen der Künstlergruppen, Versammlungsräume, eine kleine Küche und die Büros (über dem Saal). Den ehemaligen Filmvorführraum an der Saalrückwand im 1. OG funktionierten die Mitarbeiter zum Technikstudio für Licht und Ton um. Der Hausmeister hatte seine Werkstatt unter dem Dach.

Die Reichsbahndirektion Dresden investierte viel Geld in Programmgestaltung und Ausstattung des Kulturhauses. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre wurde die Innenausstattung runderneuert: Die drei verschiedenen Stuhl-Arten wichen einheitlichen Polsterstühlen mit waschbaren Bezügen, neue Vorhänge, Gardinen und Lampen wurden angeschafft, frische Sanitäreinrichtungen eingebaut. Auch Beleuchtungs- und Tontechnik waren auf dem neuesten Stand, entsprachen teilweise sogar westlichem Standard. Der Maler und Grafiker Anton Paul Kammerer gestaltete als Auftragswerk drei oder vier Bilder zur Eisenbahn-Thematik. Die relativ großen Arbeiten (Collagen/Mischtechnik auf Hartfaser) hießen "Eisenbahnlandschaften" und entstanden 1983 oder 1985.[12]

Eine öffentliche Felsenkeller-Gaststätte existierte in den 80er Jahren nicht mehr, ein Gastronomen-Ehepaar vom HO-Gaststättenbetrieb Dresden Süd/West versorgte lediglich von Donnerstagabend bis Sonnabend oder Sonntag die Besucher der Kulturhaus-Veranstaltungen.

Am 30. Juni 1991 schloss das Kulturhaus. Bis zuletzt lief das volle Veranstaltungsprogramm. Anschließend wurden sämtliche Technik- und Einrichtungsgegenstände verkauft oder an die Reichsbahndirektion abgegeben.

siehe auch: Clubs und Kulturhäuser und ehemalige Kinos

[Bearbeiten] Spielothek, Bistro und Partylocation

In den 1990er Jahren befand sich im Haus das Bistro "Zapfhahn" (anschließend an der Tharandter Straße 82) mit Spielothek. Im Saal konnten die Gäste Billard und Dart spielen. Seit 2002 finden in der nun "Triebwerk" genannten Location Electro- und Techno-Parties statt. Die Veranstalter hatten das Gebäude 1999/2000 gekauft[13] und erneuern nach und nach marode Teile, beispielsweise Dach, Sanitäranlagen und Innenwände. Die beiden oberen Stockwerke dienen als Band-Proberäume.[14]

[Bearbeiten] Quellen

  1. Kukula, Ralf/Helas, Volker: Ballhäuser in Dresden. Dresden 2007. S. 169.
  2. Information von Stefan Zimmer, Geschäftsführer "Triebwerk", 7.6.2011
  3. Quelle noch rauszusuchen
  4. Alphabetisches Verzeichniß der im Königreich Sachsen belegenen Stadt- und Landgemeinden, 1876, S. 78; Digitalisat bei der SLUB
  5. Die Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden. Rückblick auf eine 50jährige Vergangenheit. Dresden 1907. S. ?.
  6. Die Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden. Rückblick auf eine 50jährige Vergangenheit. Dresden 1907. S. 30.
  7. Kukula, Ralf/Helas, Volker: Ballhäuser in Dresden. Dresden 2007. S. 169.
  8. Die Spielstätte "Felsenkeller" wird 1960 und 1962 erwähnt. Notizen auf Filmprogrammheften, Sammlung Benutzer:Tanja
  9. Sofern nicht anders angegeben, alle Informationen von Renate Schulze, Kulturhaus-Leiterin 1986-1991, Gespräche am 29.6. und 14.9.2011, und aus: Kulturhaus der Eisenbahner (Hrsg.): Jahreskulturangebot 1983, 1985-1987, 1989.
  10. SZ vom 3.10.1962
  11. SZ 18.5.1985
  12. Information von Anton Paul Kammerer, 20.10.2011
  13. Information von Stefan Zimmer, Geschäftsführer "Triebwerk", 7.6.2011
  14. Erzählung eines "Triebwerk"-Mitarbeiters, 4.6.2011

[Bearbeiten] Weblinks

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