Codex Dresdensis

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Sintflut-Seite

Der „Codex Dresdensis“ ist eine von weltweit nur drei[1] erhaltenen Maya-Handschriften und die einzige, die öffentlich gezeigt wird. Die Handschrift ist in der Schatzkammer der SLUB zu betrachten, wo sie bei etwa 18 Grad Celsius, 50 Prozent Luftfeuchtigkeit und stark gedämpftem Licht aufbewahrt wird.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Der Codex

Die Handschrift ist insgesamt 3,56 Meter lang und besteht aus 39 doppelseitig beschriebenen Seiten, die ursprünglich in Leporello-Form zusammengefaltet waren. 1835 wurde der Codex in zwei Streifen geteilt, die jeweils zwischen Glasplatten aufbewahrt und gezeigt werden. Der Codex ist nicht vollständig, es fehlen einige Blätter. Zudem wurden einige Seiten vertauscht: Die „Sintflut-Seite“ etwa, die am Ende des Codex steht, gehört eigentlich weiter nach vorn in ein Kapitel zur Regenzeit.

Die Maler bzw. Schreiber, die den Codex schufen, beschrieben ein Material aus Feigenbast, der inneren Rinde des Feigenbaums. Um darauf schreiben zu können, wurde die Oberfläche mit Kreide grundiert. Die Farben bestehen beispielsweise aus Pflanzen und Tierblut.

[Bearbeiten] Geschichte

Die Maya-Handschrift wurde vermutlich um das Jahr 1250 n.C. geschaffen. Wie sie der Bücherverbrennung des katholischen spanischen Bischofs Diego de Landa vom 12. Juli 1561 entgehen konnte, ist ebenso unklar wie ihr Weg nach Europa. De Landa wollte die Maya christianisieren. Als er merkte, dass diese ihre traditionellen Riten nicht ablegen wollten, verbrannte er alle Maya-Schriften, derer er habhaft werden konnte. Später versuchte er, die Schrift der Maya zu rekonstruieren. Dabei entstand das sogenannte Landa-Alphabet, das den Grundstein für die Maya-Schriftforschung legte.

Nach Dresden gelangte die Maya-Handschrift 1740, nachdem der Bibliothekar Johann Christian Götze sie ein Jahr zuvor während einer Einkaufsreise für antiquarische Bücher in Wien von einem Privatmann erworben hatte. Götze beschrieb das Mitbringsel als „ein unschätzbares Mexicanisches Buch mit Hieroglyphischen Figuren“. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts identifizierte Charles Étienne Brasseur de Bourbourg das Buch als Maya-Überlieferung. 1810 veröffentlichte Alexander von Humboldt einige abgezeichnete Seiten des Dresdner Maya-Codex.

Zwischen 1880 und 1900 gelang es dem Dresdner Bibliothekar Ernst Wilhelm Förstemann, den Kalenderteil des Codex Dresdensis zu entschlüsseln. Er gab 1880 auch das erste Faksimile des Codes mit Erläuterungen heraus. Förstemann beschäftigte sich bis zu seinem Tod mit der Maya-Handschrift.

Die Handschrift befand sich in der kurfürstlichen Bibliothek, die im 18. Jahrhundert in der Ostseite des Zwingers untergebracht war. 1786 zog die Bibliothek ins Japanische Palais (heutige Räume der Porzellansammlung) und blieb dort bis 1945. Während die wertvolle Maya-Handschrift zunächst noch Besuchern in die Hände gegeben wurde, teilte man sie 1835 in zwei Streifen, die seitdem zwischen Glasplatten ausgestellt werden. Dafür wurde eigens ein sogenanntes Zimelienzimmer eingerichtet, in dem Kostbarkeiten der königlichen Bibliothek zu sehen waren, darunter auch der Codex Dresdensis. Am 11. Mai 1935 öffnete in der Sächsischen Landesbibliothek ein Buchmuseum.

Nach der Schließung des Buchmuseums 1939 wurde die Handschrift in eine Kiste verpackt und nach Schirgiswalde ausgelagert. Kurz vor den Luftangriffen im Februar 1945 holte man sie jedoch zurück, um sie vor der heranrückenden Roten Armee zu sichern. Zusammen mit anderen kostbaren Handschriften kam der Codes Dresdensis in den Tiefkeller des Japanischen Palais’. Dort überstand die Kiste zwar Bombardement und Feuer, der Keller lief jedoch voll Wasser und drang zwischen die Glasplatten. Die Handschrift wurde dabei beschädigt, die Farbe klebte an den Glasplatten fest. Nach einer Restaurierung wurde der Maya-Codex ab 1952 im Interims-Buchmuseum an der Marienallee gezeigt – nicht mehr hängend, sondern liegend in einer Vitrine mit Spiegeln, sodass auch die Rückseiten der einzelnen Blätter sichtbar sind. Seit 2003 bildet der Codex Dresdensis den Mittelpunkt der Schatzkammer der neu errichteten SLUB.

[Bearbeiten] Rezeption

Da nur der Dresdner Codex öffentlich gezeigt wird, besuchten und besuchen sehr viele nationale und internationale Fachleute die Schatzkammer. Auch Maya-Nachfahren pilgern zur Handschrift und sind sehr gerührt, weil sie sich ihren Vorfahren nahe fühlen. Der deutsche Maya-Experte Professor Nikolai Grube lehrt anhand des Codex sogar den Maya-Nachfahren die Hieroglyphen.

[Bearbeiten] Quellen und Anmerkungen

  1. In einigen Quellen wird eine vierte Handschrift in Mexiko erwähnt. Dabei handelt es sich jedoch nur um Fragmente, deren Herkunft nicht geklärt ist.

[Bearbeiten] Weblinks

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