Rundkino

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das Rundkino von der Prager Straße aus gesehen
Rundkino, um 1975
Bier-Tropfdeckchen, 1970er Jahre

Das Dresdner Rundkino, in DDR-Zeiten „Filmtheater Prager Straße“, steht an der Prager Straße 6 im Zentrum Dresdens. Es verfügt über 898 Plätze (Stand 2022) und die größte Leinwand Sachsens. Das Gebäude misst 41 Meter im Durchmesser und ist mit 72 emaillierten senkrechten Stahllamellen verkleidet.

Der runde Filmtheater-Neubau war 1969 in einem DDR-offenen Architekturwettbewerb ausgeschrieben worden, den die Architekten Gerhard Landgraf und Winfried Sziegoleit für sich entschieden. Am 22. Oktober 1969 wurde der Grundstein gelegt (zeitgleich auch für die Speisegaststätte an der Prager Straße). Der heiße Sommer 1971 erschwerte den Bauarbeitern ihre Tätigkeit. Am 7. Oktober 1972, dem 23. DDR-Geburtstag, wurde das Filmtheater offiziell eröffnet. Dazu lief der letzte Film des sowjetischen Mehrteilers „Die Befreiung – Schlacht um Berlin“. Bereits am Tag zuvor weihten Bauarbeiter und Politprominenz den Neubau ein.

Im großen Saal befanden sich 1036 Plätze, im sogenannten Studiokino 132. Die Baukosten betrugen rund 14,8 Millionen DDR-Mark. Den großen Saal erhellten (und heizten) damals etwa 650 Glühbirnen a 100 Watt. Sie wurden nach 1990 gegen schwächere Lampen getauscht und schließlich durch LEDs ersetzt.

Im Jahr 1988 wurde während einer Schließzeit von 70 Tagen die Kinotechnik modernisiert, um eine bessere Bildqualität zu erreichen. Fachleute installierten drei neue Meopta-Filmprojektoren. Am 5. Dezember wurde das Haus wiedereröffnet.

Zu DDR-Zeiten leitete Achim Blank das Kino mit 65 Mitarbeitern.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Programmangebot in DDR-Jahren

Der große Saal des Rundkinos diente als Ur- und Erstaufführungstheater und erlebte zahlreiche Filmpremieren mit Regisseuren und Schauspielern, beispielsweise am 27. Mai 1983 die des DEFA-Indianerfilms „Der Scout“ mit Hauptdarsteller Gojko Mitić. Am 12. November 1972 besuchte die russische Schauspielerin Larissa Lushina, Darstellerin im Film „Entscheidung im Felsental“, das Kino im Rahmen des „Festival des sowjetischen Films“. Anfang Februar 1990 fand im Rundkino die Uraufführung des Films „Carmen on ice“ mit den Eiskunstläufern Katarina Witt, Brian Boitano (USA) und Brian Orser (Kanada) in den Hauptrollen statt.

Im Februar 1983 lief der sowjetische Märchenfilm „Der Reiter auf dem goldenen Pferd“ im Stereo-70-Verfahren. Um den 3D-Streifen zu sehen, benötigten die Zuschauer eine entsprechende Brille.

Im Studiokino des Rundkinos liefen inhaltlich und ästhetisch anspruchsvolle Filme sowie regelmäßig bedeutende Werke der Filmgeschichte: „In diesem Kino finden auch im zweiwöchigen Rhythmus die Camera-Veranstaltungen des Staatlichen Filmarchivs statt. In den Vorstellungen ab 16.45 Uhr werden ausschließlich anspruchsvolle Filme gezeigt. Jeden Donnerstag in der Abendvorstellung wir zu dem im Programm stehenden Film eine Einführung gegeben und im Anschluss besteht die Möglichkeit der Diskussion.“[1]

In den 1980er Jahren fand im Filmtheater Prager Straße jährlich im April der „Dresdner Trickfilmtag“ in Kooperation mit dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden statt.

Außerdem wurde das Rundkino für Konzerte, Shows, Diskotheken, Modenschauen, Schallplatten- und Plakatbasare genutzt. In den 1970er Jahren spielten beispielsweise Manfred Krug, Günter Fischer und Christiane Ufholz sowie City und Stern Combo Meißen im Filmtheater Prager Straße. In den 1980er Jahren war es Spielstätte beim Dixielandfestival und Austragungsort des Schlagerfestivals „Goldener Rathausmann“. Vornehmlich in den Schulferien traten auch regelmäßig Frau Puppendoktor Pille und der „Zauberpeter“ auf.

[Bearbeiten] Besucherzahlen

[Bearbeiten] Geschichte des Rundkinos nach der „Wende“

Nach der Wende ging das Filmtheater Prager Straße in den Besitz der Treuhandanstalt über. Am 16. Januar 1991 fand im großen Saal die Premiere des Films „Go Trabi go“ mit dem Dresdner Kabarettisten Wolfgang Stumph statt. Sogar die „Tagesthemen“ berichteten über die Veranstaltung. Die Prager Straße soll voller Trabis und Menschen gestanden haben.

Zum 1. April 1991 übernahm die Ufa Theater AG aus Düsseldorf den Spielbetrieb und ließ das Gebäude umbauen. Im Keller entstanden fünf neue Kinosäle. Unter dem Namen „Ufa-Palast“ wurde das Haus am 19. August 1992 mit der Premiere von „Go Trabi go 2 – Das war der wilde Osten“ wiedereröffnet.

Als das Rundkino von 1994 bis 1996 im Rahmen der Verdichtung der Prager Straße durch verschiedene Gebäude umbaut wurde, verlor es seine städtebauliche Funktion.

Im August 1997 zog das Puppentheater des Theaters Junge Generation (TJG) ins ehemalige Studiokino ein und spielte dort bis Dezember 2016, ehe es sein neues Domizil im Kraftwerk Mitte bezog.

Am 26. März 1998 eröffnete in unmittelbarer Nachbarschaft der architektonisch spektakuläre Ufa-Kristallpalast mit acht Sälen und knapp 2700 Plätzen, der als Erweiterung des Rundkinos konzipiert war. Sogar ein Verbindungsgang zwischen den beiden Filmtheatern war ursprünglich vorgesehen.

Im Jahre 2002 wurde das Rundkino durch das Jahrhunderthochwasser schwer beschädigt. Der Kinospielbetrieb musste eingestellt werden, die Betreiberfirma Ufa ging in Insolvenz. Die „Neue Filmpalast GmbH“ wurde gegründet – ohne Kino. Das TJG-Puppentheater und die Fastfood-Kette „Pizza Hut“ blieben im Gebäude ansässig. Für den großen Saal gab es die Überlegungen, darin die neue Spielstätte der Staatsoperette oder eines Varietés anzusiedeln.

Die Aktionsgruppe „Rundkino_revisited“ organisierte am 11. September 2004 einen Tag der offenen Tür mit Führungen, aber es fehlte das nötige Geld für Investitionen.

Im Januar/Februar 2007 erwarb die Tetris Grundbesitz GmbH, Immobilientochter des Modehauses Wöhrl, das Gebäude. Am 29. März 2007 erfolgte der Neustart als „Cinemagnum 3D“. Das Konzept stammte von Wolfram Weber (Fantasia Film GmbH), der bereits mehrere ähnliche Kinos betrieb.

Erneut fanden Filmpremieren im Rundkino statt. In den Jahren 2013 bis 2015 stellte beispielsweise Regisseur und Schauspieler Michael Schweighöfer mehrere seiner Filme vor („Der Schlussmacher“, „Frau Ella“, „Vaterfreuden“, „Der Nanny“). Im April 2019 fand 20 Tage vor der Fernseh-Ausstrahlung eine Vorabaufführung des ersten Dresden-„Tatort“s „Das Nest“ statt.

Im Herbst 2016 wurden die 900 Sessel im Saal 1 ausgetauscht. Die neuen Sitze und Böden kosteten rund 300.000 Euro.[2]

Im Jahr 2018 wurde der große Saal für 250.000 Euro auf Dolby Atmos und 4K-Laser-Projektion umgerüstet und das ehemalige Studiokino, später Spielstätte des Puppentheaters, zum Premiumsaal mit 53 Plätzen mit Ledersesseln, Bar und ebenfalls Dolby-Atmos- und neuer Lasertechnik umgebaut. Anfang Januar 2019 soll der neue Saal eröffnet werden.

Im Jahr 2022 feierte das Rundkino seinen 50. Geburtstag.

siehe auch:

[Bearbeiten] Quellen

  1. Leokadia Böttger: Studiokinos in Dresden. In: Progress Film-Verleih (Hrsg.): Progress Informations Bulletin. Berlin, 11. Jg. 1987. 5/1987. S. 10.
  2. czr: Dresdner Rundkino verkauft 900 Kinosessel. In: DNN 12.10.2016

[Bearbeiten] Adresse, Erreichbarkeit und Kontakt

Neues Rundkino/Cinemagnum
Prager Straße 6
01069 Dresden
Tel.: (0351) 484 39 22

[Bearbeiten] Weblinks

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