Christoph Friedrich Ammon

Stadtwiki Dresden - Freiraum für Ideen und Wissen über Dresden
Wechseln zu: Navigation, Suche
Grabmal auf dem Eliasfriedhof

Christoph Friedrich von Ammon (* 16. Januar 1766 in Bayreuth; † 21. Mai 1850 in Dresden) war ein protestantischer Theologe. Er zählt zu den bedeutendsten Vertretern des Rationalismus.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

1789 wurde Ammon in Erlangen außerordentlicher Professor der Philosophie, 1790 außerordentlicher Professor der Theologie. Außerdem war er in Erlangen Mitglied der theologischen Fakultät und zweiter Universitätsprediger. Er veröffentlichte in dieser Zeit seine vielleicht bedeutendste Schrift. Der »Entwurf einer biblischen Theologie« war ein grundlegendes Werk des historisch-kritischen Rationalismus. Hier löste Ammon alles Übernatürliche auf und erkannte Jesus nur als »moralischen Messias« an.[1] Seinen ausgezeichneten theologischen und philosophischen Ruf verdankte Ammon einer einzigartigen Belesenheit in der griechischen und lateinischen, in der jüdischen und orientalischen, auch in der zeitgenössischen Literatur, die er mit großem Engagement im praktischen kirchlichen Leben verband. In Erlangen heiratete er 1790 eine Tochter eines dortigen Professors und Cousine des Philosophen Hegel.

1794 wurde Ammon nach Göttingen berufen, wo er als ordentlicher Professor der Theologie lehrte, erster Universitätsprediger und Dirigent des theologischen Seminars war, ab 1803 auch Konsistorialrat. 1799 wurde in Göttingen sein Sohn Friedrich August von Ammon geboren. 1804 kehrte er nach Erlangen als Professor der Theologie zurück. Zugleich wurde er Konsistorialrat und Superintendent zu Ansbach. In diesen Jahren erreichte Ammon seinen schöpferischen Höhepunkt. 1795 erschien seine auf kantischer Grundlage ausgeführte Sittenlehre und auch noch in seinem dogmatischen Lehrbuch »Summa theolegiae christianae« von 1803 stand er auf dem Standpunkt der kantischen Philosophie.

Als 1812 der Dresdner Oberhofprediger Franz Volkmar Reinhard gestorben war, glaubte man für dieses Amt keinen anderen Nachfolger von gleich glanzvollem Namen gewinnen zu können als Ammon. Der nahm den Ruf auch an und und wurde 1813 Oberhofprediger und Konsistorialrat zu Dresden. In seinen Schriften wandte er sich jetzt der entgegengesetzten theologischen Richtung, also einer orthodoxen lutherischen Glaubenslehre zu und verteidigte in der Abhandlung »Bittere Arznei für die Glaubensschwäche unsrer Zeit« (1817) die Thesen von Claus Harms. Es kam zu einem denkwürdigen Streit mit Friedrich Schleiermacher. Ammons Wirksamkeit in Dresden unterlag Schwankungen; ihm wurde zum Teil vorgeworfen, dass er hier unter dem Einfluss von Detlev von Einsiedel jene geistlichen und philosophischen Bahnen verlassen habe, die ihn bis dahin in seinem wissenschaftlichen und religiösen Streben geleitet hatten. Ab 1823 war Ammon in Dresden mit der Tochter des Hofrates und Inspektors des Antikenkabinetts Becker verheiratet. Ein Jahr später erneuerte er seinen von der Familie im 17. Jahrhundert abgelegten Adelstitel.[2]

Durch die Errichtung eines Kultusministeriums infolge der Revolution von 1830 verlor die kirchliche Stellung Ammons an Macht und Verantwortlichkeit; doch wurde er 1831 Mitglied des königlich sächsischen Staatsrats unter Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänkendorf sowie Vizepräsident des Oberkonsistoriums. Er wohnte Große Brüdergasse 16.[3] Ammon kehrte nun zu seiner alten rationalistischen Denkrichtung zurück und schrieb: »Die Fortbildung des Christentums zur Weltreligion«, in der er das Christentum als ein in fortwährender Wandlung begriffenes Produkt der allgemeinen Kulturentwicklung darstellte, sowie in seinen letzten Arbeiten »Die wahre und falsche Orthodoxie« und »Geschichte des Lebens Jesu«. Wiederum wurden Stimmen laut, die seine persönliche Wende verurteilten. Im Jahre 1849 ging Ammon in den Ruhestand.

Ammon wurde in Dresden zum Teil vorgeworfen, dass er den kirchenpolitischen Aufgaben nicht vollständig gewachsen gewesen wäre. Außerdem hatte ihn das praktische theologische Leben so ausgefüllt, dass weniger Zeit für Forschung übrigblieb. Unbestritten in sein großes gesellschaftliches Engagement. Seit 1836 gab es in Dresden eine Ammonstiftung, die von seinen Anhängern ins Leben gerufen angehende Lehrer und Prediger unterstützte. Ammon war zudem Ausschussmitglied im Verein zu Rath und That[4], Mitglied der FLORA - Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau, Ökonomischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen [5], des Sächsischen Altertumsvereins und des literarisch-künstlerischen Kreises um Prinz Johann.[6]. Neben seiner Adresse Große Brüdergasse 16 besaß er zuletzt auch eine Sommerwohnung Großer Garten 18.[7]

Christoph Friedrich von Ammon fand auf dem Eliasfriedhof die letzte Ruhe. Die Ammonstraße trägt heute seinen Namen.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Eintrag im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL) (Ammon, Christoph Friedrich v. (1766-1850))
  2. Lau, Franz, „Ammon, Christoph Friedrich“, in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 253 f.
  3. Dresdner Adressbuch, 1831
  4. Vereine in Dresden. In: Schätze des Stadtarchivs
  5. Schriften und Verhandlungen der ökonomischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen, Band 1, Walther, 1818.
  6. Dirk Hempel: Literarische Vereine in Dresden. Kulturelle Praxis und politische Orientierung des Bürgertums im 19. Jahrhundert. Walter de Gruyter - Max Niemeyer Verlag, Berlin und New York, 2008
  7. Dresdner Adressbuch, 1850

[Bearbeiten] Weblinks

Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge