Benutzer:Methodios/Liubusua

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Einen Berg an der Elbe, der damals dicht mit Bäumen besetzt war, bebaute er (Heinrich I.) und gründete dort eine Burg, die er nach einem Bache, der nördlich von derselben fließt, Misni (Meißen) nannte und mit einer Besatzung und Festungswerken, wie sie jetzt üblich sind, versah. Von da aus unterwarf er 932 die Milzener und zwang sie ihm Zins zu zahlen. Auch die Burg Liubusua, von der ich später ausführlich reden werde, belagerte er lange und brachte die Einwohner, nachdem sie vor ihm in eine kleine unterhalb der Burg gelegene Feste geflohen waren, zur Übergabe. Die Burg aber wurde von jenem Tage an, wo sie nach Verdienst mit Feuer zerstört wurde, nicht wieder bewohnt. Wenn Heinrich während seiner Regierung, wie viele behaupten, unrechtmäßiges Besitztum an sich gerissen hat, so möge ihm Gott in seiner Gnade verzeihen. Thietmar I

Nachdem der König, (Heinrich II.) danach vielen Nöten des bedrängten Vaterlandes abgeholfen, besuchte er (1011) wieder die Westlande, und die wie die Fluten des Wassers hin und her wogenden Gemüter der Bewohner mit dem Zügel seiner Weisheit lenkend und zähmend feierte er zu Palithi (Pölde) mit festlicher Freude die Geburt des Herrn. Darauf kam er (1012) wieder nach dem ihm sehr lieben Merseburg, und nachdem er dort auf fünf Jahre den innern Frieden hatte beschwören lassen, begann er, nach dem Rate einiger Wenigen die Burg Liubusua auszubauen und befestigen zu lassen. Von dieser aber sagten Manche das vorher, was leider noch in demselben Jahre sich bestätigte. Wir kamen dorthin zu Ende des Monats Januar (1012), feierten dort die Reinigung der heiligen Mutter Gottes mit gebührender Andacht und vollendeten in vierzehn Tagen das aufgetragene Werk, worauf wir mit Hinterlassung einer Besatzung heimkehrten. Neben Liubusua an der Nordseite liegt eine Burg, die nur durch ein Tal von ihr getrennt ist. Sie hat zwölf Tore. Als ich sie sorgfältig in Augenschein nahm erkannte ich in ihr, durch Erinnerung an Lucan, ein Werk des Julius Cäsar und einen großen römischen Bau. In dieser Burg hätten mehr als zehntausend Menschen Platz gefunden. Die kleinere Burg aber, die wir wiederherstellten, stand seit König Heinrich I. bis auf jene Zeit leer, und durch welch klägliches Ende sie bald nachher darnieder sank, werde ich schildern, wenn ich was dazwischen liegt, erzählt habe. Thietmar VI, 39

Indes ging Herzog Bodeslav (von Polen), auf die Kunde vom Tod des Erzbischofs sein Heer zusammenziehend, auf Liubusua los, dessen ich oben erwähnte, und weil er wusste, dass wegen des Übertretens der Elbe von unserer Seite den Belagerten niemand zu Hilfe kommen konnte, schlug er daselbst sein Lager auf. Seine Krieger rückten zum Kampfe ermuntert an, und die Besatzung leistete nur mäßigen Widerstand. Denn diese große Burg schützte nicht mehr als tausend Mann, obwohl ihrer dreimal so viel kaum genügt hätten. Bolizlav saß beim Frühmal und sah voller Freuden seine Mannen als Sieger in die Burg eindringen. Das Tor ward geöffnet und viel Blut vergossen. Gefangen genommen wurden von jenen die angesehenen Männer Guncelin und Wiso und der unglückliche Befehlshaber der Burg, Scih, welcher verwundet war. Dieser beklagenswerte Mann verlor, so oft er eine Burg zu hüten hatte, dieselbe stets, nicht aus Feigheit, sondern durch ein klägliches Missgeschick. Sie wurden alle dem stolzen Sieger vorgeführt und auf seinen Befehl alsbald wieder zur Haft hinweggebracht. Von den Kriegsgefährten des Herzogs blieben jedoch nicht weniger als fünfhundert Mann in eben diesem Kampfe. Dieses jammervolle Blutbad ward angerichtet am 20. August (1012). Die ungeheure Beute wurde dann geteilt, die Burg angezündet, und die siegreiche Schaar zog mit ihrem Herrn fröhlich heim. Thietmar VI, 48

[Bearbeiten] Artikelentwurf

Die sehr große Slawenburg Liubusua wird nur durch Thietmar von Merseburg in dessen Chronik beschrieben und hier erstmals direkt nach der Gründung der Burg Meißen durch Heinrich I. im Jahre 929 erwähnt:

Von da aus unterwarf er 932 die Milzener und zwang sie ihm Zins zu zahlen. Auch die Burg Liubusua, von der ich später ausführlich reden werde, belagerte er lange und brachte die Einwohner, nachdem sie vor ihm in eine kleine unterhalb der Burg gelegene Feste geflohen waren, zur Übergabe. Die Burg aber wurde von jenem Tage an, wo sie nach Verdienst mit Feuer zerstört wurde, nicht wieder bewohnt. Wenn Heinrich während seiner Regierung, wie viele behaupten, unrechtmäßiges Besitztum an sich gerissen hat, so möge ihm Gott in seiner Gnade verzeihen.[1]

In der älteren Forschung wurde dieser Text aus meist lokalpatriotischen Gründen dahingehend interpretiert, dass Liubusua die Hauptburg der Milzener gewesen wäre. Dem steht schon der Text entgegen, der davon spricht, dass neben den Milzenern auch die Burg Liubusua unterworfen wurde. Auch wird in der neueren Forschung davon ausgegangen, daß es um 930 keine Hauptburg der Milzener gegeben hatte. Dieser Stamm war nach dem Bayerischen Geographen in 30 civitates (Siedlungskammern) gegliedert, ohne dass eine Hauptburg Erwähnung fand. Nach neuerer Forschung ist der zweite Teil des Bayerischen Geographen erst Anfang des 10. Jahrhunderts entstanden, also zur Zeit Heinrichs I. und dessen Ostexpansion.

Durch die neuere Forschung wurde Liubusua mit großer Wahrscheinlichkeit mit den Wallanlagen an der Rauhen Furt über die Elbe nördlich von Meißen identifiziert. Hierzu gehören die Burgwälle Löbsal, Goldkuppe und Göhrisch.

Während die Milzener die Tributherrschaft mit dem Tod von Heinrich I. im Jahre 936 abschütteln konnten, blieb die Burg Liubusua weiterhin zerstört und wurde erst durch Heinrich II. in dessen Polenkriegen im ab Ende Januar 1012 wieder aufgebaut und mit einer Besatzung versehen. Die Burg faßte nach Thietmar von Merseburg mehr als 10.000 Menschen.[2]

Am 24. Juli 1012 versammelte sich das kaiserliche Heer in Schrenz (heute Ortsteil von Zörbig) an der Riede im Gau Nelstice zum Polenfeldzug und brach von dort nach Belgern auf. Dort mußte bereits am 2. August der Feldzug auf Beschluß der Fürsten abgebrochen werden. Thietmar VI, 69 (45). Der Führer des Unternehmens, Erzbischof Walthard von Magdeburg, erkrankte in der folgenden Nacht schwer und starb auf dem übereilten Rückzug am 12. August in der Burg Giebichenstein bei Halle an der Saale.[3]

Nach dem Tod des Erzbischofs Walthard von Magdeburg begann Herzog Bolesław I Chrobry von Polen mit der Belagerung der von nur 1000 Mann verteidigten Burg, die wegen eines Hochwassers der Elbe von den Deutschen nicht entsetzt werden konnte. Da zur wirksamen Verteidigung der Burg mindestens 3000 Mann notwendig waren, leistete die Burgbesatzung auch ungenügend Widerstand:

Bolizlav saß beim Frühmal und sah voller Freuden seine Mannen als Sieger in die Burg eindringen. Das Tor ward geöffnet und viel Blut vergossen. Gefangen genommen wurden von jenen die angesehenen Männer Guncelin und Wiso und der unglückliche Befehlshaber der Burg, Scih, welcher verwundet war. Dieser beklagenswerte Mann verlor, so oft er eine Burg zu hüten hatte, dieselbe stets, nicht aus Feigheit, sondern durch ein klägliches Missgeschick. Sie wurden alle dem stolzen Sieger vorgeführt und auf seinen Befehl alsbald wieder zur Haft hinweggebracht. Von den Kriegsgefährten des Herzogs blieben jedoch nicht weniger als fünfhundert Mann in eben diesem Kampfe. Dieses jammervolle Blutbad ward angerichtet am 20. August (1012). Die ungeheure Beute wurde dann geteilt, die Burg angezündet, und die siegreiche Schaar zog mit ihrem Herrn fröhlich heim.[4]

1123 wurde eine von Heinrich Haupt befehligte Burg Libuze erwähnt[5][6][7]. Infolge der wahrscheinlichen Identifizierung der Burg Liubusua durch die neuere Forschung mit den slawischen Wallburgen bei Löbsal ist auch eine Identität von Libuze und Liubusua am wahrscheinlichsten geworden. 1116 war Heinrich Haupt Burggraf der Löbsal naheliegenden Burg Meißen[8]. Diese Burganlagen waren nach den archäologischen Befunden noch bis in das 13. Jahrhundert bewohnt.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Thietmar c. I
  2. Thietmar VI, 39
  3. Thietmar VI, 71 f.
  4. Thietmar VI, 48
  5. Annales Patherbrunnenses]zu 1123. In: Paul Scheffer-Boichorst: Eine verlorene Quellenschrift des XII. Jahrhunderts, aus Bruchstücken wiederhergestellt. Innsbruck 1870, S. 144: Dux autem Liutgerus Libuze obsidione vallat acceptoque obside filio Heinrici cum Capite, qui castello praeerat, victor uti semper consuevit rediit.
  6. Ann. Saxo zu 1123, MGH SS 6 S. 760.
  7. Chron. Regia Coloniens. Rez. I zu 1123, MGH SSrerGerm 18 S. 62.
  8. Annalista Saxo zu 1116, MGH SS 6 S. 753
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