Belvedere

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Lageplan von 1862

Als Belvedere werden verschiedene Lusthäuser auf der Jungfernbastei, der späteren Brühlschen Terrasse, bezeichnet. Insgesamt gab es vier derartige Lusthäuser, die im Laufe der Zeit alle entweder zerstört oder abgebrochen wurden. Ein fünftes Belvedere, wie es noch 1947 geplant war, wurde bis heute nicht errichtet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Zweites Belvedere, 1753 von Canaletto gemalt
Drittes Belvedere, von Veith gestochen
Viertes Belvedere, um 1860 von Bäßler gestochen

[Bearbeiten] Erstes Belvedere (1589-1747)

Das erste Belvedere wurde durch den in Dresden lebenden italienischen Architekten Giovanni Maria Nosseni (* 1. Mai 1544 in Lugano; † 1620 in Dresden) konstruiert und unter seiner Leitung errichtet. 1589 erhielt er den Auftrag, auf der Jungfernbastei ein Lusthaus zu errichten. Ohne einen eigentlichen Verwendungszweck gebaut, war es rein für das Vergnügen der adeligen Gesellschaft ausgerichtet. Die Bauzeit des ersten Lusthauses betrug über 60 Jahre, es war selbst 1645 noch nicht vollendet. Dabei wurde das Gebäude mit prachtvollen edlen sächsischen Gesteinen verziert und hatte eine Ausstattung, die ihresgleichen suchte. Besonders bemerkenswert waren die 48 Säulen und Bänke aus buntem Marmor und 60 Büsten von sächsischen Fürsten. Außerdem war das Lusthaus mit einem Brunnen, einer Orgel und vielen wertvollen Gemälden ausgestattet.

Das ursprünglich von Nosseni geplante eingeschossige Gebäude wurde bereits 1617 mit einem zurückspringenden zweiten Geschoss durch den Baumeister Sebastian Walther (* 1576 in Dresden; † 3. September 1645 ebenda) versehen. Auf vielen Stadtansichten des 17. und 18. Jahrhunderts ist dieses erste Belvedere, das direkt auf der Ecke der Neuen Bastei errichtet wurde, zu sehen. Aufgrund des Blitzeinschlages am 22. Dezember 1747 in den unter der Bastei liegenden Pulverkeller wurde das Lusthaus zerstört.

[Bearbeiten] Zweites Belvedere (1749-1759)

Das zweite Belvedere wurde unter der Leitung des gelernten Maurers und königlich sächsischen Oberlandbaumeisters Johann Christoph Knöffel (* 1686 in Dresden; † 10. März 1752 ebenda) in einer Bauzeit von nur zwei Jahren von 1749 bis 1751 gebaut. Auftraggeber war der sächsische Kabinetts- und Premierminister Graf Heinrich von Brühl (* 13. August 1700 in Gangloffsömmern; † 28. Oktober 1763 in Dresden). Auch dieses Gebäude bestand an der Elbfront wieder aus zwei Stockwerken, von denen das untere als Grotte angelegt war. Herzstück war der große, ovale Mittelsaal, voll im Stil des Rokoko gebaut. Als im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) Friedrich II. von Preußen 1759 in Dresden einmarschierte, zerstörte er neben anderen Bauten seines Erzfeindes Brühl auch das Belvedere. Über 50 Jahre lang, bis 1814, blieben die Trümmer des zweiten Belvederes als ein Wahrzeichen für das im Siebenjährigen Krieg zerstörte Dresden auf der Brühlschen Terrasse liegen.

[Bearbeiten] Drittes Belvedere (1814-1842)

1814 wurde der Dresdner Architekt Christian Friedrich Schuricht (* 5. März 1753 in Dresden; † 2. August 1832 ebenda) mit der Errichtung des dritten Lusthauses beauftragt. Angeregt wurde dieser Bau durch den russischen Gouverneur, Fürst Nikolai Grigorjewitsch Repnin-Wolkonski (* 1778; † 18. Januar 1845 in Jagotina (Яготин)/Ukraine), der nach der Besetzung Dresdens durch die verbündeten Truppen gegen Napoleon die sächsische Verwaltung übernommen hatte. Von mehreren Entwürfen wählte Schuricht letztlich einen Sockelbau als Untergeschoss mit Rundbögen und einen darüber erbauten tempelartigen Aufbau aus. Sechs dorische Säulen begrenzten die Vorhalle. Bereits 1842 wurde dieses Gebäude zugunsten des vierten Belvederes wieder abgebrochen.

[Bearbeiten] Viertes Belvedere (1842-1945)

Der neben Gottfried Semper (* 29. November 1803 in Hamburg; † 15. Mai 1879 in Rom) fast ebenso bedeutende Architekt und oft als Gegenspieler von Semper betitelte Otto von Wolframsdorf (* 13. Januar 1803 in Heukerswalde bei Weißenfels; † 8. April 1849 in Ammelshain bei Wurzen) konstruierte das vierte Belvedere. 1842 nach dem Abbruch des dritten Lusthauses errichtet, spürte man in der Architektur den Einfluss Sempers. Den Mittelpunkt bildeten die beiden Konzert- und Festsäle, die übereinander im Halbkreis angeordnet waren. Das Gebäude hatte dabei die Form eines Theaterbaus mit italienischen Renaissanceelementen. Es durfte durchaus als sehr schön eingestuft werden und fügte sich harmonisch in das Stadtbild auf der Brühlschen Terrasse ein. Neben den beiden Festsälen besaß es auch Gesellschaftszimmer und eine Aussichtsgalerie und wurde wie der Vorgängerbau als Gaststätte genutzt. In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 beim Bombenangriff auf Dresden getroffen, brannte es aus und wurde anschließend abgetragen.

[Bearbeiten] Fünftes Belvedere?

In Fritz Löfflers Buch "Das alte Dresden" wird berichtet, dass bereits 1947 die Errichtung eines fünften Belvederes geplant war. [1] Letztlich dürfte es zu DDR-Zeiten wie auch heute am fehlenden Geld gescheitert sein. An der Stelle der vier ehemaligen Lusthäuser befindet sich heute der Brühlsche Garten mit der Aussichtsplattform in Richtung Carolabrücke.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Das alte Dresden, Geschichte seiner Bauten, Fritz Löffler, Sachsenverlag Dresden 1958, S. 410

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

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