Böhmischer Bahnhof

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Böhmische Bahnhof um 1849
Zweiter Böhmische Bahnhof um 1889
Situationsplan des zweiten Böhmischen Bahnhofes (Mitte der 1860er Jahre)
Lage des Böhmischen Bahnhofs (im Stadtplan von Dresden 1895). Zwar wird noch der Name „Böhmischer Bahnhof“ verwendet, allerdings ist als Gebäude bereits die 1895 errichtete Südhalle des späteren Hauptbahnhofs zu sehen. Der ursprüngliche Gebäudegrundriss des zweiten Böhmischen Bahnhofs von 1864 fehlt bereits.

Der ehemalige Böhmische Bahnhof war der Endpunkt der Eisenbahnverbindung Bodenbach (Děčín-Podmokly) – Dresden und lag am Streckenkilometer 62,49 dieser Bahnlinie. Er wurde ab 1892 zugunsten des späteren Hauptbahnhofs abgerissen.

[Bearbeiten] Geschichte

Am 9. August 1842 wurde zwischen Sachsen und Österreich, zu dem damals auch Böhmen gehörte, ein Staatsvertrag zum Bau einer Bahnlinie von Prag nach Dresden unterzeichnet. Zuerst als private Eisenbahnlinie geplant, kam nach mehrfacher Prüfung und dadurch entstandener Verzögerung die sächsische Regierung zur Ansicht, den Bau der Bodenbacher-Dresdner Linie auf Staatskosten zu übernehmen. Dazu wurde die „Sächsisch-Böhmische Staats-Eisenbahn“ gebildet, die dem Finanzministerium des Königreiches Sachsen rechenschaftspflichtig war.

Bereits am 23. Juni 1845 gab die Staatsregierung den Kauf eines Grundstücks zwischen dem Dippoldiswalder Schlag, wo der alte Postweg nach Dippoldiswalde verlief, und Moszynski’s Garten zum Bau des Böhmischen Bahnhofs bekannt, der zu diesem Zeitpunkt abseits der Altstadt gebaut wurde. Nach verschiedenen Diskussionen in der Ständeversammlung des sächsischen Landtages 1845 und 1846 genehmigte dieser schließlich den Bau der Strecke.

Der Bahnhof wurde am 1. August 1848 feierlich für den Personen- und Güterverkehr eröffnet, gleichzeitig fuhren die ersten offiziellen Züge bis nach Pirna. Am selben Tag wurde die „Königliche Direktion der Sächsisch-Böhmischen Staatseisenbahn“ gebildet, die dem sächsischen Finanzministerium unterstand. Ab dem 6. April 1851 gab es die ersten Züge von Dresden bis nach Bodenbach, womit gleichzeitig ein Bahnbetrieb über Prag bis nach Wien möglich war, womit es eine durchgehende Linie zum damals mit dem Königreich Sachsen verbundenen Kaiserlichen Österreich gab. Mit diesem Tag wurde auch eine neue Abfahrtshalle feierlich übergeben, die ab 1850 erbaut wurde, so dass die Reisenden nunmehr besser gegen Wind und Regen geschützt waren.

Zusammen mit dem Böhmischen Bahnhof kam es auch zur Erschließung der umliegenden Straßenzüge. Die Verbindungsstraße von der historischen Altstadt zum Böhmischen Bahnhof mit der Eisenbahnlinie nach Prag erhielt den Namen „Prager Straße“ und war die bereits 1845 diskutierte Verlängerung der Seegasse. Zur Stadtseite entstand als zukünftige Allee die Wiener Straße. Auf der stadtauswärts liegenden Südseite verlief parallel zu den Gleisen der östlichen Bahnhofsausfahrt die Ostbahnstraße, wenige Meter dahinter, ebenfalls parallel verlaufend die Strehlener Straße.

Etwa ein Jahr später, am 19. April 1852 bekam der Schlesische Bahnhof mit dem Bau der Dresdner Marienbrücke einen Anschluss zum Leipziger Bahnhof sowie ebenfalls zum Schlesischen Bahnhof, dem Vorgänger des Neustädter Bahnhofs zur Linie nach Görlitz auf der Neustädter Elbseite. Am 1. Januar 1859 wurde die Königlich-Sächsische Oestliche Staats-Eisenbahn“ gegründet, die von da an den Betrieb der „Sächsisch-Böhmischen Staats-Eisenbahn“ übernahm.

Wenige Jahre später reichten aufgrund des enorm gestiegenen Eisenbahnverkehrs die Anlagen des alten Bahnhofs nicht mehr aus, so dass die frühere Abfahrtshalle wieder abgerissen wurde. Zwischen 1861 und 1864 wurde ein neues Bahnhofsgebäude 1864 von Karl Moritz Haenel und Carl Adolph Canzler erbaut, in dessen Obergeschoss zuerst die „Königliche Direktion der östlichen Staatsbahnen“ untergebracht war, die ab dem 1. Juli 1869 mit der „Königlichen Direktion der westlichen Staatsbahnen“ zur Königlichen Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen verschmolzen wurde.

Ab dem 1. Juli 1867 wurden im Bahnhof die damals modernen Edmondsonschen Fahrkartenmaschinen verwendet, die die bis dahin verwendeten Zettelfahrscheine ablösten. Ab 1868 wurde an der Bahnhofseinfahrt der Bodenbacher-Dresdner Eisenbahn, direkt an der Ecke Wiener Straße/ Beuststraße die Englische Kirche, später Anglikanische Kirche genannt, erbaut. Im Bahnhof erhielten die Personenbahnsteige 1872 eine neue Überdachung mit Bahnsteighallen.

Nach der Übernahme des sächsischen Teils der Berliner Eisenbahn und der Errichtung der Verbindung zum Berliner Bahnhof fuhren die Züge aus Berlin ab 1888 ebenfalls bis zum Böhmischen Bahnhof in Dresden. Aufgrund des enorm gestiegenen Verkehrs besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand am Böhmischen Bahnhof fast täglich ein Verkehrschaos durch die ebenerdig verlegten Gleisanlagen und die über viele Stunden am Tag geschlossenen Schranken.

Auch aus diesem Grund wurden zwischen 1892 und 1902 wurden die Dresdner Bahnanlagen nach neuen folgenden Gesichtspunkten neu gestaltet:

Die Pläne für den Umbau stammten von dem Geheimen Rat, Ingenieur und Bauinspektor im Königlich-Sächsischen Finanzministerium Claus Köpcke (1831-1911) und Baurat Otto Klette (1850-1897).

Mit dem Umbau der Dresdner Bahnanlagen ab 1892 wurde der zweite Böhmische Bahnhof schrittweise abgerissen und schließlich am 18. Juni 1895 geschlossen. Gleichzeitig wurde der neue Hauptbahnhof in der heutigen Südhalle eröffnet. Es dauerte noch bis zum 16. April 1898 bis der komplette neue Hauptbahnhof der Öffentlichkeit übergeben werden konnte.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

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