August-Bebel-Straße 12

Stadtwiki Dresden - Freiraum für Ideen und Wissen über Dresden
Wechseln zu: Navigation, Suche
August-Bebel-Straße 12, 1946
August-Bebel-Straße 12, 1977
August-Bebel-Straße 12, 2015
Wohnungszuweisung, 1945

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Vorort Strehlen zum Wohnort der Oberschicht von Dresden. Es entstanden hier viele der Dresdner Villenbauten. Die einstige Residenzstraße (1875) bzw. Gerhart-Hauptmann-Straße (1920) hieß von 1939 bis mindestens Juni 1945 „General-Wever-Straße“ (nach Walther Wever). Nach 1946 wurde diese in August-Bebel-Straße erneut umbenannt. Da in Dresden die Nummerierungen der Häuser beginnend vom Großen Garten oder von der Elbe vorgenommen wurden, bekam diese herrschaftliche Villa die Nummer August-Bebel-Straße 12. Sie befand sich in unmittelbarer Nähe des einstigen Interhotels Astoria.

[Bearbeiten] Geschichte zur Residenzstraße, Nummer 22 (vor 1945)

Diese herrschaftliche Villa, erbaut im spätklassizistischen römischen Stil vermutlich von Martin Pietzsch (sehr große Ähnlichkeit mit der „Villa Ilgen“ an der Loschwitzer Straße 37), wurde ab 1894 von Maler Prof. Ernst Oskar Simonson-Castelli bewohnt.[1][2] 1930 befand sich hier ein Konsulat von Argentinien.[3] Danach wohnte hier Max Trebe, Postschaffner i.R. (lt. Adressbücher).

[Bearbeiten] Geschichte zur August-Bebel-Straße, Nummer 12 (ab 1945)

Die Villa der August-Bebel-Straße 12 hat sowohl eine künstlerische als auch eine militärpolitische Vergangenheit. 1945 wurde diese Villa von den sowjetischen Besatzungsbehörden als Atelier und Wohnung an Professor Fritz Leopold Hennig und seine Familie vermietet. Er richtete hier eine Malschule für Studenten ein. Das Studium war kostenfrei.

Auf einer Anhöhe (etwa 1,8 Meter über dem Straßenniveau) befand sich eine Wiese mit einem Springbrunnen und einer weiblichen halbnackten Skulptur. Wenn man über die große Freitreppe in die kleine Diele eintrat, gab es einen Aufgang zu den kleinen Räumen im Dachgeschoss. Hier wohnte für kurze Zeit Ingrid Lamprecht, später Ingrid Luther. Ging man weiter, eröffnete sich eine Halle. An der Decke befand sich eine große Glaskuppel. Diese ließ Licht in den Raum einströmen, sodass der Raum als Zeichenraum geeignet war. Danach befand sich ein weiterer Zeichensaal. Daran schloss sich die Treppe in den Garten an. Linker Hand befanden sich das Wohnzimmer und ein Schlafzimmer mit Küche. Rechter Hand war ein weiterer Zeichenraum für die Schüler. Hinter einer Holzverkleidung und zur Küche (EG) befand sich je ein Aufzug für Speisen, die vom Keller ins Erdgeschoss führten. Man musste an einem Seil ziehen, so bewegte sich eine Holzlade. Im Souterrain gab es eine Einliegerwohnung. Hier wohnte für einige Zeit die Familie Carl Steinbicker.

Im Jahr 1948 musste Professor Fritz Leopold Hennig mit seiner Malschule ausziehen. 1949–1951 wurden im Rahmen der Umnutzung des Hauses zur HO Gaststätte International starke bauliche Veränderungen vorgenommen. Diese Gaststätte wurde von den sowjetischen Offizieren als Casino genutzt. Es wurde der Gartensaal mit der Rotunde und ein Ladenanbau auf Straßenniveau (rechts neben dem Treppenaufgang; heute Club Wu5) errichtet.

Nach der Gründung der DDR wurde die Villa August-Bebel-Straße 12 weiter als Casino für Offiziere der Hochschule der Kasernierten Volkspolizei (KVP) genutzt. Im Jahr 1964 zog der Klub der Intelligenz „Victor Klemperer“ ein. 1976 wurde es als Offizierskasino und Verkaufseinrichtung der NVA genutzt und umfangreich umgebaut. Es wurde ein neuer WC- und Küchentrakt auf der Gebäuderückseite angebaut, der Lichthof im Foyer durch eine Zwischendecke verschlossen und eine Lüftungsanlage installiert. Dadurch wurde viel alte Bausubstanz, insbesondere Stuckwerk an Wänden und Decken, zerstört. Die Freitreppe wurde durchgängig zur Straße erweitert. Die Gartentreppe wurde entfernt und von außen wurden die Räume vergrößert, sodass Flächen von 70 bis 130 m² entstanden. Ebenso entstand eine große Küche. Auf der linken Gartenseite wurde ein Parkplatz angelegt.

Das Casino und der obere Teil der August-Bebel-Straße waren als militärisches Sperrgebiet ausgewiesen. Das Foto von 1977 konnte nur heimlich aufgenommen werden. DDR-Besucher des Casinos mussten sich anmelden, den Personalausweis mitführen und auf Verlangen vorzeigen.

[Bearbeiten] Geschichte ab 1990 – Studentenhaus Tusculum

Das Haus August-Bebel-Straße 12 stand von 1990 bis 1994 leer. Danach ging es in die Verwaltung des sächsischen Staates über und wird vom Studentenwerk Dresden als „Studentenhaus Tusculum bewirtschaftet. Zwischen 1996 und 2008 wurde im EG eine kleine Mensa betrieben.[4] In den Kellerräumen befindet sich seit 2012 der Studentenclub Wu5, dessen Räume in der alten Verkaufshalle (zur August-Bebel-Straße hin) und den dahinter liegenden Kühlzellen im Keller untergebracht wurden.

Auf der rechten Hinterseite des Tusculums wurden im Erdgeschoss Toiletten eingebaut und 2013 wurde eine hintere Treppe angebaut. Hierfür wurde jedoch kein zusätzlicher Anbau errichtet, sondern in die Warenanlieferung und Lagerräume, die als Anbau durch die NVA 1976–1977 errichtet wurden, wurde hierfür umgebaut. Des Weiteren wurde im UG die Küche für den Club Wu5 eingebaut. Im Keller des Tusculum wurden 2016 mit Fördermitteln des Freistaates direkt unter dem Foyer zwei schallisolierte Band-Probenräume eingerichtet, in denen auch laut mit Schlagzeug und elektrischer Verstärkung gespielt werden kann. Im Keller befinden sich ebenso Klubraum und Labor des Studentischen Fotoklubs der TUD (http://wwwpub.zih.tu-dresden.de/~fotoclub/) sowie auch das Büro der Bigband der TU Dresden (die im EG auch jede Woche probt).

Das Tusculum wurde von 1994 an durchgehend als Studentenhaus genutzt. Seitdem fanden eine sehr umfangreiche Sanierung im EG und Keller statt. Es wurde das ganze OG neu umgebaut: ein neues Dach mit Wiederherstellung der ursprünglichen Dachschindeln, neue Raumaufteilung im OG (Einrichtung von Toiletten, Modernisierung der 4 schon vorhandenen Proberäume und Einrichtung zwei neuer Proberäume). Gleichzeitig erhielt auch das EG eine neue Belüftungsanlage, der große Saal im EG zudem eine Raumkühlung. Im EG selbst befindet sich eine Küche, wo bereits früher die Küche war, noch immer eine (nun jedoch eine modern ausgestattete). Nach langjähriger Nutzung wurde das Tusculum ab Juli 2017 mit einer teilweise Sperrung (OG und EG) instandgesetzt und renoviert. Nach einjähriger Schließung aufgrund der Dachsanierung wurde das Tusculum im Mai 2018 feierlich wiedereröffnet.

[Bearbeiten] Fotos

[Bearbeiten] Quellen

  1. http://www.dresdner-stadtteile.de/Sudost/Strehlen/Strassen_Strehlen/August-Bebel-Strasse/august-bebel-strasse.html
  2. Adressbuch 1896, 1. Teil, 2. Abschnitt, S. 1385
  3. http://wiki-de.genealogy.net/w/index.php?title=Datei:AB-der-ABs-1930.djvu&page=196
  4. Studentenwerk Dresden: Geschichte des Studentenhauses TUSCULUM

[Bearbeiten] Weblinks

Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge