Kunstgewerbeschule

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Kunstgewerbeschule an der Eliasstraße
Haupteingang an der Güntzstraße

Die Kunstgewerbeschule wurde 1875 als „Königlich-Sächsische-Kunstgewerbeschule“ in einem ehemaligen Gebäude der Technischen Bildungsanstalt am Antonsplatz gegründet. Ihre Blüte erlebte sie ab 1906 an der Eliasstraße. Den Neubau hatten William Lossow und Hermann Viehweger errichtet. Sie integrierten dabei Teile des früheren Brühlschen Palais wie den Brühlschen Saal. Als „Staatliche Hochschule für Werkkunst“ wurde sie 1950 in die Hochschule für Bildende Künste eingegliedert. Die ehemalige Kunstgewerbeschule ist heute der größte Standort der HfBK.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Vorläufereinrichtungen

Zur künstlerischen Ausbildung im Handwerk und im Gewerbe wurde 1814 an der Kunstakademie eine Industrieschule gegründet. 1828 wechselte sie an die neu gegründete Königlich-Technische Bildungsanstalt. 1865 hieß sie Königliche Schule für Modellieren, Ornament- und Musterzeichnen und hatte ihren Sitz am Antonsplatz.

[Bearbeiten] Gründung am Antonsplatz

Siegelmarke

Mit der neuen Organisation als Kunstgewerbeschule im Gebäude der Polytechnischen Schule am Antonsplatz wurde der Architekt und Designer Karl Ludwig Theodor Graff beauftragt, der sie nach der Gründung 1875 viele Jahre als Direktor leitete. Er ergänzte die Schule 1876 am gleichen Ort mit einem Kunstgewerbemuseum, das die Studenten mit Anschauungsmaterial unterstützen sollte, sowie mit einer Kunstgewerbebibliothek. Aufbauend auf der vorherigen Industrieschule verfolgte die Kunstgewerbeschule die Intention, die im 19. Jahrhundert sich ausbreitende Industrialisierungswelle mit neuen Kunstzweigen und künstlerischem Handwerk in der Ausbildung zu harmonisieren, um geschmacksbildend auf Gewerbe und Industrie einwirken zu können. Das Unterrichtsprogramm umfasste Architektonisches Kunstgewerbe, Muster-, Stoffe-, Tapeten- und Gardinenzeichnen, Dekorationsmalen, Porzellanmalerei, Lithographie und Buntdruck, Ornamentmodellieren, Figürliches und kunstgewerbliches Modellieren, Metalltechnik, Figürliche und Theaterdekoration, Kunstgewerbliche Entwürfe, Raumkunst und Architekturzeichnen. Neben dem regulären Tagesunterricht wurden mehrere Fächer auch im Abendunterricht sowie eine Vorschule angeboten.[1] Der Kunstgewerbeverein unterstützte das Studium in den Tages- und Abendklassen mit Stipendien.

Graff holte bedeutende Lehrkräfte an die Kunstgewerbeschule, beispielsweise Max Rade (1876), Karl Groß (1898) und Wilhelm Kreis (1902)..

[Bearbeiten] Neubau und Blüte am Eliasplatz

Seiteneingang Dürerstraße 21

Graff gehörte zu den Vertretern der Neorenaissance in Dresden. Nach seinem Tod (1906) wurde mit Lossow ein Vertreter der jungen Reformarchitektur zum Nachfolger bestellt. Dies zeigte sich schon in der Gestaltung des neuen Gebäudes und setzte sich in der weiteren Ausrichtung der Kunstgewerbeschule fort, die mit den Zielen des 1907 in München gegründeten Deutschen Werkbundes korrespondierte. Neben Lossow gehörten dem Werkbund mit Josef Goller, Oskar Seyffert und Adolf Sonnenschein weitere Lehrkräfte der Dresdner Kunstgewerbeschule an.[2] 1914 trennte der nunmehrige Direktor Karl Groß, auch Leiter der Klasse für Goldschmiedekunst und Architekturplastik, das Kunstgewerbemuseum ab.[3]

Zu den Absolventen der Schule, die meist ein Studium an der Kunstakademie anstrebten, gehörten viele später erfolgreich tätige Künstler wie Otto Dix, der freundschaftliche Bindungen zu den Mitstudenten Otto Baumgärtel, Marga Kummer, Kurt Lohse und Otto Griebel aufbaute.[4] Sie hatten an der Kunstgewerbeschule einen ausgezeichneten Zeichenunterricht erhalten, der sie befähigte, Dresden in den 1920er Jahren zu einem Zentrum der Neuen Sachlichkeit werden zu lassen. Die Sieben standen später für eine spätimpressionistische und expressiv-realistische Malertradition.

Die Kunstgewerbeschule hieß ab 1921 Akademie für Kunstgewerbe. In dieser Zeit, unter dem langjährigen Direktor Karl Groß, genoss die Kunstgewerbeakademie besonders auch dank Carl Rade hohes Ansehen. Ein jährliches Großereignis war die Ausrichtung eines Gauklerfestes zu Fasching. Eigens für Veranstaltungen dieser Art gab es auch den Verein Hans Holbein, der aus Mitgliedern der Schule bestand und sein Vereinslokal in der Feldschlößchen-Brauerei hatte.

Nach der Machtergreifung durch die Nazis trat Groß zurück, Rade wurde entlassen. Während der Nazizeit bestanden an diesem Ort neben dem Kunstgewerbemuseum und der Kunstgewerbebibliothek eine Staatliche Meisterschule des Deutschen Handwerks, eine Hochschule für freie und angewandte Kunst und eine Staatliche Kunsthochschule.[5] Zu den bekanntesten Dozenten zählte hier Paul Sinkwitz.

[Bearbeiten] Integration in die Hochschule für Bildende Künste

1947 wurde die ehemalige Kunstgewerbeschule als Hochschule für Werkkunst unter Leitung von Will Grohmann wiedergegründet. Die Kunstgewerbebibliothek erhielt den Rang einer Zentralen Kunstbibliothek der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Nachdem Grohmann ein Jahr später die sowjetische Besatzungszone verlassen hatte, wurde der Bauhäusler Mart Stam zum Rektor berufen.[6] Stam sollte die Hochschule für Werkkunst mit der HfBK Dresden vereinen: "Der Arbeiter, der Werktätige ist der Konsument, und es geht um die Versorgung der breiten Schicht der Werktätigen mit Produkten, die tatsächlich das Beste darstellen; es geht darum, Gestalter auszubilden, welche die Verantwortung tragen können für das kulturelle Niveau der Gebrauchsgegenstände unserer werktätigen Menschen." (Stam 1948). Der Formalismus geriet im Stalinismus jedoch unter den Verdacht, eine "volksfremde und volksfeindliche Strömung" und eine "Waffe des Imperialismus" zu sein. Einflussreiche Kräfte um Lea Grundig lehnten Stam entschieden ab und er musste 1950 Dresden wieder verlassen.

[Bearbeiten] Bildergalerie

[Bearbeiten] Lehrkräfte und Schüler

Dozenten: Alwin Anger | Alexander Baranowsky | Otto Baumgärtel | Karl Berling | Wanda Bibrowicz | Alfred Diethe | Hermann Dittrich | Ermenegildo Antonio Donadini | Arno Drescher | Hermann Eckert | Wilhelm Ellenberger | Georg Erler | Max Feldbauer | Max Frey | Josef Goller | Karl Ludwig Theodor Graff | Will Grohmann | Karl Groß | Richard Guhr (Klasse für Dekorative Malerei) | Paul Herrmann | Margarete Junge (Modeklasse) | Wilhelm Kreis (Klasse für Raumkunst) | Richard Lippmann | William Lossow | Georg Lührig | Richard Mebert (Klasse für Ornament- und Naturmalen) | Oskar Menzel | Wera Meyer-Waldeck | Woldemar Müller | Paul Naumann (Klasse für Buntdruck) | Jean Pape | Carl Rade | Max Rade (Klasse für Ornament- und Naturmalen) | Hilde Rakebrand | Paul Rößler | Edmund Schuchardt | Oskar Seyffert | Otto Siedamgrotzky | Karl Simmang | Paul Sinkwitz | Adolf Sonnenschein | Hugo Spieler | Richard Steche | Johann Nikolaus Türk (Klasse für Figurenzeichnen) | Richard Weiße | Heinrich Wieynck (Professor für Typographie)

Schüler: Elisabeth Ahnert | Alexander Baranowsky | Oskar Fritz Beier | Friedrich Brodauf | Gertrud Busch | Pol Cassel | Dore Corty | Otto Dix | Ewald Max Karl Enderlein | Max Feldbauer | Friedrich Kurt Fiedler | Bruno Fischer | Johannes Heinrich Fischer | Erich Fraaß | Erich Gerlach | Hermann Glöckner | Otto Griebel | Lea Grundig | Ernst Hassebrauk | Hanna Hausmann-Kohlmann | Walter Helfenbein | Artur Henne | Alfred Hesse | Erhard Hippold | Lydia Hörenz | Julius Paul Junghanns | Hans Jüchser | Hans Kinder | Bernhard Kretzschmar | Marga Kummer | Max Lachnit | Wilhelm Lachnit | Otto Lange | Paula Lauenstein | Erna Lincke | Arthur Heinrich Lippert | Kurt Lohse | Elfriede Lohse-Wächtler | Gustav Alfred Müller | Erich Oehme | Max Pechstein | Martin Erich Philipp | Otto Pilz | Edmund Schuchardt | Paul Sinkwitz | Elsa Sturm-Lindner | Alfred Teichmann | Karl Timmler | Johann Nikolaus Türk d.J. | Georg Türke | Paul Wilhelm | Fritz Winkler | Willy Wolff

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Adressbuch der Stadt Dresden, 1904
  2. Mitgliederverzeichnis des Deutschen Werkbundes 1913
  3. Kunstgewerbemuseum (Museum für Kunsthandwerk) auf dresden-und-sachsen.de
  4. Otto Dix, 1910-1914 | An der Kunstgewerbeschule Dresden
  5. Adressbücher der Stadt Dresden, 1941-44
  6. Mart Stam in der DDR ...spezifisch reformistisch bauhausartig...

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Literatur

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